Walter Trout hat ja schon lange den Sprung über den Atlantik geschafft und füllt mit seinem Blues Rock nicht nur die Clubs in Europa.
So etwas wünscht man dem Amerikaner Tinley Ellis auch... und zwar schon lange.
Allerdings wird man sich aus der Distanz ganz einfach mit anderen Leuten freuen müssen, denn in den USA tourt der Mann mit dem Bart unentwegt.
Seinen Blues Rock sehe ich schon seit langem als eine echte Konkurrenz zu Trout.
Ähnlich wie er mag Ellis es sowohl im Powertrio, als auch mit einem Keyboarder und der aus Atlanta stammende Gitarrist, Sänger und Komponist konnte seine Fans bereits mit "Live – Highway Man" von seinen Bühnenqualitäten überzeugen. Ellis... ein Geheimtipp? Hoffentlich nicht mehr.
Sein Gitarrensound ist genauso knackig, wie seine rockigen Songs, zum Teil so schön dreckig, wie die Schuhe von Kindern. Die ihm in die Wiege gelegte Stimme ist mit einem eindeutigen Erkennungsfaktor versehen und obendrein hat der mittlerweile Zweiundfünfzigjährige auch einen richtigen Soul auf den Stimmbändern.
Aus seiner Liebe zu Stevie Ray Vaughan macht er auf dieser Platte ebenfalls keinen Hehl. Ellis leiht sich allerdings keine Komposition bei dem Meister aus, sondern lehnt sich mit einer großen Portion eigener Charakteristik an die Schulter des so früh verstorbenen Austin-Gitarristen. Bei Ellis heißt es dann "The Other Side". Ohne jetzt genauer auf den Text zu hören, passt der Songtitel ja schon treffend.
Ellis kann eine richtig feurige Gitarre spielen und im nächsten Moment auf sanft umschalten.
Einerseits ist er immer noch ein großer Fan des Wah Wah-Pedals und anderseits ist er ein Könner im Schreiben von hinreißenden Balladen. Zwei hat er für "Speak No Evil" geschrieben und ausgerechnet sind diese Nummern die längsten des Albums.
"It Takes What It Takes" sowie "Loving For Today" wurden beide mit Pete Orenstein an der Orgel eingespielt. Die Töne der Gitarren fließen in einem nicht enden wollenden Strom und dafür legt Orenstein den roten Keyboardteppich aus. Faszinierend, welche Klasse Ellis' Songs haben.
Für die weitere Ballade hat der Gitarrist seinem Instrument einen richtig fetten und etwas verzerrten Klang verpasst. Ungewöhnlich für eine langsame Nummer, allerdings legt man mit dem entsprechenden Flair schon kurz danach los und hier lässt der individuelle Gitarrist sein Arbeitgerät etwas pausieren. Da kann natürlich Orenstein an der Lautstärke seiner Keyboards drehen. Wenn Ellis hier in die Saiten greift, wird es lauter und der Track bekommt eine Portion Dynamik verpasst. Im Mittelteil zupft Ellis ein sehr kurzes Solo, aber diese paar Sekunden würde ich mir am liebsten kopieren und als Endlosschleife laufen lassen.
Nicht nur mit dem Wah Wah-Pedal an der Schuhsohle ist Ellis umtriebig.
Ein weiteres essentielles Zubehör für einen Blueser beziehungsweise Blues-Rocker ist das Bottleneck und dem gibt der Amerikaner einen besonderen Stellenwert. Einen gesamten Song über setzt er gekonnt das Metallröhrchen ein. Wer bereits einen Blick auf die Tracklist geworfen hat, kann es sich schon denken. Ganz am Schluss befindet sich der Song "Rockslide" und der Titel ist so etwas von fast vier Minuten Programm, dass man sich danach, wie vor einer leeren Speiseeisschale sitzend, alle zehn Finger ablecken könnte.
Wenn ich schreibe, dass "Sunlight Of Love" ein typischer Song von Tinley Ellis ist, dann hat so etwas keinen bitteren Beigeschmack, sondern zeugt von einer ganz hohen Güte.
Der Drummer Jeff Burch ist, genau so wie Bassist The Evil One schon länger bei Ellis aktiv und bürgen für viel Rhythmusqualität.
Tja, nach jedem Track freut man sich bereits auf den nächsten und war es im Opener das Wah Wah-Pedal, kommt er im nächsten Song mit überraschenden Riffs und einem tollen Refrain um die Ecke.
Über den groovenden Titeltrack geht es über die bereits weiter oben erwähnten Lieder in ganz schwer rockende Abteilung der Platte. Kein Stück kaufe ich ihm da ab, dass die Nacht einfach ist, auch wenn er diese Zeile fast nur ins Mikrofon flüstert, der Schlingel. Dazu macht sein 12-Takter eine andere Figur. Das ist Marke Kleiderschrank, was da im Türrahmen steht. Kommt man nicht dran vorbei.
Wer immer mit "Amanda" gemeint ist, sie muss einen bleibenden Eindruck auf den Gitarristen gemacht haben, denn irgendwie überschlagen sich hier die Ereignisse. Es wird ein wenig psychedelisch und eine Erholungspause ist diese Nummer nicht gerade. Ich liebe den Song "Amanda" und bin abermals begeistert von Tinsley Ellis.
Der Mann hat es und kann es.
Da mit The Evil One und Jeff Burch an seiner Seite nichts schief gehen kann und auch Kevin McKendree, ebenfalls ein langjährigen Weggefährte, im Studio war, wünsche ich "Speak No Evil" ganz einfach gute Verkaufszahlen.
Line-up:
Tinsley Ellis (guitars, vocals)
The Evil One (bass)
Jeff Burch (drums, percussion)
With:
Kevin McKendree (Hammond, piano - #1,3,8)
Pete Orenstein (Hammond, Wurlitzer piano - #4,6,10)
Tracklist |
01:Sunlight Of Love (4:19)
02:Slip And Fall (4:00)
03:Speak No Evil (5:08)
04:It Takes What It Takes (6:01)
05:The Other Side (4:15)
06:The Night Is Easy (4:13)
07:Left Of Your Mind (3:45)
08:Cold Love, Hot Night (4:20)
09:Amanda (4:22)
10:Loving For Today (6:02)
11:Grow A Pair (4:31)
12:Rockslide (3:47)
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Externe Links:
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