Frederick John Elgersma aka Fred Eaglesmith is in town oder besser gesagt auf Roepaen. Der Protagonist hat gleich zwei Bands, um deutlich zu machen, dass er mit den beiden Gruppen zwei unterschiedliche Stile vertritt. Einerseits stehen The Flathead Noodlers für Bluegrass, andererseits vertreten The Flying Squirrels die Richtung Folk/Folk Rock. In Anlehnung an die 'Deadheads' ( Grateful Dead) werden seine Fans 'Fredheads' genannt. Bereits 1980 debütierte er mit "Fred J. Eaglesmith" und unter anderem sind "Drive-In Movie" (1995) sowie "Lipstick, Lies & Gasoline" (1997) Highlights in seiner Diskografie. "Ralph's Last Show: Live In Santa Cruz" war sein Einstieg ins neue Millennium und "Tinderbox" (2008) sowie "Cha Cha Cha" (2010) sind weitere Alben, denen man Aufmerksamkeit schenken muss. Über Eaglesmiths Vita könnte man noch so viel schreiben, aber das bringt er in seinen Konzerten zum Besten...
Im ehemaligen Kloster trat Eaglesmith solo auf und doch war er nicht ganz alleine nach Ottersum gekommen, denn seine Tochter Jesse Elgersma stand zunächst auf der Bühne des Nightclubs.
Sie gab in ihrem zirka zwanzigminütigen Auftritt eine Visitenkarte ihres Könnens ab. Getragen von Emotionen zwischen Melancholie und Heiterkeit servierte die junge Frau dem Publikum einen intim zu nennenden Gig. Sie war nicht die Dame der großen Worte zwischen den Songs. Dafür sei ihr Vater dann zuständig, meinte sie mit einem kleinen Augenzwinkern in Richtung Publikum. Jesse Elgersma untermalte ihren klaren Gesang durch kompetentes Fingerpicking auf der halbakustischen Gitarre. In ihren wenigen Stücken präsentierte sie den zahlreich erschienen Zuschauern den ruhigen November-Blues und im letzten Track ging es etwas flotter zu.
Tatsächlich hat Jesse Elgersma noch keine Internet-Präsenz, aber, wie sie mir nach dem Auftritt sagte, wird diese in naher Zukunft angegangen werden.
Ein Bühnenumbau war nicht notwendig und so dauerte es nur einige Momente, bis Fred Eaglesmith sein Konzert begann. Der Mann war von einer Erkältung heimgesucht worden und so klang seine Stimme etwas belegt. Diese Tatsache sollte allerdings nur eine geringe Rolle im Verlauf seiner Show spielen. Ja, bei Fred Eaglesmith musste man von Show sprechen, denn der Mann war vom Fleck weg ein perfekter Entertainer, der ohne den Kontakt zum Publikum wohl überhaupt nicht leben konnte.
Er wartete förmlich auf Reaktionen aus dem Zuschauerraum und bekam sie auch. Eaglesmith war ein Scherzkeks, wie er im Buch der Komödianten steht. Er hatte auf jeden Pott einen Deckel und tatsächlich hat der Schreiber dieser Zeilen bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ein derart lustiges Konzert besucht.
Er erzählte Geschichten aus seinem Leben und servierte dann die passenden Songs dazu. "Lucille" war eine der flotteren Nummern in der Setlist und der Mann aus Kanada hatte auch so richtig männliche Themen auf Lager. Unter anderem ging es um Traktoren ("John Deere") oder um PS-starke Autos ("105"). Selbstredend gab er auch Kompositionen von seinem Album "Cha Cha Cha" zum Besten und Kostenproben seiner brandneuen CD "6 Volts" durften auch nicht fehlen.
Locker sorgte Eaglesmith auch durch seine musikalische Ausstrahlung für beste Stimmung. Das Gitarrenspiel kam wie selbstverständlich und entspannt rüber. Seine Kompositionen hatten viel Substanz und den Protagonisten nur als Stand-up-Comedian abzutun, wurde ihm nicht gerecht. Wenn es um Dinge wie zum Beispiel Bankmanager, Geldmacherei, Euro-Krise, Religion oder Philosophisches ging, konnte er auch sehr ernst werden. Ehrlich war Eaglesmith immer. Nach einem Kuh-Scherz folgte der 'Cow-Blues' und seine Persiflagen auf Bruce Cockburn beziehungsweise Barry White waren der Brüller.
Der Auftritt von Fred Eaglesmith war beste Singer/Songwriter-Unterhaltung. Er bringt die Zuschauer in Bewegung und mit über zweihundert Konzerten pro Jahr ist er ein Mann der Straße. Dort scheint er sich am Wohlsten zu fühlen und wenn er in einem Gig über das 'enough' erzählt, sollte man genauestens zuhören. In jedem seiner Songs steckt eine Wahrheit. Er pfeift darauf, dass viele bekannte Künstler (unter anderem Toby Keith, Kasey Chambers, The Cowboy Junkies) des Musik-Business seine Kompositionen gecovert haben oder ein Martin Scorsese seine Nummern für Filme hernahm. Wichtig für ihn sind die vermeintlich kleinen Dinge des Lebens. Eines steht jedenfalls nach seinem Konzert auf Roepaen fest: Ich bin jetzt auch ein 'Fredhead'.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Jesse Elgersma (guitar, vocals)
Fred Eaglesmith (guitar, vocals)
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