Endlich war es so weit. Der Winter hatte sich (vorläufig?) zurückgezogen, und so war es der RockTimes-Redaktion, Abteilung Süd-Niedersachsen, wieder möglich, die Konzertsäle der Region zu besuchen und sich gute Live-Musik auf die Ohrmuscheln zu geben.
Bereits zweimal mussten wir geplante Gigs canceln, da uns der Schnee eine Anfahrt zur Bluesgarage unmöglich machte. Besonders bedauerlich war natürlich, dass wir so nicht über die Jubiläumstour von Wishbone Ash berichten konnten, zumal mit Jimmy Bowskill ein sehr interessanter Support-Act dabei war. Aber auch die Blueskarawane 2010 hätten wir sehr gerne miterlebt. Zum Glück war ja Kollege Steve bei einem anderen Konzerttermin dabei und konnte unsere Leser über den Ablauf unterrichten.
Na gut, jetzt aber genug geheult und nach vorne geblickt. Der Gig an diesem Samstag war schon vor Monaten fest eingeplant worden, nachdem uns die Live-CD der Dana Fuchs Band mit den besten Empfehlungen in die Hand gedrückt wurde. Und was uns da aus den Boxen entgegen kam, wirkte doch sehr viel versprechend. Diese Shouterin mussten wir uns einfach anhören. Wieder mal zeigte es sich, wie gut die RockTimer und ihre Leser zusammenarbeiten, denn es war nicht das erste Mal, dass wir sehr wertvolle Informationen zu Bands erhielten, die bisher gar nicht auf unserer Agenda standen. Klasse, wenn solche Kontakte so gut funktionieren.
Die 34-jährige Dana Fuchs war schon im letzten Jahr in der Bluesgarage zu Gast und hatte anscheinend bei diesem Konzert das fachkundige Publikum überzeugt, denn sehr schnell füllte sich der Saal bei Henry zusehends, sodass ich beim Beginn des ersten Sets schon einige Mühe hatte, noch einen guten Platz vor der Bühne zu bekommen, um brauchbare Fotos in die Kamera zu bekommen.
Obwohl wir über das Publikums-Interesse einigermaßen überrascht waren, zeigt die Biografie der Sängerin doch ganz klar, welch eine Klasse sie in den Stimmbändern hat. In einer Kleinstadt in Florida aufgewachsen, machte sie schon mit ihren älteren Geschwistern in ganz jungen Jahren Musik, wobei der Classic Rock, sowie Ray Charles und Hank Williams sehr bedeutende Rollen spielten.
Es folgten die Mitgliedschaft in einem Gospel Chor, und mit sechzehn Jahren sang Dana in ihrer ersten lokalen Rockband. So kam sie mit neunzehn Jahren nach New York, lernte dort ihren heutigen Gitarristen Jon Diamond kennen und die Dana Fuchs Band war geboren.
Schnell gehörten sie zu den festen Größen in den renommiertesten Bluesclubs der Metropole und konnten eine feste Fangemeinde um sich scharen. Schon bald folgten Auftritte mit Little Feat, Marianne Faithfull und Etta James.
Und es ging noch weiter nach oben. Die Auftritte der Band wurden auch von den Produzenten am Broadway zur Kenntnis genommen, und schon nach einem einzigen Vorsingen hatte Dana die Hauptrolle in dem Janis Joplin Tribute-Musical "Love, Janis". Man sieht also, hier ist eine absolute Könnerin am Werk.
Und die stand um Punkt 21.00 Uhr auf der Bühne in Isernhagen. Schon die ersten Töne ließen die Zuhörer aufhorchen. Da war eine wirklich große Stimme am Werk, die tatsächlich sehr stark an die Legende aus Port Arthur erinnerte. Okay, solche Vergleiche werden öfter gezogen und kosten meistens drei Euro fürs Phrasenschwein, aber für mich als großer Janis-Verehrer war schon der Anfang des Gigs eine ziemlich Offenbarung. Jetzt war dieses gewisse 'Donnergrollen' aus Danas Kehle zu vernehmen und faszinierte mich von Anfang an. Da kam etwas richtig Großes auf uns zu!
