Den
Fabulous Thunderbirds geht der Ruf voraus, eine der wegbereitenden 'weißen' Bluesbands zu sein. In der Tat konnte die Truppe um die hochbegabten
Jimmie Vaughan und
Kim Wilson echte Ausrufezeichen setzen, stand aber bei genauerem Hinsehen doch stets im Schatten von
Jimmies jüngerem Bruder
Stevie Ray. Und die Platten, wie das hier zu besprechende Debütalbum "Girls Go Wild", verkauften sich zunächst ebenfalls eher schlecht als recht. So richtig spülte - zumindest hierzulande - erst das Blues-Revival Anfang der neunziger Jahre die
Fabulous Thunderbirds so richtig nach oben.
Auf dieser Welle 'surft' die Band um das einzig verbliebene Gründungsmitglied
Kim Wilson bis heute nicht nur recht erfolgreich, sondern hat sich mittlerweile einen wahren Kultstatus erspielt. Die
Live-Auftritte sind nach wie vor ein echtes Erlebnis - zumindest einmal im Leben sollte man die
Fabulous Thunderbirds gesehen haben, obwohl
Jimmie Vaughan natürlich an allen Ecken und Enden fehlt. Aber zwischen den beiden Masterminds der Gründergeneration scheint die 'Chemie' schon des Längeren nicht mehr zu stimmen...
Das hier zu besprechende "Girls Go Wild" erschien erst 1979, fünf Jahre nachdem sich die Fabulous Thunderbirds gegründet hatten. Ein festes Engagement über vier Jahre als Hausband eines Blues-Schuppens im heimatlichen Austin/Texas ließ Ambitionen für Plattenaufnahmen wohl erst einmal hintenan stehen. Dafür ging es danach im Jahresrhythmus Schlag auf Schlag ins Studio. Die ersten vier Scheiben sind nun - mit Bonustracks aufgewertet - von Repertoire Records noch einmal neu aufgelegt worden.
Zunächst fällt auf, dass nicht aufwändig am Sound 'herumgeschraubt', sondern dezent remastert wurde. So authentisch-rau wie der Blues der
Fabulous Thunderbirds klingen auch diese Aufnahmen, insbesondere die Studiotakes. Hier bedient sich die Band konsequent an äußerst traditionellem Stoff. Der Shuffle tanzt, der Boogie schrubbt und der Fifties-Rock'n'Roll schmalzt, dass es eine helle Freude ist. Auffällig ist außerdem die Führungsrolle
Kim Wilsons beim Songwriting - fast alle Eigenkompositionen sind aus seiner Feder. Hier stechen vor allem die beiden Instrumentals "Pocket Rocket" (ein flotter Shuffle) und "C-Boy Blues" (ein kerniger Slow Blues) hervor, die der Sänger perfekt auf seine Harpsoli zugeschneidert hat.
Bei den Fremdkompositionen überstrahlt die
Canned Heat-Nummer "Rich Woman", die zu einem typischen Texas Blues umfunktioniert wird, nahezu alles. Sehr cool auch "She's Tuff", ein Knaller des Spitzen-Harpers
Jerry 'Boogie' McCain und bissiger Boogie wie aus dem Lehrbuch. Völlig überraschend kommt hierbei die urplötzliche Bläserattacke zu den Schlussakkorden.
Alle elf Songs dudeln nicht umständlich herum sondern kommen angenehm zügig auf den Punkt; mehr als die Hälfte reißen nicht einmal die magische Drei-Minuten-Marke und bringen somit 'Kürze' und 'Würze' auf einen Nenner.
Die Bonustracks sind für den gut bestückten
Thunderbirds-Sammler keine echte Neuheit. Diese Songs sind während einer Tour durch die UK aufgezeichnet worden und erschienen erstmals auf dem Raritäten-Album "Different Tacos" (1996). Sie beweisen eindrucksvoll, dass diese Truppe live fast noch besser als auf Platte war (und ist). Alle Takes kommen in der Live-Fassung wesentlich druckvoller und noch energiegeladener als auf Platte rüber. Glanzstück ist hier der Uptempo-Boogie "Feelin' Good", ein Cover von der Memphis Blues-Legende
Junior Parker, bei dem sich
Jimmie Vaughan den berüchtigten 'Wolf' spielt,
Kim Wilson wirklich das Letzte aus seinen Stimmbändern leiert und die Rhythmusfraktion derart herrlich rumpelt wie man es sonst nur von
Double Trouble kennt.
Repertoire hat dem witzigen Cover im Litfaßsäulen-Style etwas mehr Farbe verpasst, dem musikalischen Inhalt aber seine Ursprünglichkeit bewahrt. Wer auf tradionellen Blues steht und die Fabulous Thunderbirds tatsächlich noch nicht kennen sollte, wird an "Girls Go Wild" unmöglich vorbeikommen!