Martin Engelien's Go Music / One
One Spielzeit: 59:33
Medium: CD
Label: A1 Records, 2012
Stil: Blues, Rock, Reggae

Review vom 05.10.2012


Joachim 'Joe' Brookes
1996 hatte die von Martin Engelien ins Leben gerufene Go Music-Session ihr Geburtsjahr. Das fünfzehnjährige Jubiläum wurde 2011 gefeiert und nun kommt es zu einem weiteren Anlass, in die Hände zu klatschen und Applaus zu spenden, denn das erste Go Music-Album ist auf dem Markt.
Selbstredend bekommt man auf vorliegender Platte in einer knappen Stunde und sieben Tracks all das geboten, was die Go Music-Livemusik ausmacht. Sowohl die genreübergreifende Songauswahl als auch die vor Ideenreichtum strotzenden Soli aller Musiker sprechen eine eigene, dieser Konzertreise wie ein Kaugummi unter dem Schuh (ist positiv zu verstehen) anhaftende Sprache. Was uns die Sardin Ilenia Romano in der Alanis Morissette-Nummer "You Oughta Know" an gesungenem Alleingang bietet, ist Gänsehaut pur.
Man spürt förmlich die Livehaftigkeit der einzelnen Nummern, die allesamt aus Konzerten des Jahres 2012 stammen. In diesem Zusammenhang ist es durchaus wichtig zu erwähnen, was Martin Engelien dazu schreibt: »Ich habe im Studio nichts nachgebessert, nichts noch einmal hinterher einspielen oder singen lassen. Das Einzige, was ich im Studio arrangiert habe ist Kürzung von einzelnen Parts ... Pure Live Qualität!«
Man kann sich an ausladenden Gitarren-, Drums, Keyboards oder Basssoli laben und nicht nur einmal gibt es fantastische Zwiegespräche zwischen verschiedenen Instrumenten. Wer bei einer Go Music anwesend ist, weiß, dass die Musiker unglaubliche Freiräume haben und der Organisator der Sessions ist immer wieder Motor beziehungsweise Motivator.
Vom erdigen Blues über treibenden Rock, Funk bis hin zum Reggae ist für jeden Musikfan etwas in der Tracklist zu finden. Mit Dave Goodman rockt der Don Nix-12-Takter "Going Down" und "Tell Mama" ist ein beeindruckendes Happening mit Maggie Mackenthun, die zeigt, dass der Vergleich mit Janis Joplin absolut berechtigt ist. Bei dieser Go Music-Session war gleichzeitig auch Gerd Sagemüller am Schlagzeug dabei, sodass man hier den Nukleus der Band Kozmic Blue erleben darf. Die Zwiegespräche wurden ja bereits erwähnt. In "Tell Mama" zeigen Mackenthun sowie Joerg Dudys (Herwig Mitteregger, Mousse T., Jule Neigel, Nena, Reamonn, Roachford,
Jutta Weinhold, Edo Zanki) diese Verbundenheit auf faszinierend Art und Weise. Dudys ist es dann, der auch noch für eine jazzrockige Ausrichtung der Genre-Vielfalt sorgt.
Hinreißend ist das mit klasse Latinflair interpretierte "Senza Paura". Diese Nummer schwebt auf den Schwingen der guten Musik ganz leichfüßig dahin und hier sind es Sandro Giampietro sowie Bo Heart, die sich mit ihren Instrumenten unter anderem freizügig über einige Latin-Klassiker unterhalten. Wunderbar!
Engeliens Wortschöpfung »unvorherhörbar« trifft bei "One" sehr häufig den Nagel auf den Kopf. Wenn man einem Song allerdings einen ganz anderen, prägenden Rhythmus verpasst, heißt es für den Hörer, die Go Music-Version der Eagles-Komposition "Hotel California" zu genießen. Diesem Track hat man eine fantastische Reggae-Grundlage verpasst und hier überzeugt die Sängerin Kinga Katharina. Hervorragend! Für Dennis Hormes' Ausflüge auf dem Fretboard gibt es keine Worte.
Die Buchstützen der CD sind zwei Versionen des instrumentalen Eröffnungssongs der Konzerte im Frühjahr 2012. Zu Beginn der Platte steht "Reißt alle Mauern ein" als besonderes Beispiel der musikalischen Freizügigkeit und einem Martin Engelien, der seinem Solo einen äußerst psychedelischen Sound verpasst und sich in damit in die Stratosphäre schraubt. Gigantisch! Bei den abschließenden knapp zwei Minuten sorgen Chris Kramer, Robert Carl Blank, Dieter Steinmann und Martin Engelien für ein ganz anderes musikalisches Strickmuster.
Die Besucher der Konzerte werden sich das erste Album der Go Music-Sessions eh zulegen. Allerdings ist diese Scheibe auch eine dicke Empfehlung an jeden aufgeschlossenen Musikfan. Die Live-Platte "One" ist etwas Besonderes und da es im Martin Engelien-Archiv noch eine Fülle an Mitschnitten gibt, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die zweite Ausgabe erscheinen wird. Es ist bestimmt Zufall, dass das Publikum am Ende des letzten Tracks »Zugabe« ruft. In diesem Sinne ... nimm dir Zeit für gute Livemusik.
Line-up:
Martin Engelien (bass, vocals)
Ilenia Romano (vocals - #1,6)
Kinga Katharina (vocals - #3)
Maggie Mackenthun (vocals - #5)
Dennis Hormes (guitar - #1,3, vocals - #3)
Sandro Giampietro (guitar, vocals - #2,6)
Jörg Dudys (guitar)
Dave Goodman (vocals, guitar - #4)
Robert Carl Blank (acoustic guitar - #7)
Bo Heart (keyboards - #2,6)
Svenja Schmidt (keyboards - #4)
Chris Kramer (harmonica - #7)
Richy Denis (drums - #1)
Zacky Tsoukas (drums - #2,6)
Max Kotzmann (drums - #3)
Manni von Bohr (drums - #4)
Gerd Sagemüller (drums - #5)
Dieter Steinmann (drums - #7)
Tracklist
01:Reißt alle Mauern ein [M. Engelien/D. Hormes] (12:49)
02:You Oughta Know [G. Ballard/A. Morissette] (7:59)
03:Hotel California [Felder/Frey/Henley] (10:50)
04:Going Down [D. Nix] (7:16)
05:Tell Mama [Daniels/Terell/Carter] (10:38)
06:Senza Paura [De Moraes/Filho] (8:19)
07:Reißt alle Mauern ein [M. Engelien/C. Kramer] (1:41)
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