"Filip"? …"Crane-Grief"? Seltsam klang es, und ebenso seltsam sah auch das Artwork dieses Albums aus, als es mir ins Haus geflattert kam. Ich erwartete schon etwas völlig Verqueres und Progressives, aber das ziemliche Gegenteil war dann der Fall. …Oder irgendwie doch nicht.
Aber von Anfang: Filip ist ein exzentrischer, schwedischer Pop-Poet, wie der Pressetext mitteilt. Noch jung an Jahren, erst 26 ist er, veröffentlichte er nun sein zweites Album; auf dem ersten waren musikalisch umgesetzte Gedichte zu hören.
Für "Crane-Grief" wurde ausschließlich alte, analoge Aufnahmetechnik verwendet. Zudem singt der junge Schwede natürlich, spielt aber auch alle Instrumente ein. Dabei handelt es sich lediglich um Gitarre, Piano, Blasebalgorgel und Mundharmonika - und genauso einfach wie diese Liste sind auch die Songs gehalten.
Intim klingen sie, wie in einem kleinen Raum aufgenommen, als hätte Filip nur für sich selbst gespielt, und nicht für die Welt der potenziellen Käufer. Unheimlich verträumt und schwelgerisch trägt er uns seine Gedanken vor.
Im Grunde ist es ja gar nichts Besonderes, was man zu hören kriegt. Man hat zumeist eine sehr entspannt gespielte Gitarre und eine faule Stimme, und das Ergebnis sind Songs, die irgendwo im Country-Bereich angesiedelt sind. Sehr simpel ist die Musik, und dazu noch extrem monoton und gleichförmig. …Als ich dieses Album zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, man will mich mit dieser Frechheit veräppeln. Wie um alles in der Welt könnte so eine Musik ernst gemeint sein…?
Aber um den Reiz dieses Albums zu erkennen, braucht man etwas Zeit und die richtige Stimmung. Sie strahlt eine unglaubliche Ruhe und Entspanntheit aus und lässt weiche, spätsommerliche Bilder vor den Augen entstehen. Auch, wenn Filip Schwede ist und einer der Songs von Island handelt, meint man die ganze Zeit über, ihn auf der Terasse eines Holzhauses lungern zu sehen. Mit schräg gelehntem Stuhl, ein Bein am Stützbalken, einen Hut tief im Gesicht und von goldenem Sonnenlicht beschienen. …Der Grashalm im Mundwinkel würde allerdings zu weit führen, denn die Musik ist keinesfalls klischeehaft.
Auch die Eintönigkeit, die einem entgegenschlägt, ist nicht das Resultat fehlenden Variantenreichtums, sondern ein gestalterisches Mittel für unseren Filip, und so erkennt man Stück für Stück, dass hinter der scheinbaren Frechheit Methode steckt. …"Crane-Grief" bleibt aber dennoch ein Album, das sich jeder Wertung entzieht, denn seine wahren Qualitäten kann man nur subjektiv wahrnehmen - schafft man dies, hat man ein tolles Album zum Entspannen und Nachdenken.
Line-up:
Filip (vocals, guitar, pump organ, piano, autoharp)
Tracklist |
01:Whistling In A Shell
02:The Ice Is Not Safe
03:Ohh Iceland
04:Blurred Afternoon
05:The Black Eyes Of The Dice
06:Smeary Pastels
07:Trembling China
08:She-Swallow
09:Were-Wolf
10:Shake Your Lips
11:Tan-Lines
12:Infantile Blues
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