The Eagles gelten bis heute noch vor allen Dingen als Eines: Nämlich die amerikanische Band der Siebziger schlechthin, die nachdrücklich den Soundtrack für eine ganze Generation geliefert und auch sinnbildlich für unbekümmerte Sommer-Monate am Strand, braungebrannte Schönheiten und eigentlich auch für den gesamten Lebensstil Kaliforniens steht. Nachdem es Brian Wilson gegen Ende der Sechziger als eine gute Idee empfand, die nächsten paar Jahre mal konstant in seinem Bett zu verbringen, tauchten die Beach Boys langsam aber sicher unter. Und die Eagles traten ein paar Jahre später, wenn auch mit einem anderen Musikstil ihre Nachfolge an. Doch der Weg dorthin war hart und steinig, die Zeit im Rampenlicht schwierig und oft sogar qualvoll. Aber dazu später mehr.
Denn in dem vorliegenden Buch geht es in erster Linie um das Individuum, bzw. den Gitarristen und Songwriter Don Felder, der im Jahr 1974 zu der Band stoßen sollte. Wenn man den Verlauf der 'Adler' als Bilderbuch-Karriere ansieht, so ist es das Leben von Don Felder sogar noch mehr. Ein typisch amerikanisches Märchen, ein Traum, der in Erfüllung geht.
Donald Felder wurde in Florida geboren und wuchs im dortigen Gainesville unter ärmlichen Verhältnissen auf. Beide Eltern arbeiteten bis zu 12 Stunden pro Tag. Man hatte ein Haus (vom Vater selbst gebaut), ein Auto und sich selbst. Danach kam erstmal lange Zeit gar nichts und danach wieder nichts. Je älter Don wurde, desto mehr wurde ihm bewusst, wie arm seine Familie im Gegensatz zu anderen tatsächlich war. Dennoch schaffte es sein Vater irgendwie, dem musikbegeisterten Jungen eine alte, verzogene Gitarre zu besorgen, auf der dieser auch begeistert und hartnäckig übte. Im Teenageralter kamen Beitritte in Bands, lokale Bands, die auf Tänzen und Schulveranstaltungen Coversongs zum Besten gaben.
Dann trifft Felder den Mann, der noch des Öfteren sein gesamtes Leben beeinflussen und umkrempeln sollte. Der Kalifornier Bernie Leadon war ganz neu in der Stadt, bereits ein außergewöhnlich guter Musiker und auf der Suche nach Kollegen, mit denen er zusammen zocken konnte. Nachdem ihm so ziemlich jeder in Gainesville erzählt hat, dass Felder der beste Gitarrist in der Stadt ist, passt er ihn eines Tages an einer Bushaltestelle ab, die beiden werden Freunde und spielen zusammen. Leadon wird es nach einiger Zeit im beschaulichen Gainesville jedoch zu langweilig, er will zurück nach Kalifornien und versucht Felder davon zu überzeugen, mitzukommen. Was jedoch nicht gelingt.
Der gute Don macht schließlich mit einer Band namens Flow sein erstes Album, aber die Verkaufszahlen und Auftrittsmöglichkeiten sind gering. Um hier nicht die ganze Geschichte vorwegzunehmen, sei nur noch gesagt, dass unser Protagonist Flow irgendwann verließ, heiratete und Jahre später Bernie Leadon wieder traf, der ihn schließlich doch dazu überreden konnte, mit nach Kalifornien zu kommen. Aller Anfang ist schwer und erst, als er Bernie mal bei einer Aufnahmesession mit dessen Band The Eagles besucht, fängt sich das Glücksrad plötzlich an zu drehen. Er jammt ein bisschen mit und wird nur kurze Zeit später eingeladen, der Band als vollwertiges Mitglied beizutreten.
Der Rest ist Geschichte. Selbst wenn die Band bereits zuvor Erfolge verbuchen konnte, traten die Eagles mit dem Album "On The Border" (1974) eine Siegesserie und Geldmaschine in Gang, die sich gewaschen hatte. Don Felders größter persönlicher Erfolg ist dabei, dass er neben anderen Tracks nahezu das komplette musikalische Grundgerüst zu dem Riesenhit "Hotel California" komponiert. Die Platten verkaufen sich millionenfach und auch das Rock'n'Roller-Leben mit jeder Menge Hochprozentigem, weißem Pulver und einer nicht mehr zu bestimmenden Anzahl an willigen Schönheiten nimmt vor allem auf Tour seinen Lauf. Alles locker also, alles super und rosarot?
Nicht ganz, wie sich bereits sehr früh herausstellt. So merkt Felder süffisant an, dass der erste Tag mit seinen zukünftigen Kumpanen, als er seinen Kumpel Bernie Leadon im Studio besuchte und bei der Band mit jammen durfte, wahrscheinlich der harmonischste Tag seiner gesamten Zeit mit der Band war. Danach kamen nur noch Streit, Misstrauen, Eifersucht, Abzockereien, Missgunst und Gehässigkeiten. Ein Umstand, der zuerst Bernie Leadon (nach "One Of These Nights", 1975) und danach Randy Meisner (nach "Hotel California", 1976) aus der Band trieb. Ersetzt wurden die beiden durch Joe Walsh (Ex- The James Gang) und Timothy B. Schmit (Ex- Poco). Auch Felder hatte schon sehr bald nichts mehr zu sagen und das eiserne Regiment wurde ausschließlich von Glenn Frey und Don Henley geführt. Die Neuzugänge Walsh und Schmit hielten sich sowieso zurück und taten, was von ihnen verlangt wurde.
Nach der Auflösung der Eagles im Jahr 1980 kam es schließlich knappe 15 Jahre später zur Reunion. Auch von diesem Zeitpunkt bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2001 wird weiterhin ausführlich über das Leben auf der Straße, den direkten Umgang miteinander und die äußeren Umstände berichtet.
Das Buch ist sehr flüssig und spannend geschrieben, selbst die manchmal ungeliebte Kindheitsgeschichte, bevor der Rock'n'Roll ins Spiel kommt, wird sehr interessant und unterhaltsam dargestellt, so dass es zu keinem Zeitpunkt zu Längen kommt. Hier und da hat sich mal ein kleiner Fehler eingeschlichen, was Rechtschreibung bzw. die Jahreszahlen angeht. Aber diese kleinen Ungereimtheiten sind vernichtend gering, wodurch man zur Feststellung gelangt, dass dieses Buch einen riesen Spaß macht und sehr gute Unterhaltung bietet.
Vor allem kann man es uneingeschränkt auch den 'Nicht-Eagles-Fans' (zu denen ich mich zähle) wärmstens empfehlen, da dem Leser hier ein Stück Rock'n'Roll-Geschichte in einer so kurzweiligen und interessanten Art dargeboten wird, dass man gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verfliegt und die Seiten dahin schmelzen. Ohne Wenn und Aber ein klasse Buch!
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