Nach The Pythons kommt nun noch eine in Italien hoch angesehene Band mit ihrem neuen Album (relativ) steil aus der Kurve: Fire Trails.
Bevor wir zum großen Kritikpunkt kommen, zuerst das Positive. Davon gibt es Einiges, denn songwritingtechnisch hat das italienische Quintett überraschend viel auf dem Kasten. Zwar variieren die Songs von fast unbeholfen zu fast zwingend, aber sie halten im Durchschnitt ein recht hohes Niveau aufrecht.
Der leicht progressiv angehauchte Stil des Konzeptalbums überrascht den Hörer dann und wann milde und ist auch nicht so eingängig und simpel, wie es zunächst den Anschein hat.
Zudem sind die Musiker von fast schon erlesener Qualität, denn sie offenbaren wahrlich nicht viele Schwächen. Keyboarder Larsen Premoli setzt beeindruckende Akzente durch Zwischenspielchen; mal mit dem virtuosen Gitarristen Steve Angarthal, mal ohne ihn. Sie beide sind die Stars dieser Band - angenehm anzuhören und technisch absolut zwingend.
Nun kommt es aber manchmal vor, dass ein Sänger das Gesamtbild einer Band ziemlich verunstalten kann; und genau das ist hier der Fall. Namentlich Pino Scotto, erinnert er ein wenig an Chris Boltendahl von Grave Digger, strahlt eine große Routine und Erfahrung aus (was sich nach einem Blick auf seine Vergangenheit bestätigt), und macht den Eindruck eines Lokalmatadors, der in seiner Heimat nahezu Kult ist, es aber nie auf die großen Bühnen schaffen wird.
Seine Gesangslinien sind eher mau, aber was noch viel schlimmer ist: Er nervt bisweilen so, dass er Einem jegliche Freude an manchen, eigentlich guten Songs nimmt. Am Ende eines jeden Verses geschieht folgendes: Er lässt seltsam die Stimme sinken und quält in die letzten Sekundenbruchteile etwas hinein, was er wahrscheinlich für ein Vibrato hält; tatsächlich jedoch handelt es sich um ein kraftloses Zittern. Er versucht sich stimmlich besser darzustellen, als er ist, was bei seiner Art zu singen, vollkommen unnötig ist und dem Hörer den letzten Nerv raubt.
Bis auf die Tatsache, dass der Sänger Geschmackssache ist und die Songs manchmal fast zu verspielt und übermotiviert anmuten, ist "Third Moon" jedoch ein überraschend starkes Stück Heavy Metal; auch wenn am Ende nichts davon wirklich haften geblieben ist und zumindest bei mir nicht gerade Suchtgefühle ausgelöst wurden.
Spielzeit: 62,52 Min. Medium: CD, Valery Records , 2006
Tracks: 1:Third Moon (6:44) 2:Spaces And Sleeping Stones (4:39) 3:Fighter (5:43)
4:Brave Heart (5:06) 5:Sailor And Mermaid (6:49) 6:Reaching For The Sky (5:20)
7:Silent Heroes (6:16) 8:God Of Souls (6:45) 9:Stronghold (4:55)
10:Freedom Tribes (5:15) 11:Wise Man Tale (5:20)
Christoph Segebard, 25.01.2006
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