Dass der rumänische Komponist Béla Bartók (*1881, †1945) in diesem Leben noch einmal meinen Weg kreuzt, hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können. Schließlich war er der Grund dafür, dass ich meine klassische Klavierausbildung knickte und mir einen Orgellehrer suchte, der Jon Lord draufhatte. Und überraschenderweise - die Recherchen zu diesem Review ermöglichen diese Erkenntnis - gefällt mir heutzutage die Moderne Klassik, deren führender Vertreter Bartók war. Das Leben schlägt manchmal merkwürdige Haken....
Ursache für diese Vorermittlungen war das Intro zu Final Steps neuestem Opus, "Uncle Joe's Space Mill". Das kennste doch irgendwoher?? Richtig, eine ebenso eigenwillige wie zauberhafte Interpretation von "Buciumeana", einem rumänischen Volkstanz aus einer ganzen diesbezüglichen Bartók-Reihe - hier von Max Pizio leicht orientalisch angehaucht auf dem Akai EWI interpretiert. Diese Eröffnung ermöglicht die Überleitung zu einem Traum wie aus einer Tausendundeiner Nacht: "Sultans". Und Ethno-Klänge - wie diese - ziehen sich wie ein roter Faden durch das hier zu besprechende zweite Album der Tessiner Jazzrocker.
Kein Vergleich zu Desert Trolls - mit "Uncle Joe's Space Mill" erklimmen Final Step eine völlig neue Stufe und man darf gespannt sein, mit welchen überraschenden Wendungen diese Formation bei der nächsten Sprosse aufwarten kann!
Die 'intergalaktische Mühle' klingt jedenfalls deutlich jazziger als die wesentlich rockigeren 'Wüstentrolle'!! Neben den genannten ethnischen Einflüssen - seien sie orientalischer oder afrikanischer Natur - schleichen sich auch immer wieder eindeutig freejazzige Elemente ein.
Ursachen für den Stilwechsel könnten in der Umformierung von Final Step zu suchen sein. Bis auf den Gitarristen und Hauptkomponisten Matteo Finali wurde komplett umgruppiert; Saxofonist Max Pizio ist zwar omnipräsent, aber 'offiziell' nur noch Gast. Final Step = Finali Step?? Nein, die Band agiert wesentlich geschlossener, mit weniger solistischen Extravaganzen. Das mag man bedauern (und ich tue dies etwas), aber der Schritt erscheint adäquat und stimmig - "Uncle Joe's Space Mill" ist schlichtweg eine neue Stufe.
Zwar steht die Rhythmik erneut mittig im Fokus, aber nicht aufgrund 'schlagfertiger' Fähigkeiten eines Einzelnen, sondern infolge von nun zwei, sich 'dampfend' ergänzenden Perkussionisten. Der neue Bassist agiert am Kontrabass, was natürlich eine völlig neue, sehr viel weichere Klangfarbe einbringt. Auch der Neuzugang an den Keyboards - Alessandro Ponti, der an Piano, Hammond wie den Synthesizern einen prima Job macht - rückt stärker als sein Vorgänger in den Blickpunkt; man höre diesbezüglich nur mal "Red Ruby". Und als spiritus rector beschränkt sich Finali auch diesmal weitgehend aufs 'Strippenziehen'...
"Uncle Joe's Space Mill" nimmt den Hörer auf eine Weltreise, einmal rund um den Globus, mit. Von Rumänien ("Buciumeana"), in den Orient ("Sultans"), von dort nach Brasilien ("Obatala"), zurück nach Nordafrika ("Essaouira") und letztlich ins fernöstliche Japan ("Shibuya"). Die dort gesammelten Eindrücke werden mit klassischem Jazz westlicher Prägung zu einer Art 'New World Music' verschmolzen - hochspannend, ein völlig anderer Ansatz als bei "Desert Trolls".
Auch hier gilt: »Anspieltipps: tutto completto!!« - ich muss mich wiederholen. Eine ganz andere 'Baustelle' als das vorherige Album, aber erneut ein bewusstseinserweiternder Trip. Nach "Uncle Joe's Space Mill" wird man die Musikwelt bedeutend grenzenloser wahrnehmen. Am ehesten ist noch das abschließende "Code AP", übrigens eine Komposition von Alessandro Ponti, an der eleganten Fusion von "Desert Trolls" orientiert und somit mein Spezialtipp.
Welches Album von Final Step ich nun persönlich 'besser' finde, tut überhaupt nichts zur Sache. Es sind zwei völlig
unterschiedliche Stufen - jede mit einem gänzlich eigenen Blickwinkel auf den Jazz Rock...
Line-up:
Matteo Finali (guitars)
Alessandro Ponti (piano, Hammond, synthesizer)
Youri Goloubev (double bass)
Dario Milan (drums)
Silviano De Tomaso (percussion, vibraphone - #6)
Guests:
Max Pizio (saxophon, Akai EWI)
Haruya Horiuchi (voice - #7)
Tracklist |
01:Intro [Buciumeana] (2:20)
02:Sultans (6:11)
03:Obatala (6:22)
04:Uncle Joe's Space Mill (6:27)
05:Red Ruby (7:57)
06:Essaouira (9:03)
07:Shibuya (7:30)
08:Code AP (6:43)
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