The Fantastic Boogaloo Kings / Live In Switzerland
Live In Switzerland Spielzeit: 64:42
Medium: CD
Label: Stormy Monday Records, 2007
Stil: Blues


Review vom 14.08.2007


Norbert Neugebauer
»… was haben die Boogaloo Kings denn dann erst live drauf?«
Die Frage zum Ende meines Reviews über die letzte Studio-Scheibe der neuerdings The Fantastic Boogaloo Kings lässt sich jetzt beantworten, den "Live in Switzerland" rotiert im Player!
Die 13 darauf enthaltenen Tracks sind »unzensiert« steht auf der Homepage zu lesen. Was darunter zu verstehen sein soll, allerdings nicht. Lasst mich raten: Ohne Dubs und wesentliche Nachbearbeitung im Studio, nichts geschönt, nichts ergänzt. Warum auch? Das passt, so wie's aus der PA kam!
Ein Sound, der livehaftiger kaum sein kann, rau, direkt und auch nicht für die wohltemperierte High End-Anlage zuhause klanglich angepasst. Da brummt der Amp, die Gitarrensaiten quietschen, Ansagen kommen über das Harp-Mike und die Fans sind deutlich zu hören (schönen Gruß an den Wallbreaker!). Das Ganze in LoFi, aber mit Hochdruck! Die Aufnahmen stammen vom Musikfestival Engelberg vom 10.01.2007 und geben die sicher schwitzige Atmosphäre bestens wieder.
Einige der Songs kennen wir von "Acidboogie" - und da hat's ja auch schon ganz schön geraucht. Die Live-Versionen kommen noch mal deutlich 'dreckiger' (um diesem Standard-Adjektiv in einem meiner Reviews die Ehre zu geben) und jetzt knarzt und knallt der Bass auch so, wie das sein muss!
Klar, dass eine Band, die so viele Gigs zusammen und mit den unterschiedlichsten Frontleuten auf dem Buckel hat, bestens aufeinander eingestellt ist. Routinierte Professionalität ist eine Sache, aber erst wenn die Spielfreude noch so lodert, dann wird's geil. Und das war's unüberhörbar bei den Eidgenossen.
Jede der Nummern ist stark, egal ob die FBK mal mehr oder weniger auf die Tube drücken. Das ist im besten Sinn Kneipen-Blues&Boogie, mal aus Chicago, mal eher aus UK oder von sonstwo aus der weiten Blueswelt. Vom ersten Moment an ist der Killer (in Person von Mello Yellow) draußen auf der Bühne losgelassen. Sein unverkennbares Reibeisenorgan und die grandiose Harp sind die Trademarks der Band, dazu die variable Gitarre des 'Professors'. Dass der 'Highlander' am Schlagzeug ein Ass ist, wird auch live deutlich. Neu am Bass ist Andrea Tognoli, der mit seinem runden Spiel den Sound schön fett macht.
Bei den ersten beiden Nummern wird das Publikum noch mit den niedrigeren Gängen auf Touren gebracht, aber dann geht's mit "Red Light Lady" schwer borderline und das groovt gewaltig! Im "Traditional Mix" zitieren die FBK diverse Standards im Slow Blues-Format. Nun kommt der Boogie-Train ins Rollen und stampft durch das alpine Herz der Schweiz. Mit "Greasy Gravy" wird's dann aber deep blue, ein klasse Instrumental in Moll. Die "Wino Ballad" war schon auf dem letzten Album meine Lieblingsnummer und hier wühlt der Mello-Didi bis zum Arsch im Säuferdreck.
Mit dem Jimmie Reed-Titel "Aint That Lovin You" geht's zurück auf die Rennbahn, da passt dann "My Buddy Buddy Friends" von Dr. Feelgood bestens dazu. Eddy Clearwater bekommt seinen Tribut mit "Chicago Wheater Woman" und das mit Feeling. Der hochtourige "Marschackerboogie" ist natürlich eine weitere Glanznummer, bei der die vier Musiker nochmal nacheinander ihre Trümpfe ziehen. Und bei diesem 'bouncing' Drum-Solo drückt bestimmt niemand auf die Skip-Taste. Ein Hammer der ganze Track! Das gilt auch für den schrägen Rausschmeißer "Pill Poppin Son Of A Bitch", der sich nach einen reichlich schmierigem Auftakt in einen durchgeknallten Speed-Rausch steigert.
Die sicher beste Live-Blues-Platte des Jahres (bisher) auf meiner Anlage. No more questions!
Tracklist
01:Going Home
02:Watch Out
03:Red Light Lady
04:Traditional Mix
05:Rockin Robin / Little Bitty Pretty One
06:Acidboogie
07:Greasy Gravy
08:Wino Ballad
09:Aint That Lovin You
10:My Buddy Buddy Friends
11:Chicago Weather Woman
12:Marschackerboogie
13:Pill Poppin Son Of A Bitch
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