|
Simon Elvnäs / Words Unspoken
|
|||
|
Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn Kinder etwas machen müssen, was die Eltern wollen. Im Fall von Simon Elvnäs benötigte sein Vater, der Akkordeon spielte, einen Schlagzeuger für seine Auftritte und kurzerhand setzte er seinen Sohn hinter ein Drumkit, brachte ihm das Trommeln bei und schon war der sehr junge Simon Musiker. Zu der Zeit schrieb Elvnäs auch seinen ersten Song. Der Wechsel zum Saiteninstrument dauerte allerdings noch etwas und weitere Erfahrungen als Schlagzeuger machte er in der Band seines älteren Bruders.
Ernsthafter wurde die Angelegenheit, als Elvnäs mit einundzwanzig Jahren dann zur Gitarre griff und sich mit Hilfe einer Buchanleitung das Spielen beibrachte. Bei einer Geburtstagsfeier trat er als Sänger auf und wurde dabei von einem Freund an der Gitarre begleitet. Auf der Party war ein Restaurantbesitzer, der ihn fragte, ob er bei ihm auftreten möchte. Simon Elvnäs hatte seinen ersten eigenen Gig. Immer noch begleitet ihn sein Freund auf der Gitarre. Der wiederum lebte ziemlich weit weg und so war Simon quasi gezwungen, ruckzuck auf der Gitarre fit zu werden. Schließlich trat er drei Jahre lang in dem Lokal auf und spielte Coversongs aus Rock, Pop und Folk.
Der Schwede veröffentlichte "Words Unspoken" 2010 und erweist sich in einer fast dreiviertel Stunde Spielzeit als klasse Singer und sehr guter Songwriter. In seinen Kompositionen öffnet er dem Hörer sein Herz. Die in den Texten zum Ausdruck gebrachten Lebenserfahrungen des nun Fünfunddreißigjährigen sind glaubhaft und werden durch seine symphatisch-emotionale Stimme noch verstärkt.
Trotz des großen Line-up kommt die Platte wie aus einem Guss daher, weil über allem die Schreiber-Qualitäten des Protagonisten schweben und schließlich hat Glen Scott durch Produktion und Mixing der Scheibe genau das richtige Klang-Feeling verpasst. Kein Wunder, denn schließlich brachte der Mann durch die Zusammenarbeit mit Eric Bibb, Ron Sexsmith, Stephen Simmonds oder Sarah Dawn Finer genügend Erfahrung mit.
Mit echten Streichern beziehungsweise Bläsern wurden einige Songs perfekt in Szene gesetzt und daneben gibt es auch sehr gefühlvolle Tracks in kleinerer Besetzung. Die elf Nummern funktionieren in beide Richtungen sehr gut und man ist schließlich völlig von den Socken, wenn Elvnäs in "I Will Change It All" gemeinsam mit Frida Öhrn (Oh Laura) im Duett singt. Ihre Stimme ist genauso ergreifend wie die des Stockholmers und diese noch nicht einmal drei Minuten gehören zum Besten auf der Platte. Da erntet der Künstler Applaus. Ähnlich geht es dem Hörer bei dem Schlussakkord "I'm Not". Hier ist Irma Schultz seine Mikrofonpartnerin und diese Komposition ist auch noch eine Live-Nummer bei der das Publikum andächtig zuhört.
Apropos Live-Nummer. Da gibt es noch einen weiteren Mitschnitt. Der trägt den Titel "Water Is Wine", stammt aus der Feder von Pete Seeger und wurde brillant interpretiert. Für "Words Unspoken" steckten alle anderen Alben auf meinem Schreibtisch plötzlich in einer Warteschleife. Die CD war ein ständiger Begleiter und die Lieder haben eine so hohe Qualität, dass Abnutzungserscheinungen hier ein Fremdwort sind. Die Scheibe ist einfach schön, hat Atmosphäre und wenn in "Mistaken For A Man" fein geschnitzte Blues-Gefühle aufkommen, dann liegt das nicht nur an der Harmonika.
Der Rundling kommt in einer raffinierten Verpackung daher und selbst das Booklet ist ein künstlerisch hochwertig gestaltetes Büchlein mit über zwanzig Seiten und allen Texten. Bei "Words Unspoken" stimmt die Stimmung, das Songwriting sowie die musikalische Umsetzung und von daher kann Simon Elvnäs nur empfohlen werden.
Line-up:
Simon Elvnäs (lead vocals, acoustic guitar) Glen Scott (piano, keyboards, melodica, bass, percussion, backing vocals) Kalle Hedqvist (electric guitar, acoustic guitar, lap steel, harmonica, backing vocals) Oskar Winberg (electric guitar, acoustic guitar) Erik Arvinder (violin) Aleksander Sätterström (violin) Andreas Forsman (violin) Frederik Syberg (violin) Christopher Öhman (viola) Riikla Repo (viola) Olof Ander (viola) Erik Wahlgren (cello) Cecilia Linné (cello) Gudmund Ingvall (cello) Henrik Söderqvist (cello) Anders Andersson (saxophone, clarinet) Peter Lindhamre (trumpet) Staffan Findin (trombone) Peter Forss (acoustic bass, fiddle) Magnus Olsson (drums, percussion) Åsa Bosdotter (backing vocals)
Externe Links:
|
