Immer wieder erstaunlich, wieviel einem so entgeht, bzw. wieviele Bands und Musiker einem noch nie zu Ohren gekommen sind. Getroffen hat mich diese Erkenntnis mal wieder beim Anhören des Albums "Stolen Guitar Blues" der Fankhauser Cassidy Band.
Dabei sind Merrell Fankhauser und Ed Cassidy uralte Hasen der kalifornischen Musikszene. Erstgenannter war bereits Anfang der sechziger Jahre Bandleader der Surfcombo The Impacts und gründete später die Band Mu, während Ed Cassidy, der heute wohl älteste noch aktive Rockdrummer, Stiefvater und Mitbegründer von Randy Californias Band Spirit war.
Auf "Stolen Guitar Blues" gibt es eine Handvoll größtenteils bisher unveröffentlichter Songs zu belauschen, die gleich von Beginn an eine lockere und gelöste Atmosphäre aufkommen lassen. Das Projekt startet mit dem coolen Rock'n'Roll-Song "Long Rifle", aus der Feder von Fankhausers Sohn Tim, sowohl beschwingt und in die Beine gehend, als auch prägnant. Der folgende Titelsong überliefert eine wahre Geschichte, die Randy California zustieß, als ihm nach einer Show seine geliebte Martin-Gitarre gestohlen wurde. Der Rock'n'Roll weicht hier wunderschönen Westcoast-Klängen, bei denen sich umgehend Wohlbehagen einstellt. Das Ganze kommt unter anderem deshalb so gut, da die Songs nicht zu süß und glatt daherkommen. Alte Hasen eben, die wissen, was sie tun!
Der nächste Titel "Just Like Papa Told Me" wurde von Larry Willey bereits vor mehreren Jahren
geschrieben und auch eingesungen. Larry war Bassist in Fankhausers Band Mu, wurde später jedoch unter mysteriösen Umständen während eines Camping-Urlaubs erschossen. Willeys Song auf diesem Album ist Americana erster Kajüte, mit starken Akustikgitarren und schönen Slide-Einlagen.
Anschließend folgt die einzige Merrell Fankhauser-Solo-Komposition, "No Missing Numbers", die locker-flockig zu überzeugen weiß, ohne ins Seichte abzufallen. Leichter und dennoch sehr gut gemachter Stoff. "Into The Crater" ist eine Vater/Sohn-Komposition von Merrell und Tim, die erneut ganz starken Westcoast-Sound bringt. Es riecht förmlich nach Strand, Meer und Hängematten. Wieder klasse Gitarrenarbeit und im Text wird erneut Randy California erwähnt, der von den Protagonisten dieses Albums natürlich immer noch sehr vermisst wird. Da das gesamte Projekt als Tribut an die verstorbenen Willey und California zu verstehen ist, gibt es zum Abschluss dann noch den 96-sekündigen Ausschnitt eines Interviews, das Fankhauser mit Randy California vor Jahren (Randy ertrank im Jahr 1997) geführt hatte.
Nach jedem Durchlauf von "Stolen Guitar Blues" findet man es schade, dass die Scheibe schon wieder zu Ende ist und wünscht sich sofort mehr davon. Das qualitativ sehr gute Songwriting, sowie das Treffen des richtigen Feelings bei der Einspielung (was alleine schon eine Kunst ist) lassen den Spaßfaktor beim Anhören weit oben einpendeln und grenzen die Tracks dadurch deutlich von Weichspülerei ab.
Das Teil ist für schlappe 10 Euro über die website des Labels jks-world zu beziehen und lohnt sich ungemein, wenn man auch nur ansatzweise ein Faible für diese Mucke hat.
Line-up:
Merrell Fankhauser (vocals, guitars & keyboards)
Ed Cassidy (drums)
Tim Fankhauser (Vocals & guitars)
Keith Frasher (bass)
Larry Willey (vocals, guitar & bass - #3)
John McEuen (mandolin - #2)
Rick Clark (backing vocals - #2)
Jim Enos (piano - #1)
Rudy Esquire (sax - #5)
Donnie Smith (bass - #5
Tracklist |
01:Long Rifle
02:Stolen Guitar Blues
03:Just Like Papa Told Me
04:No Missing Numbers
05:Into The Crater
06:Randy California Interview
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