Der Name Torben Enevoldsen sorgt bei mir für gute Vibrations! Zum ersten Mal war ich dem Fatal Force-Macher anno 2003 über den musikalischen Weg gelaufen. Da hatte er sich nach mehreren Instrumentalscheiben unter eigenem Namen eine neue Kapelle mit Sänger zusammengestellt: Section A. Davon gibt es mittlerweile auch schon drei Alben, alle mit Ex- Lion's Share-Sänger Anders Engbert und mit wechselnden Drummern. Während Section A eher ins Progressive tendierte und tendiert, huldigte Torben Enevoldsen anno 2006 zum ersten Mal mit einer weiteren Band stärker dem straighten, melodischen (Hard) Rock: Fatal Force.
Und Enevoldsen presst seine stilistischen Einflüsse nicht nur in Sachen Sound und Songwriting auf Platte, sondern zerrt auch noch gleich die passenden Gastmusiker mit ins Studio. Beim Fatal Force-Debütalbum hatte er Mats Lèven als Sänger dabei. Der war dieses Mal verhindert, und so übernahm für den neuen, "Unholy Rites" genannten Output Michael Vescara den Mikro-Job. Damit hat sich also Enevoldsen gleich den zweiten ehemaligen Yngwie Malmsteen-Sänger in Folge geschnappt. Da verwundert es nicht, wenn ich sage, dass beim Dänen auch schwedische Einflüsse durchschimmern.
Enevoldsen trägt aber weniger 'Neoklassisches' so offen zur Schau - und sich selbst auch nicht. Er ist ein sehr sensibler Saitenhexer, und seine Soli sind keine Fremdkörper, gar nicht sperrig und der Sound ist sehr angenehm - das Gefrickel klingt so ... geschmeidig! Klar hat er seine Solospots oder vergoldet auch schon mal das ein oder andere Song-Outro, indem er über die sich wiederholenden Refrains hochklassige Gitarrenkunst zum Besten gibt. Dabei hat der Mann keine Kunstwerke im Kopf, sondern Melodien! Das ist instrumentale Klasse mit einer erfrischend unaufdringlichen Selbstverständlichkeit.
Allein schon beim Klang von Michael Vescaras Stimme denke ich oft an die Malmsteen-Alben "The Seventh Sign" und "Magnum Opus". Ganz besonders gilt das für "In Silence" und "Higher Ground". Ich habe das Gefühl, dass der Sänger hier ausreichend Freiheiten hatte, seine Melodielinien selbst zu zeichnen. Falls ja, hat sich das gelohnt, denn er macht hier einen ziemlich kurzweiligen Job, indem er teils recht weite Wege im Notensystem zurücklegt. Nichts ist langweiliger als Gesangsmelodien, die im immer gleichen mittleren Bereich ganz seicht rauf- und runter schunkeln. Das passiert hier definitiv nicht!
Ein wenig Entwicklungspotenzial bietet das Album noch beim Faktor Tempo. Hier wäre ein wenig mehr Abwechslung wünschenswert gewesen - zu viele Songs bewegen sich im Mid Tempo-Bereich. Vielleicht hätte ja auch der neue Drummer Dennis Hansen (auch Daniel Flores konnte dieses Mal nicht) hier etwas mehr Varianz reinbringen können. Er spielt allgemein etwas zu unauffällig. Einen Song für die Tonne sucht man dennoch vergebens. Der Gesang ist klasse und ausdrucksstark; und das Gitarrenspiel Enevoldsens unterhält mich wie eine Katze, die vorm Aquarium hockt und den Fischen beim Hin-und-her-Schwimmen zuguckt: Irgendwie passiert nie etwas wirklich Unvorhersehbares, aber es ist trotzdem ohne Ende unterhaltsam.
"Unholy Rites" bietet viele hymnische Melodien mit klasse Doppel-Vocal-Arrangements und viele groovende Metal-Riffs zum zufriedenen, mittelekstatischen Mitbangen. Irgendwie klingt es sogar oft nach einer Art 'Duell' aus hochmelodischem Gesang und dem Druck machenden instrumentalen Unterbau, der irgendwo zwischen Heavy Metal und Hard Rock pusht und pulsiert. "House Of Pain" ist so ein Beispiel, das großen Druck macht und dann mit einem getragenen, atmosphärischen Chorus daherkommt. Und "Lessons In Evil" (mein Favorit!) macht es genau umgekehrt. Da ist der Chorus richtig schön fies und hart und böse und gräbt sich genial ins Ohr. Ein ganz leichter Orgel-Anstrich bringt noch etwas Schwere mit in den Soundmix. 7 von 10 RockTimes-Uhren sorgen für eine recht geringe Fehlkauf-Wahrscheinlichkeit!
Line-up:
Torben Enevoldsen (guitars, bass, keyboards)
Michael Vescara (vocals)
Dennis Hansen (drums)
Tracklist |
01:Run For Cover (3:50)
02:Unholy Rites (4:59)
03:Fight (4:38)
04:Lessons In Evil (4:45)
05:In Silence (4:56)
06:No One Will Listen (5:21)
07:Higher Ground (4:33)
08:Listen To Reason (4:52)
09:Enter The Night (5:25)
10:House Of Pain (5:28)
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