Es ist hinlänglich bekannt, dass große Namen nicht automatisch auch für große Taten stehen müssen. Gut, ganz so krass verhält es sich glücklicherweise nicht mit dem Album "The Reckoning", doch die Amerikaner von F5 haben ihrem Debüt, "A Drug For All Seasons" (2005), hier keinen absoluten Geniestreich folgen lassen, sondern glänzen stellenweise leider durch belangloses US Metal-Gefrickel moderner Prägung.
Bei den eingangs erwähnten 'großen Namen' handelt es sich übrigens um die beiden Ex- Megadeth'ler David Ellefson und Jimmy DeGrasso, die, unterstützt von Sänger Dan Steele und dem Gitarristen-Duo John Davis / Steve Conley, hier 41 Minuten lang auf hohem Niveau musizieren.
Musikalisches Können und technische Brillanz (besonders die beiden Axtmänner solieren ganz formidabel auf dieser Scheibe) garantieren allerdings nicht zwangsläufig für ansprechendes, packendes Songmaterial, womit wir auch beim Grund für meine einleitenden Worte angelang wären: Denn das, was der Fünfer hier präsentiert, kann zwar oftmals und für den Moment überzeugen, geht stellenweise aber ziemlich sang- und klanglos am Hörer vorbei.
Stilistisch fahren F5 übrigens eine härtere und aggressivere Schiene als noch vor vier Jahren. Ihr überaus amtlich in Szene gesetzter Mix aus modernem US-Thrash, etwas Power Metal und minimalen Prog-Einspritzern trifft dabei genau den Zahn der Zeit und steht den Spezialisten Ellefson und DeGrasso ziemlich gut zu Gesicht.
"The Reckoning" (ein Titel, der übrigens direkt vom ehemaligen Chef 'Megadave' Mustaine stammen könnte) geht mit dem starken Opener "No Excuse" ziemlich vielversprechend los. Rhythmisch-harte Strophen treiben den Song nach vorne, dessen opulenter Refrain gekonnt mit Bombast (Streicher) und Aggression jongliert. "I Am The Taker" folgt diesem Einstieg qualitativ auf dem Fuße und hat ebenfalls seine Qualitäten. Wieder gibt es thrashige Strophen und melodiöse Chorus-Melodien. In eine ähnliche Ecke darf man auch den Titeltrack stellen, der auch als gelungen angesehen werden kann und dessen Refrain in den Gehörgängen hängen bleibt.
Der gute Start verspricht somit eigentlich ein überaus starkes Album. Mir gefallen im weiteren Verlauf allerdings nur "Love Is Dead" und "Wake Up" (abermals gute Refrains und filigrane Gitarren-Kunst), sowie das rhythmisch-akzentuierte, moderne "Cause For Concern" und das anspruchsvolle "Final Hour". Diese Stücke machen für den Moment allesamt Spaß. Sicherlich sind das unterm Strich immer noch sieben von insgesamt elf Songs, aber irgendwie machen mir die belanglosen Momente dazwischen die Scheibe doch etwas madig. Außerdem bezweifle ich, dass F5 im Einheitssüppchen der aktuellen, amerikanischen Metal-Landschaft den Kopf langfristig über der Oberfläche halten können.
Wie auch immer: Fans modernen US-Metals, aber auch Freunde von technischem Stahl werden an "The Reckoning" sicherlich Gefallen finden. Mir allerdings reicht es auf Dauer einfach nicht aus, dass hier zwei ehemalige Megadeth-Musiker zocken. Davon sollte sich also niemand blenden lassen, aber das galt ja auch schon für den Vorgänger "A Drug For All Seasons". Alles in allem ist mir das Ganze jedenfalls etwas zu modern bzw. frickelig und daher wohl weniger meine Baustelle. Außerdem geht mir die Stimme von Vokalist Dan Steele auf lange Sicht ziemlich auf den Keks. Wenn er nämlich meint, aggressiv shouten zu müssen, wird es schnell nervig und austauschbar.
Line-up:
David Ellefson (bass)
Dale Steele (vocals)
John Davis (guitar)
Steve Conley (guitar)
Jimmy DeGrasso (drums)
Tracklist |
01:No Excuse (4:08)
02:I Am The Taker (4:25)
03:The Reckoning (3:27)
04:Rank And File (3:41)
05:Love Is Dead (3:53)
06:Through Hell (3:05)
07:Wake Up (3:06)
08:Cause For Concern (3:38)
09:My End (3:24)
10:Control (4:11)
11:Final Hour (4:13)
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