Ist es eigentlich kompliziert, ein Rockalbum aufzunehmen? Nein, nicht wirklich. Ist es schwierig, ein gutes Rockalbum aufzunehmen? Nun ja, da gehört dann schon einiges mehr dazu. Und wie sieht es mit einem Rockalbum aus, bei dem alles, vom Songwriting, den Arrangements, dem Feeling, der spielerischen Umsetzung und einer superben, erdigen Produktion stimmt? Seien wir ehrlich, solche Alben geraten einem nicht sehr oft in die Hände.
Ein solches Werk liegt mir aber jetzt, zu meiner großen Freude, in Form von "Going Home", dem neuen Album der Fabulous Hightops vor. Hier stimmt tatsächlich alles! Eine solide Rhythmusabteilung, eine zäh fließende, schöne Hammond B 3, außerordentlich überzeugende Gitarren inklusive einer starken Slide und Songs, die zwar das (Rock-) Rad nicht neu erfinden, aber so frisch und sympathisch rüberkommen, dass es eine wahre Freude ist. Ganz klar sind hier alte Hasen und absolute Könner am Werk!
Und ein Blick in die Viten der fünf Herren aus Fayetteville, Arkansas spricht dann auch Bände. Die einzelnen Musiker können auf eine Vergangenheit zurückblicken, in der sie mit Größen wie Peter Frampton, Black Oak Arkansas, Billy Gibbons, Foghat, Savoy Brown, Edgar Winter, Molly Hatchet, der Marshall Tucker Band oder auch Stevie Ray Vaughan die Bühne geteilt haben.
Jeder einzelne der zwölf Songs auf "Going Home" besticht und wirkt so locker-lässig aus dem Ärmel geschüttelt, als wenn es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Die Band schmückt sich zwar u.a. mit der Stilbezeichnung 'Southern Rock', davon kann ich aber bis auf einige wenige Gitarrenläufe, die an die Allman Brothers Band erinnern, nichts
ausmachen. Vielmehr haben wir es mit einem Rockalbum in seiner pursten Form (sprich Gitarren, Bass, Schlagzeug und außer der B3 keine Keyboards) zu tun.
"Looking Forward" beginnt mit einem simplen, swingenden Gitarrenriff zu dem auch die Strophen vorgetragen werden, bevor es von einer effektiven und coolen Bridge aufgelöst wird. Wieder sehr erdig und flockig sind "You've Got It Made" und "Show You", während "Run" (der einzige fremd geschriebene Song) und "Me & My Guitar" durch die (teilweisen Twin-) Gitarrenläufe etwas an die bereits erwähnten Allman Brothers denken lassen. Etwas ruhiger geht es bei "Disappear" und dem bluesigen "Without You" zu, wobei man beim
letztgenannten wegen des geilen Sounds und wahnsinnigen Feelings wohlige Schauer über den Rücken kriechen fühlt.
Und dann ist da noch der Titelsong, der gemächlich beginnt und sich im Verlauf, speziell im Refrain, in einen wahren Rausch steigert. Okay, der Gesang hört sich hier an manchen Stellen etwas dramatisch und gequält an, aber da habe ich schon so manch Anderes, Schlimmeres, gehört. Von der Stilistik fällt mir als Vergleich "Old Before My Time" vom letzen Album der Allman Brothers, oder bezüglich der sich steigernden Intensität "Don't Let Me Down" von den Beatles ein.
Dass sie es auch kerniger, rockiger, mit einer gehörigen Portion Schmackes können, zeigen die Fabulous Hightops auf den flotten "Nothin' Stays The Same" und "Sure Enjoyed The Ride", während der, vom Südstaatler mit der Muttermilch aufgesaugte, Country bei "Back In Your Arms" zum Zuge kommt.
Die Fähigkeiten der einzelnen Protagonisten an ihren Instrumenten kann man nicht genug loben. Über allem und beherrschend sind aber die Gitarren von C. David Johnson und Al Halpin. Und Halpins Slide bringt natürlich noch mehr willkommene Variabilität in die ohnehin schon sehr kurzweiligen Songs.
Sicherlich ist "Going Home" aufgrund des Festhaltens an der ursprünglichsten Form der Rockmusik kein Jahrhundertwerk, aber dennoch ist es wegen seiner Purheit, ohne jegliche Ambitionen, etwas anderes als groovigen, erdigen und organischen Rock zu zelebrieren, ein dicker Tipp!
Ach ja, es ist, wie anfangs angedeutet, übrigens sehr schwierig, ein Rockalbum zu veröffentlichen, bei dem alles stimmt. Die Fabulous Hightops lassen dieses Unterfangen allerdings wie ein Kinderspiel erscheinen. Fabelhaft!
Notorische Nörgler könnten sich eventuell an Johnsons, an manchen Stellen vielleicht etwas dünn wirkender Stimme aufziehen, aber denen kann man es sowieso selten/nie recht machen!
Line-up:
C. David Johnson (lead guitar and vocals)
Al Halpin (lead and slide guitars)
James Petty (bass guitars)
Frank O'Brien (goff/hammond B 3)
Jim McCoy (drums)
Tracklist |
01:Looking Forward
02:You've Got It Made
03:Run
04:Going Home
05:Me & My Guitar
06:Show You
07:Disappear
08:Looka Here
09:Nothin' Stays The Same
10:Back In Your Arms
11:Without You
12:Sure Enjoyed The Ride
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