Joe Egan / Out Of Nowhere
Out Of Nowhere Spielzeit: 19:32 (Side 1), 20:17 (Side 2)
Medium: LP
Label: Sireena Records, 2016 (1979)
Stil: Singer/Songwriter, Folk



Review vom 06.06.2016


Markus Kerren
Wofür Joe Egan heute wahrscheinlich am ehesten bekannt ist, ist seine Mitgliedschaft in der Band Stealers Wheel, zusammen mit Gerry Rafferty. Gegründet in den frühen Siebzigern in Schottland, konnte die Band mit ihrem gleichnamigen Debütalbum sowie der Single "Stuck In The Middle With You" weltweit ganz groß punkten. Leider kam es bandintern bereits sehr bald zu zwischenmenschlichen Differenzen (Musiker kamen und gingen) und am schlimmsten: Die beiden musikalischen Köpfe Egan und Rafferty konnten sich scheinbar nicht mehr in die Augen sehen.
Nachdem Rafferty bereits für ein Jahr (1973) ausgestiegen war, überredete man ihn doch nochmal zu einer Rückkehr. Es kam zwar noch zu zwei weiteren Alben, aber 1975 war dann endgültig Schicht. Aufgrund komplizierter Verträge durften beide Musiker erst Jahre später wieder Alben veröffentlichen. Gerry Rafferty schlug mit "Baker Street" ganz groß ein und Joe Egan... veröffentlichte 1979 sein Solodebüt "Out Of Nowhere".
Musikalisch ist er sich bzw. seiner Vergangenheit darauf durchaus treu geblieben. Fein komponierte Songs, sehr sparsam instrumentiert und mit einem spitzenmäßig differenzierten Sound in Szene gesetzt, präsentierte er auf dieser Scheibe zehn Kleinode aus dem Singer/Songwriter- und Folk-Metier, die (wie beispielsweise im Titelsong) auch mal dezente Streicher auffuhren. Bereits das eröffnende "Back On The Road" gibt die Richtung klar vor: Ein eher softes Arrangement umspielt die sanfte und sehr melodiöse Stimme Egans, dessen Hooklines ganz geschmeidig in die Hörgänge fließen und umgehend eine entspannte Atmosphäre aufbauen.
Ein 'rollendes' Piano unterlegt das Pfeifen des Protagonisten sowie Hintergründgeräusche, bevor eine dezente und sehr präzise elektrische Gitarre die Farbtupfer für "Ask For No Favours" ins Spiel bringt. Der Schotte erweist sich auf seinem Debüt durchgängig als Meister der Arrangements, was sich immer wieder durch großen Abwechslungsreichtum bei teilweise recht wenig eingesetzten Instrumenten zeigt. Glanzpunkte bei den Soli setzen meistens die Gitarristen, die ganz tolle Arbeit abgeliefert haben. Wie Joe Egan selbst schaffen sie es immer wieder, auch ohne sich aufdringlich in Szene zu setzen genau die richtigen Einsätze zum genau richtigen Zeitpunkt zu bringen.
Richtig geil gegroovt wird in dem coolen "Why Let It Bother You" und "The Last Farewell" hätte eindeutig das Zeug zum Hit gehabt. Schade... Die zweite Seite macht mit "Freeze" genau dort weiter, da steckt sogar ein Stückchen Westcoast mit drin. Das hätte sogar den seinerzeit schwer angesagten Eagles sehr gut zu Gesicht gestanden. Leider hatte die Scheibe aufgrund des damals (1979) vorherrschenden Zeitgeistes (Punk Rock, New Wave, New Wave of British Heavy Metal) eher schlechte Karten, was den großen Erfolg angeht. Wieder sehr schade, denn verdient gehabt hätte sie ihn zweifellos.
"Out Of Nowhere" trägt noch eindeutig die Handschrift und den Geist der siebziger Jahre in sich, ohne dabei antiquiert oder angestaubt zu wirken. Wie bereits erwähnt glänzen sowohl das Songwriting, als auch die Umsetzung hinsichtlich der Einspielung sowie Arrangements. Wenn man diese kleine vergessene Perle dann auch nochmal auf weißem 180g-Vinyl (auf 1.000 Stück limitiert) in die Finger bzw. auf den Plattenteller bekommt, kann die Freude durch nichts mehr getrübt werden.
Für Joe Egan kam es danach leider nur noch zu einem weiteren Album ("Map" von 1981), das sich aber sehr schlecht verkaufte und aus dem deshalb auch erst gar keine Singles ausgekoppelt wurden. Anschließend zog sich der Brite zunächst komplett aus dem Musik-Business zurück, er soll heute aber wieder aktiv sein.
Line-up:
Joe Egan (acoustic guitars, lead vocals)
Phil Palmer (electric guitars)
Paul Pilnick (electric guitars, bass)
Alan Parker (Dobro, electric guitars)
Billy Livsey (keyboards)
Dave Markee (bass)
Henry Spinetti (drums)
Charles Spitteri (percussion)

With:
Gallagher & Lyle (mandolin, accordion - #A-5)
Graham Lyle (mandolin - #B-1)
Sylvia Egan (background vocals - #B-1,5)
Joy Yates (background vocals - #A-2, B-2)
Vicky Brown (background vocals - #A-2, B-2)
George Chandler (background vocals - #A-2, B-2)
Jimmy Ellis (background vocals - #A-2, B-2)
Tracklist
Side 1:
01:Back On The Road
02:Ask For No Favours
03:Natural High
04:Why Let It Bother You
05:The Last Farewell

Side 2:
01:Freeze
02:Pride
03:No Time For Sorrow
04:Leaving It All Behind
05:Out Of Nowhere
Externe Links: