Stell dir mal vor: Du hast ein Hobby und eine Leidenschaft und einen Beruf - und Hobby, Leidenschaft und Beruf sind dasselbe. Du hast in deinem Hobby tolle Ideen und leidenschaftliche Visionen, und kennst die Leute und hast die Mittel, daraus was Berufliches zu machen ... also mal ehrlich, Serafino Perugio vom italienischen Label Frontiers Records ist irgendwie schon zu beneiden! Es hat ihn wohl nicht viel Überzeugungsarbeit gekostet, einige seiner beruflichen Bekannten und musikalischen Freunde zu einer neuen Zusammenarbeit zu überreden.
Die beiden Hauptakteure sind Sänger Robbie LaBlanc von Blanc Faces - hier also ohne Bruderherz Brian - und Drummer Daniel Flores von The Murder Of My Sweet. Unterstützend tätig sind Flores' langjähriger musikalischer Weggefährte Daniel Palqvist an der Gitarre sowie Jonny Trobro am Bass. Die Songwriter sind unter anderem Alessandro Del Vecchio (u. a. Edge Of Forever), Sören Kronqvist ( Crash The System, Sunstorm), Tom und James Martin ( Vega) und Erik Mårtensson ( W.E.T., Eclipse). Here we go: Find Me!
Eine knappe Stunde dauert die Veranstaltung - und genau so lange kann das Album auch die Spannung halten. "Wings Of Love" klingt definitiv kitschiger als es ist - ein Albumname wie aus dem 80er-Jahre-Melodic-Rock-Bandname-Zufallsgenerator. Bei den Kompositionen überlassen die Beteiligten aber nix dem Zufall - die wissen, was sie tun; das hat alles Hand und Fuß. Freunde von Winger, Journey, Giant und frühesten Bon Jovi dürften entzückt die Läuscherchen spitzen - hinein dringen gut durchdachte Genre-Kostbarkeiten im erwartet edel produzierten Powersound.
Die Hooklines sind ebenso einfach wie genial. Treibende Gitarren prägen das Klangbild, aber bei "Another World" (eindringlicher Melo-Rocker, transportiert ein bisschen Pretty Maids-Feeling) und dem Titeltrack "Wings Of Love" schwingt auch das Keyboard tonangebend mit. Und das gar nicht retro-käsig! Minimal 'cheesy' wird es bei "On The Outside" und "Dancing To A Broken Heartbeat" - minimal. Es klingt nach 80ern - und das soll es ja auch - lichtdurchflutet und hell, positiv und optimistisch und doch ein bisschen wehmütig.
Pluspunkte sammelt die Scheibe auch durch ihre dynamische Vielfalt. Auf der einen Seite steht der wunderbare Schmachtfetzen "Eternally" im Foreigner-Stil mit raumfüllenden Backings, bei dem schon das einleitende Gitarrensolo so was von die Seele streichelt. Auf der anderen Seite auf dem Tachometer stehen Abgehnummern wie "Bottom Of My Heart" und "Firefight". Während erstere allerdings wohl die einzige Durchschnittsnummer des Albums darstellt, ist "Firefight" ein echtes Highlight. Das Teil glüht, kaum Zeit zum Luft holen!
Dazwischen schimmern noch ein paar Mid-Tempo-Nummern mit majestätischen Refrains, die mit ihrem perlig-glänzenden Pathos beispielsweise an Giant erinnern. Ganz groß, wie sich im nachdenklich beginnenden "Unbreakable" plötzlich ein dramatischer Chorus erhebt, der auch harmonisch vorher nicht völlig vorhersehbar war. Gut dosiert tragen dann die obligatorischen Streicher intelligent dosiert zum Gelingen der Veranstaltung bei - nicht nur als Teppich, sondern auch mit rhythmischen Akzenten.
Robbie LaBlancs Gesang ist durchweg eine Wonne. Er hat eine Melodic Rock-Stimme, wie sie im Buche steht - in allen Tonhöhen kommen völlig verschiedene Facetten zum Tragen. Ganz weit oben erinnert er kurzzeitig an Joseph Williams in Middle-Eighties- Toto-Tagen, zu hören beispielsweise bei "Road To Nowhere" oder "Powerless". Erwähnt werden müssen auch Daniel Flores' abwechslungsreiches Drumming sowie die Soli - meistens Gitarre, ein paar Mal Keyboard - das sind kompakte Wohltaten, auf die sich vor dem zweiten Hören der Scheibe (fast) genau so vorgefreut wird wie die tollen Melodien.
Immer schön, wenn die AOR-Flamme am Lodern bleibt - aber Projekte wie "Find Me" legen sogar noch mal ein paar ordentliche Scheite nach! Oder wie es der Titeltrack ausdrückt: »As long as the wheels keep turning, as long as my heart keeps burning« ...
Felicitazione an den Visionär - starkes Album!
Line-up:
Robbie LaBlanc (lead and backing vocals)
Daniel Palmqvist (rhythm guitar, guitar solo - #7)
Jonny Trobro (bass)
Daniel Flores (drums, keyboards)
Christopher Vetter (guitar solos - #1-3,5,7,8,11)
David Sivelindt (guitar solos - #1,4,9,12)
Rolf Pilotti (keyboard solo - #10)
Tracklist |
01:Road To Nowhere (5:07)
02:Another World (4:59)
03:Dancing To A Broken Heartbeat (3:39)
04:Eternally (5:35)
05:Firefight (3:51)
06:On The Outside (3:14)
07:One Soul (3:55)
08:Powerless (4:52)
09:Bottom Of My Heart (5:47)
10:Unbreakable (4:19)
11:Wings Of Love (4:20)
12:Your Lips (4:15)
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