Ein kleiner Blick durch meinen Fan-Tunnel gefällig? Wer sind die geilsten Jazzrocker auf diesem Planeten? Steps Ahead und das gilt für die gesamte Galaxie!! Leider gibt es von dieser Traumformation um den Vibraphonisten Mike Manieri seit genau zwanzig Jahren keine neuen Töne mehr zu hören. Naja, mit 76 Jahren flitzen die Schlegel halt nicht mehr ganz so locker...
Aber, und nun die gute Nachricht: Steps Ahead haben würdige Nachfolger gefunden und witzigerweise spielt auch hier eine 'Stufe' die Hauptrolle. Die Rede ist von den schweizerischen Jazzrockern Final Step. Tessin, Lago Maggiore... obwohl mitten in den Alpen gelegen, entfaltet sich hier mediterranes Lebensgefühl in voller Breite - ein Laissez-faire, das sich in Verbindung mit hochintelligentem Esprit wärmend und erheiternd durch das vorliegende "Desert Trolls" zieht.
Final Step wurde bereits 2003 durch den Gitarristen und Hauptsongschreiber Matteo Finali gegründet. Dieser war zuvor in der Jazzszene von New York City unterwegs und ich fresse auf der Stelle einen Jazzbesen, wenn er dort nicht Mike Manieri und/oder Steps Ahead über den Weg gelaufen wäre!
Nach meinen Wahrnehmungen hat deren Sound tiefe Spurrillen in den Kompositionen von Final Step hinterlassen: extrem 'gebläselastig', markante Rhythmik - das Vibraphon allerdings durch eine eher 'dienende' Gitarre, das Piano von einer Hammond ersetzt. Hier wie dort fünf gleichberechtigte Musiker, allesamt durchweg auf Spitzenniveau angesiedelt. Hier wie dort ein traumwandlerisches Zusammenspiel und sich in die Grundmuster einfühlsam einschmiegende Soli.
Trotz dieser perfekten Interaktionen gibt es für mich einen klaren 'Star' auf "Desert Trolls": Drummer Rocco Lombardi. Dieser zeigt eindrucksvoll, was man aus einem minimalistischen Kit alles hervorzaubern kann. Dabei drischt er eine extrem hart bespannte Snare, die scharf-schnarrend die Rhythmik nahezu aller zehn Stücke bestimmt. Ein Weltklasseschlagzeuger, der es mit Könnern vom Kaliber eines Steve Gadd aufnehmen kann! Seinen großen Auftritt gönnt sich Lombardi bei "Ghena Bibaira", das er (hörbar) selbst komponiert hat.
Gesondert muss auch der Saxofonist/Flötist Max Pizio genannt werden, der mit seinem omnipräsenten 'Gebläse' "Desert Trolls" maßgeblich prägt. Zudem hat er vier Songs beigesteuert, bringt sich dort aber 'mannschaftsdienlich' ein. Pizio würde ich in einem Atemzug mit Steps Aheads Tenorsaxofonisten Michael Brecker (ja, genau DER M. B.) oder David Sanborn nennen. Die Art, wie er sein Spiel bei Final Step intoniert, erinnert mich auf das Sax bezogen an Johannes 'Alto' Pappert ("A True Madness"!), bezüglich der Flöte an Missus Beastlys Friedemann Josch ("Funky Hoazin"). Schon lange keine derart scharfe 'Kanne' mehr gehört!!
Die exponierte Stellung der beiden Musiker in diesem Review soll allerdings keinesfalls die Leistung der drei anderen Beteiligten abwerten. Auch diese sind virtuose Spitzenkräfte an ihren Instrumenten und können genauso oft wie Pizio und Lombardi glänzen. Hauptkomponist Matteo Finali nimmt sich erfreulich stark zurück - nicht eine einzige 'Frickelei' ist von ihm zu vernehmen. Gian-Andrea Costa spielt einen extrem 'elastischen', sehr warmtönenden E-Bass - es darf aber auch ruhig mal eine Slapeinlage oder ein gedroschener Akkord sein. Frank Salis brilliert vor allem mit einer sehr organisch klingenden Hammond - die Synthesizer werden sehr dezent und zumeist melodieorientiert eingesetzt, vom ihm und Pizio gleichermaßen.
Uff, wie soll ich die Musik jetzt beschreiben: hochgradig progressiv-experimentell, aber keinesfalls verkopft und in Wolkenkuckucksheimen angesiedelt - im Gegenteil. Der enorme Groove sorgt für eine angenehme 'Bodenhaftung'. Final Step macht eindeutig Fusion der geschmackvollen, eleganten, gelegentlich sogar tanzbaren Art. Eben ein würdiger Nachfolger von Steps Ahead...
Anspieltipps: tutto completto!! Vor allem aber die wild-wuselnden Wüstentrolle im Titelstück, bei den enorm groovigen "The Two-Bear Mambo" und "Funky Hoazin" zuckt nicht nur das Tanzbein, sondern gerät gleich der ganze Körper in Ekstase, das sphärische "Let Your Finger Go On" ist ohnehin der Marke 'Nicht-von-dieser-Welt'. Ach, und das rhythmische 'Weltraumkamel' ("Space Camel", mit coolem Synthisolo) und, und, und...
Kurz und gut: Wer die in den vorherigen Absätzen genannten Referenzkünstler bzw. -Bands mag, dem wird auch "Desert Trolls" gefallen. Garantiert!!
Der Bandname ist doch hoffentlich (und sicherlich) ironisch gemeint, oder? Die letzte Stufe hat diese Band jedenfalls noch lange nicht erreicht!! Final Step hat definitiv das Zeug zu einer Kultband à la Kraan & Konsorten. Dicker, fett unterstrichener KAUFTIPP!!
Line-up:
Matteo Finali (guitars, programming)
Max Pizio (saxophones, flute, keyboards, programming)
Rocco Lombardi (drums)
Gian-Andrea Costa (bass)
Frank Salis (Hammond, keyboards)
Tracklist |
01:QaanaaQ (7:53)
02:Desert Trolls (6:05)
03:Jojo's Blues (5:36)
04:The Two-Bear Mambo (6:20)
05:Funky Hoazin (4:20)
06:Shuttle To Venus (5:30)
07:Let Your Fingers Go On (5:27)
08:Ghena Bibaira (7:03)
09:Space Camel (5:28)
10:A True Madness (5:23)
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