Fats Domino / Thrillin' In Philly! - Live 1973
Thrillin' In Philly! - Live 1973 Spielzeit: 69:19
Medium: CD
Label: Goldenlane Records (Cleopatra Records), 2015 (1973)
Stil: Rock'n'Roll


Review vom 07.02.2016


Markus Kerren
Manchmal beschleicht mich so ganz zaghaft das Gefühl, dass mein Körper (nein, nein, nein, beileibe nicht mein Geist) alt geworden ist. Meistens sind das Situationen, wenn ich mich mit - zugegebenermaßen jüngeren - Arbeitskollegen unterhalte und diese offensichtlich weder Heinz Rühmann noch die Rolling Stones (und da gehört selbst im Jahr 2016 noch einiges dazu!!!!) zu kennen scheinen. Sehr schade für sie, aber was man nicht kennt, vermisst man logischerweise auch nicht. Andere Legenden der Geschichte, wie unter anderem den legendären Fats Domino, bringe ich dann natürlich erst gar nicht mehr ins Spiel. Denn weitere unnötige Banausereien (wie u. a. die Story, als mich vor etwa dreißig Jahren ein Plattenladen-Angestellter nach meiner Frage zum neuen Keith Richards-Album zielsicher in Richtung Cliff Richard führte) möchte ich mir in der Regel ersparen.
Heinz Rühmann ist nicht mehr unter uns, die Rolling Stones gibt es allerdings (zumindest mehr oder weniger, wobei dort ersten Gerüchten nach über ein neues Studioalbum nachgedacht wird) immer noch und selbst Fats Domino weilt im mittlerweile stolzen Alter von 87 Jahren noch unter uns. Der Amerikaner aus New Orleans, Louisiana machte seine ersten Aufnahmen im Jahr 1950 und startete in der Mitte jenen Jahrzehnts dann so richtig mit vielen Single-Hits und Millionen von verkauften Schallplatten durch. Ab den frühen Sechzigern war (wie bei allen Rock'n'Roll-Stars der Fünfziger) erstmal eine ganz dicke und lange Flaute angesagt, bis es knappe zehn Jahre später (u. a. packte auch Elvis die Lederjacke wieder aus, statt furchtbar lahme B-Filme zu machen) zu einem Revival kam.
Aber kommen wir zur vorliegenden Scheibe, der Live-Aufnahme eines Gigs von Fats Domino am 16. November 1973 im Civic Center, Philadelphia. Der Mann aus dem Süden der USA zeigte sich hier noch ein Mal von seiner besten Seite, bevor es kurz danach wieder deutlich ruhiger um ihn wurde. Fast siebzig Minuten lang dürfen wir auf "Thrillin' In Philly..." nochmal so etwas wie einem 'Best of...'-Programm des Amerikaners lauschen. Und der präsentiert sich hier in allerbester Spiellaune, wird von seiner (leider namentlich nicht erwähnten) Band unterstützt, während er ein sogar damals bereits legendäres Jahrzehnt wieder in den Fokus rückt.
Der Sound dieser Scheibe ist zwar nichts für High End-Fanatiker, kommt aber sehr ordentlich aus den Boxen gesprungen, was nicht zuletzt an der beherzten Vorstellung des Protagonisten und der im übrigen sehr guten Begleitmusiker liegt. Zudem kann man sich dem Charme von Nummern wie den Evergreens "Blueberry Hill", "Ain't That A Shame" oder "Whiskey Heaven" sowieso kaum entziehen. Aber nicht nur die gerade genannten Stücke bezaubern, auch - oder gerade - eher nicht ganz so populäre Titel wie etwa "The Fat Man", "Going To Mardi Gras", "Poor Me" oder "Your Cheatin' Heart" (original von Hank Williams) machen so richtig Spaß und weisen das gesamte Spektrum des Südstaatlers auf.
Was auf dieser Platte auch immer wieder sehr stark durchkommt ist, wie sehr Fats Domino seiner Heimat und der Stadt New Orleans im Speziellen verbunden ist. Ein Fakt, der zwar seinen Fans, dem Rest der Welt aber vielleicht nicht ganz so bewusst war und ist. In der Natur der Sache liegt dann auch, dass die Dominanz bei der Instrumentierung auf dem Piano und den Bläsern (es gibt immer wieder richtig starke Saxofon-Soli) liegt. Weitere Blasinstrumente, der Bass und die Drums sorgen für den insgesamt sehr fetten Sound (der auf dieser CD leider nicht optimal eingefangen wurde) und runden das Bild ab.
Zum Zeitpunkt dieser Show war Fats Domino 45 Jahre alt, was vielleicht etwas den jugendlichen Sturm und Drang in der Performance vermissen lässt, auf der anderen Seite hatte es der Mann aber immer noch total drauf. Wer also noch nichts von Fats im Plattenschrank hat und eine unverfälschte Live-Aufnahme sein Eigen nennen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Meiner Meinung nach immer noch ein sehr viel wichtigeres bzw. wertvolleres Dokument, als die einhundertsiebenundvierzigste 'Best of...'-Zusammenstellung!
Line-up:
Fats Domino (piano, vocals)
and his Band
Tracklist
01:Let The Four Winds Blow
02:Blueberry Hill
03:Please Don't Leave Me
04:When My Dreamboat Comes Home
05:Walking To New Orleans
06:My Blue Heaven
07:Ain't That A Shame
08:I'm In Love Again
09:Poor Me
10:My Girl Josephine
11:Goin' To The River
12:Whiskey Heaven
13:I'm Gonna Be A Wheel Someday
14:When The Saints Go Marching In
15:What A Price
16:The Fat Man
17:Another Mule
18:Going To Mardi Gras
19:Your Cheatin' Heart
20:The Sheik Of Araby
21:I Want To Walk You Home
22:Jambalya (On The Bayou)
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