Spielzeit: 24:44 Medium: CD Label: Cherry Red Records, 2015 (1963) Stil: Jazz Review vom 02.01.2016 Markus Kerren

Uhuu, was für ein kleiner Schatz wurde denn hier ausgegraben? Fast nicht zu glauben, haben wir es bei dieser Scheibe des Keith Emerson Trios mit Aufnahmen aus dem Jahr 1963 zu tun, als der spätere große Mann des Progressive Rock gerade einmal 14 Jahre alt war. Dies sollte aber nun nicht direkt zur Abwendung führen, denn selbst wenn die sieben von damals noch erhaltenen und jetzt wieder vorliegenden Tracks weder was mit Prog noch mit Rock zu tun haben, so sind sie dennoch alles andere als von schlechten Eltern.

Noch einige Jahre bevor er sich der Sixties-Combo The Nice anschloss, versammelten sich Emerson, der Bassist Godfrey Sheppard sowie der Schlagzeuger David Keene im heimischen Wohnzimmer der Eltern des Keyboarders und nahmen rund um ein mitlaufendes Tonbandgerät (mit selbstverständlich nur einem einzigen Raum-Mikrofon) die vorliegenden sieben Tracks auf. Dass da auch das beste und neuwertigste Studio-Equipment soundmäßig nicht mehr alles zum Besten kehren kann, dürfte auf der Hand liegen. Und dennoch kann man diese knapp 25 Minuten auch völlig ohne körperliche Schmerzen sehr gut konsumieren.

Die Mehrzahl der Titel waren Coverversionen von Jazz-Stücken, aber mit "56 Blues" sowie "Winkle Picker Stamp" trat Keith Emerson bereits sehr früh auch kompositorisch in Erscheinung. David Keenes Schlagzeug klingt zumeist sehr konventionell, aber Godfrey Sheppards Bass macht da schon weit mehr her. Alleine schon durch die Tatsache, dass dieser abwechselnd gezupft oder gestrichen (wie etwa bei "You Say You Care") wird, war vielleicht keine absolut neue, aber immerhin sehr coole Angelegenheit.

Tja, und Keith Emerson zeigte bereits in diesem ziemlich jungen Alter richtig starke Ansätze, was die Melodiosität, das Feeling und den Fluss seines Spiels betrifft. Überhaupt wirken die einzelnen Tracks sehr lebendig und voller Tatendrang, ohne den nötigen Ernst vermissen zu lassen. Die erste Eigenkomposition weicht dann auch etwas von dem restlichen Material ab, denn hier haben wir es vielmehr mit Rock'n'Roll inklusive einem blitzsauberen Honky Tonk Piano (das auch den ein oder anderen schrägen Ton nicht auslässt) zu tun. Auf dem zweiten selbstverfassten Stück geht es ähnlich zu und auch hier schlug Emerson die Tasten mit sprühendem Elan an.

Ohne jetzt auf jede einzelne Nummer genau einzugehen, dürfte dieses gleichnamige Album (bzw. ist es zeitlich gesehen eher eine EP) des Keith Emerson Trios ein Muss für alle Fans des ehemaligen Emerson, Lake & Palmer-, Emerson, Lake & Powell- etc. etc. Musikers sein. Die Soundqualität ist für das stolze Alter der Aufnahmen durchaus akzeptabel und auch vom Spielerischen gibt es nicht allzu viel zu meckern. Feine Sache!

Line-up:
Keith Emerson (piano)
Godfrey Sheppard (bass)
David Keene (drums)