F.E.A.S.T. / Strong, Wild And Free
Strong, Wild And Free Spielzeit: 64:11
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies, 2012
Stil: Hard Rock

Review vom 03.12.2012


Jochen v. Arnim
Nicht nur, dass der Erfolg des Vorgängers dem italienischen Allround-Musiker Fabri Kiareli den Ansporn zu einem weiteren Album gegeben hat, er scheint auch ansonsten vielbeschäftigt in Sachen Musik zu sein. Einhundertundzwanzig Shows allein in Norditalien, dazu eine Revitalisierung der alten Prog Rock-Band The Trip, die als britisch-italienischer Zusammenschluss bereits Mitte der Sechziger aktiv war. Und irgendwie hat er die Zeit finden können, auch noch neues Material für 'sein' Zweitwerk heranzuschaffen. Zwischen September letzten Jahres und Juli 2012 ist dann das entstanden, was sich gerade in meinem Player dreht. "Strong, Wild And Free" betitelt, bringt uns die silberne Scheibe erneut mehr als eine Stunde soliden Hard Rocks der melodiösen Sorte. Kiareli hat sich offenbar des geschätzten Kollegen Marius' Worte zu Herzen genommen und von der Spielzeit des Erstlingswerks mal schnell knapp zehn Minuten abgeschnitten. Der Rest bietet immer noch Platz für ein rundes Dutzend feiner Tracks, die ebenso zu überzeugen wissen wie schon die Vorgänger.
Los geht es direkt mit dem Titelsong "Strong, Wild And Free" - klassischer Hard Rock der achtziger und frühen neunziger Jahre tönt nach einem kurzen Intro mit einem kernigen Riff aus den Speakern. Es gibt nichts zu maulen, die Zutaten stimmen inklusive des mehr als eingängigen Refrains. Kiarelis Stimme durchdringt mit einer Mischung aus sauberem, melodiösem Klang und rauen Anteilen geradezu perfekt passend (für diese Mucke) die Instrumentalfraktion. Was soll ich sagen, wer sich mit diesem Genre auskennt, weiß um die Notwendigkeit ganz bestimmter Ingredienzien und auf "Strong, Wild And Free" werden alle, aber auch wirklich alle Register gezogen. In genau dieselbe Kerbe haut auch "Pleasure And Pain" als zweiter Track der Scheibe. Allein schon der Titel geht ja runter wie Öl und passend zur etwas zähen Viskosität dieser Flüssigkeit zieht sich auch das Riff - richtig gut. Etwas verhaltener in puncto Kernigkeit kommt dann der melodische Stadionrocker "Heart And Soul" daher, fast schon ein wenig wie eine Powerballade. Eindeutig einer der besten Songs dieses Rundlings. Später kommt dann "Hard Rockin' Man" und ich kann nicht anders, blende einfach das Hier und Jetzt aus und fühle mich vom Rhythmus in meine unschuldige Vergangenheit getrieben. Es handelt sich hierbei übrigens mitnichten um ein Cover des gleichnamigen Rose Tattoo-Songs. Gecovert wird wiederum etwas später, und zwar leiht man sich "Dancing To The Rhythm" bei Stevie Wonder aus, das durchaus ansprechend umgesetzt ist, mich jedoch nicht so 100%-ig überzeugt (das ist Jammern auf hohem Niveau). Vorher aber gibt es mit "Gonna Fly" eine im Tempo etwas verhaltenere Nummer, jedoch wird direkt danach wieder volles Pfund geknüppelt, "Tell Me You're Ready" und "How Long" heißen die flotten Rocker. Ohne auch nur einen einzige Ton gehört zu haben, wusste ich dann, was beim anschließenden "A Million Years" aus den Boxen kommen würde - ich sage es jetzt nicht, Ihr dürft selber mal raten (erinnert ein wenig an eine Mischung aus Aerosmith und Bon Jovi).
Der Rausschmeißer "Children Of Besian" macht mich während des Intros nicht besonders an, akustisch mit Gesang, aber nach rund 90 Sekunden bricht dann wieder der Hard-Rocker aus Kiareli hervor und der Titel mausert sich auf den noch folgenden mehr als sechs Minuten zu einer echt kernigen Angelegenheit. Auch das erneut akustische Outro mit Piano und Gitarre ist nicht so richtig mein Ding, aber das macht ja nicht wirklich was.
Ach Leute, das ist einfach stark, was uns die Italiener hier bieten. Man muss natürlich eine gewisse Affinität zu Bands wie Whitesnake, Leppard und Konsorten haben, darf melodische Rocksongs nicht verachten und sollte sich unbedingt an Jahreszahlen erinnern, die mit eins-neun-acht begannen. Wie schon angedeutet, hier wird alles bedient, was man sich für diese Art von Musik so auszumalen vermag. Aber das ist so gut gemacht, dass man assoziativ einfach nicht auf billiges Kopieren oder wenigstens starkes Anlehnen kommen mag. Also, meine Empfehlung tendiert ganz stark in Richtung Geldbeutel gecheckt und flink zum Plattenhändler des Vertrauens gerannt, alles klar!?
Line-up:
Fabri Kiareli (vocals, guitars, keyboards, piano, bass)
Luke Ballabio (guitars - #7,9,12)
Angel Perini (bass)
Mao Granata (drums)
Ser Joe Aschieris (guest guitar - #5)
Tracklist
01:Strong, Wild And Free
02:Pleasure And Pain
03:Heart And Soul
04:Rock'n'Roll Flame
05:Hard Rockin' Man
06:Gonna Fly
07:Tell Me You're Ready
08:It's Not The Same
09:How Long
10:A Million Years
11:Dancing To The Rhythm
12:Children Of Besian
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