Das große Sleaze-Revival der letzten Jahre ist zurzeit etwas am Abflauen, doch die starken Schweden von Fatal Smile hauen davon völlig unbeeindruckt endlich ihr neues Langeisen "21st Century Freaks" raus, laden zu gut 50 Minuten auditiver Glam-Freakshow ein und knüpfen quasi an ihren Zweitling Neo Natural Freaks (2006) an - diese Kerle scheinen offenbar eine besondere Vorliebe für Freaks jeglicher Couleur zu haben…
… die sie abermals in einem Knaller-Reigen von elf extrem packenden Tracks zum Ausdruck bringen, die ihre Klasse und ihren Ruf bestens untermauert. Fette, drückend-treibende Riffsalven werden von dreckig-tiefem Reibeisengesang veredelt, beides thront auf einem meterdicken Groove-Fundament aus Bass und Drums. Abwechslungsreiche Songstrukturen, eine düstere Grundstimmung und die exzellente Gratwanderung zwischen den Achtzigern und Heute zeichnen diesen Silberling aus.
Gleich der Opener "Welcome To The Freakshow" ist einer dieser Sleaze-Kracher, die man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt und für den manch andere Band Haus und Hof verkaufen würde. Durch die astreine Komposition bleibt diese treibende Nummer hartnäckig zwischen den Ohren kleben. Die Band stellt sich hier allen Fans und Ignoranten noch einmal ganz neu vor und beeindruckt auf ganzer Linie.
Auch das fett stampfende Midtempo-Stück "Raising Hell In Heaven" ist so ein Teil, das einfach nur großartig rüberkommt und Härte wie Freude auf ganz treffende Weise miteinander verschmelzen lässt. Direkt im Anschluss daran schlägt "Judgement Day" groove- und tempomäßig mal eben in dieselbe Kerbe, walzt aber noch eine Idee böser aus den Speakern und ist mit einer subtilen, arabisch angehauchten Melodielinie gespickt, die es absolut in sich hat. Eine kompositorische Meisterleistung, die zeigt, dass Sleaze-Bands wie Fatal Smile musikalisch unbedingt ernst genommen werden müssen.
Nach der textlich bitteren, halbakustischen Intensivballade "Broken Heart" (die in den Strophen sogar ein wenig an Phil Anselmo erinnert) schlagen die 'Fatalen Lächler' dann wieder etwas leichtfüßigere Gangarten ein und rocken bei "My Private Hell" vergleichsweise unbekümmert drauf los. Trotzdem bleibt die heftige Grundausrichtung bestehen, der Track stellt mitnichten einen Stilbruch dar - daran ändert auch das stellenweise zitierte "Pretty Fly (For A White Guy)"-Riff ( The Offspring) nichts - und ist neben dem Opener und Quasi-Titeltrack einer der absoluten Hits dieser Scheibe. Nach so viel Rock'n'Roll-Attitüde geht die heftige, bitterböse Halbballade "Scarecrow" dann wieder voll durch Mark und Bein und hängt die Metal-Fahne hoch.
Nach drei weiteren gutklassigen Titeln (darunter das krachende "Innocent") zollen Fatal Smile zum Abschluss der Scheibe mit der intensiven Piano-Nummer "For The Last In Line" dem vor circa zwei Jahren verstorbenen Ronnie James Dio Tribut, deren nachdenklicher Text passenderweise mit diversen Zitaten gespickt ist und beim "Ronnie James Dio Stand Up And Shout Cancer Fund" ursprünglich Verwendung fand. Im Rahmen von "21st Century Freaks" stellt der Song einen meisterhaften Abschluss der Spielzeit dar.
Fazit: Die Truppe um Mastermind und Gitarrist Mr. Y beweist hier einmal mehr, dass sie zur Speerspitze des Skandi-Sleaze gehört. Anhänger von härter, heftiger und düsterer ausgelegtem Glam werden daher an Fatal Smile und "21st Century Freaks" zweifellos Gefallen finden. Ganz starkes Teil!
Line-up:
Mr. Y (guitars)
Blade (vox)
Alx (bass)
Philty (drums)
Tracklist |
01:Welcoem To The Freakshow (4:32)
02:Nailed To The Wall (4:03)
03:Raising Hell In Heaven (4:15)
04:Judgement Day (4:51)
05:Broken Heart (4:04)
06:My Private Hell (4:22)
07:Scarecrow (5:23)
08:Innocent (3:56)
09:Break These Chains (5:12)
10:Take It To The Limit (4:02)
11:For The Last In Line (4:33)
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