Auch die Band machte einen prima Job. Die Rhythmus-Sektion, bestehend aus Drummer Carter McLean und dem niederländischen Bassmann Walter Latupeirissa wirkte perfekt eingespielt und machte reichlich Druck. Dabei verzichteten sie auf jede übertriebenen Showeinlagen, sondern spielten völlig unspektakulär und überzeugten lieber durch Leistung. Klar, dass beide gegen Ende des Gigs auch die Gelegenheit zu kleineren Soloeinlagen bekamen. Sie hatten es sich redlich verdient.
Der schon erwähnte Gitarrist Jon Diamond, der auch von Anfang an am Songwriting beteiligt ist, glänzte mit mehreren starken Soli und war zudem die perfekte Unterstützung der Sängerin, die er immer wieder geschickt in Szene setzte.
Und Dana selbst? Was diese Frau während der 130 Minuten auf der Bühne anstellte, war schon vom Allerfeinsten. Sie erwies sich als perfekte Entertainerin, suchte immer wieder den direkten Kontakt mit dem Publikum und gab sehr oft Erklärungen zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Songs ab, die auch für die meisten Zuhörer im Saal verständlich waren. So gelang es Dana spielend, die Leute durch ihre sympathische Art zu begeistern. Dana Fuchs hat so richtig Eindruck auf die Anwesenden gemacht.
Aber auch ihre Bühnenshow war echt sehenswert. Ständig war sie in Bewegung, tobte von einem Ende zum anderen und machte mächtig Alarm in der Garage. Tanzend, springend und die wilden Locken um sich werfend, lebte sie jeden einzelnen Song vollkommen aus, ging immer wieder in die Knie oder sang flach auf dem Rücken liegend ihre Parts und riss die Zuhörer vor der Bühne völlig in ihren Bann. Das war schon ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten. So einen körperlichen Einsatz sieht man wirklich nicht alle Tage. Klasse gemacht, Dana!
Die meisten Songs waren uns schon von der Live-CD "Live From NYC" bekannt und sind musikalisch im Rock-, Blues-, Rock'n'Roll- und Country-Bereich angesiedelt. Auch einige ruhige 'Lovesongs' waren dabei, von denen ich "Misery" am stärksten fand, in dem Dana den Selbstmord ihrer ältesten Schwester textlich verarbeitet. Das ist mit seiner Intensität einer der schönsten Titel der amerikanischen Sängerin.
Doch zum größten Teil beherrschte ihre gewaltige Rockröhre die Szenerie. Und das, obwohl Dana anscheinend durch eine Grippe beeinträchtigt war. Gar nicht auszudenken, wie sie geklungen hätte, wenn sie voll einsatzfähig gewesen wäre. Schon so war dieser Gesang die reinste Offenbarung.
Die Setlist bestand fast ausschließlich aus Eigenkompositionen (auch ein Song des geplanten neuen Albums war dabei), lediglich der alte Stones-Klassiker "Gimme Shelter" sprengte diesen Rahmen. Dabei ließ Dana das Publikum kräftig mitarbeiten, sodass einige Teile des Refrains schon Fischer-Chor-ähnliche Ausmaße annahmen.
Als Zugabe gab es dann schließlich den Beatles-Song "Helter Skelter" vom "White Album", auf den wohl jeder einzelne der Zuhörer gewartet hatte, denn schließlich ist dieser Titel ja fast überall im Internet präsent. Nun rastete die Bluesgarage völlig aus, und der Abend hatte einen würdigen Abschluss gefunden.
Die Dana Fuchs Band lieferte einen richtig starken Gig ab, und die anwesenden RockTimer konnten vollauf zufrieden die Heimreise antreten. Diese Frau ist ein wahrer Vulkan, der nur so vor Energie sprüht!
Dana Fuchs (vocals)
Jon Diamond (guitar, harmonica, backing vocals)
Walter Latupeirissa (bass, backing vocals)
Carter McLean (drums)
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