Herrje, das ist, als ob man 'ne schwere Flex-Scheibe in Händen hält. Vorliegendes Album der Psycho-Rocker Fantasyy Factoryy kommt so daher, wie es sich gehört. Als 180 g schweres Vinyl nämlich und zwar ausschließlich, will sagen, es gibt "This Is The Future Of Tomorrow … And This Is Cycle That Never Ends" nicht auf CD. Als ob das nicht schon Exklusivität genug wäre - nein die Schallplatte ist außerdem auf 1000 Stück limitiert.
Als bekennender Analogfreund freut einen das, wenngleich es für die 1994 von Alan Teppe gegründete Band bedeutet, das Maximum der zu erwartenden Einnahmen vorab schon zu kennen. Vorder- und Rückseite des Covers zieren zwei Bilder des Surrealisten Helmut Wenske. Dioptrienfreundlich auch die abgedruckten Lyrics sowie die Entstehungsgeschichte des Albums. Nun ja, es heißt schließlich »...the musicians want only the best for their fans!«.
Eigentlich hatte ich als neuen Output eine Fortsetzung von Paintings From Inner Space erwartet, denn Alan meinte damals: »Dieses Album war als ein einmaliges Projekt geplant, doch am Ende der Aufnahmen muss ich feststellen, dass die Faszination, die Wenskes Bilder auf mich ausüben, ungebrochen ist. Normalerweise mag ich keine Fortsetzungen, aber ich denke, dass die künstlerische Herausforderung siegen wird. Und so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es noch ein Album geben wird, auf dem wir weitere Gemälde vertonen werden.«.
Die Fortsetzung dieses Meisterwerkes scheint aber nicht aufgegeben, denn "This Is The Future Of Tomorrow … And This Is Cycle That Never Ends" wurde »vorgezogen«.
Wie bereits erwähnt, wird es vorliegendes Werk (auch als "A Collection Of Vinyl Virgins Vol. 2" bezeichnet) so nicht als Silberling geben, aber zwei der Stücke gab es bereits auf CD, zwei weitere werden auf der "Tales To Tell"-Reissue erscheinen. "Love Is The 21st Century" ist ein adäquater Einstieg mit diesem treibenden Groove und der starken Perkussion. Dazu wabert die Hammond wie in seligen Zeiten. Leicht, relaxt, mit folkigem Pop-Anstrich präsentiert sich "Sing You A Song". Dann knallt per riffigem Intro "Indra" ins Zimmer. Die Nummer ist sehr rockig, bis ein Break Psychedelic ins Spiel bringt, was aber den rockigen Grundtenor nicht aus der Spur wirft. Die Gitarre, auch stark mit Wah Wah, bestimmt das Geschehen und Alan hat genau das richtige Feeling, um den Hörer per Saitenexkursion gebannt an den Membranen kleben zu lassen.
Sanfte timbrierte Vocals im Zwiegespräch mit dem Cello hören auf den Namen "Childhood Manor" - ein sehr zurückgenommenes und entspanntes Stück. Die Dynamik kommt durch den Gesang und durch das Cello. Das ist einer jener Tracks, die beim ersten Hören scheinbar 'vorbeiplätschern'. Nach wiederholtem Abspielen offenbaren sich jedoch die Feinheiten und "Childhood Manor" 'schlägt zu'.
Ach, wie herrlich: Platte (lecker schwer) umdrehen, vorsichtig abbürsten, Nadel reinigen und Tonarm absenken. Das ist kultig - wie die Musik. B1
"The Bleeding Rose Of Arania" startet mit einer Basssequenz, die Flöte gesellt sich dazu und es wird Tull-rockig, die Wah Wah-Gitarre steuert ihre Licks bei, bis die Flöte die Führung übernimmt. Schöne akustische Gitarrenparts wechseln mit elektrischen und der Song platziert sich an der Schnittstelle aus Psychedelic, Rock und Folk. Stimmungen wie Ende der Sechziger breiten sich aus und ich hätte jetzt gerne meine alte Lavalampe wieder. Oder das Halstuch, das mir eine damalige Freundin schenkte und welches so schön nach Patchouli roch. Oder war es die Andere, die Grey Amber bevorzugte?
Ganz anders "Just A Hazy Summer". Fast fröhlich, im Vergleich zum bisher Gehörten. Locker und leicht geht das ins Ohr, obwohl der Text, wie auch bei den anderen Tracks eher schwermütig besetzt ist. Leicht schwingt die Orgel mit und hach, ich liebe diese Nummer. Rock'n'rollig und gitarrenbetont dagegen "Tell It To The Skies". Wie das Medium und die beiden Wenske-Bilder, ist auch die Musik von Fantasyy Factoryy 'zweigeteilt' - der Plattename "This Is The Future Of Tomorrow … And This Is Cycle That Never Ends" lässt ja bereits darauf schließen. Fernöstlich, dem Tracknamen gerecht, geht es (leider) zur letzten Nummer. Auch kein Stück, um mal eben en passant gehört zu werden. Ich werde mir die Platte sowieso auf CDR brennen, denn dieses limitierte Vinyl-Exemplar soll nicht abgenudelt zum Störfaktor verkommen. Das Cover wird beim Hören in die Hand genommen, denn auch Wenskes Bilder gehören zur Musik irgendwie dazu...
Im Jahre 2008 kommt ne neue 180er Vinyl-Scheibe, die es schafft, mich an Lavalampen und Gerüche wahrscheinlich längst als Omas durchs Leben gehende Mädchen denken zu lassen. Kann man mehr von Musik erwarten?
Line-up:
Alan Tepper (guitars, vocals)
Horst Boehner (bass)
W. Sweeren 'Dr. Cosmos' (drums)
Guests:
Olga Minskaya (cello - #4 [A])
Rainer Opiela (flute - #1 [B])
Markus Dassmann (organ - #1 [A], 2 [B])
Christian Massa (bass - #2 [B])
Gene Dean (bass - # 2 [A], 1 [B])
Tracklist |
Side A:
01:Love Is The 21st Century
02:Sing You A Song
03:Indra
04:Childhood Manor
Side B:
01:The Bleeding Rose Of Arania
02:Just A Hazy Summer
03:Tell It To The Skies
04:A Chinese Fairytale
|
|
Externe Links:
|