Float (warum gibt man sich freiwillig so einen merkwürdigen Bandnamen?) ist ein Sextett aus dem Raume Baden-Württemberg, das mit "Far Beyond Words" seinen zweiten Longplayer herausbringt. Auftritte bei 'Rock For Nature' (u.a. mit Scorpions, Joe Cocker), als Supporter
von Interpreten von Gary Moore, Smokie, Slade oder Sweet deuten darauf hin, dass ich es bei der mir bisher nicht bekannten Band (auch Preisträger des Deutschen Rock- und Pop-Preises - dritter Platz)
nicht mit musikalischen Nobodies zu tun habe.
Als hauptsächlicher Konsument amerikanischen Liedgutes (vornehmlich aus dem Süden) tue ich mich mit englisch singenden, deutschen Bands oftmals recht schwer. Oft behindern der meist nicht zu vertuschende deutsche Akzent und das textlich praktizierte Schulenglisch meine musikalischen Präferenzen doch maßgeblich. Float haben hier sofort den Vorteil, in Marcus Tautz auf einen Sänger mit amerikanischen Wurzeln zurückgreifen zu können, was das musikalische Treiben des Sechsers von vorneherein erfrischend authentisch klingen lässt.
"Far Beyond Words" enthält vierzehn solide, melodische und handwerklich tadellose Rocksongs (einige davon sogar absolut radiotauglich, wenn man sich in diesem Medium mal etwas weniger engstirnig zeigen würde - z.B. "I For One", "Heaven Can Wait", "I Did Not Know"), die von unserer Klientel bedenkenlos aufgegriffen werden können, es sei denn, man ist hier von vorne herein auf experimentelle Instrumental-Extravaganzen und -Ausschweifungen gepolt. Im Klartext heißt das, dass alle Tracks recht gut ins Ohr gehen und sich im kompakten Drei- bis Vier-Minuten-Bereich bewegen.
Die Band setzt dabei auf eine gut ausgewogene Mischung aus satten Up-, flockigen Midtemponummern und völlig schmalzfreien Balladen:
Klasse direkt der fast stadiontaugliche "Opener "What If?" mit seine klirrenden Gitarren und dem heroischen Refrain, das mit treibenden E-Riffs/-Solo und einer wummernden Orgel stampfende "Cry Me A River" (absolutes Highlight!), irgendwo in Sphären zwischen Deep Purple, AC/DC und Doc Holliday ( Tautz erinnert vom Gesang her an eine Mischung aus Bruce Brookshire und dem Schorndorfer Sonnyboy Gerd Rube) liegend. Schön hier die Harmonie-Gesänge, die auch bei einigen anderen Songs im Hintergrund zum Tragen kommen. Ähnlicher Natur sind weitere Stücke wie "Time To Deliver" und "Hate, Rage & Rock 'N' Roll", beide mit dezenter psychedelischer Note in den Refrains. Das punkige "All These Lovers" wirkt im Gesamtkontext der CD eher wie ein Fremdkörper.
Zu den Midtempotracks zählen Stücke wie "Heart Days" (tolles Slidespiel, unterschwellige Countrynote) und 'I'd Like To Hold You In My Arms" (Slide, quäkige Harp, Springsteen-Flair), "Milk Of Love" ( U2-mäßige E-Gitarren-Untermalung/-Arbeit, wäre der Song von denen, wäre er vermutlich direkt ein Hit), im ruhigeren Bereich sind Sachen wie der recht bluesig gehaltene Titelsong (erinnert mich an "Now That The Magic Has Gone" von John Miles), "Heaven Can Wait" (angenehmer, Piano-betonter Popsong) oder die abschließende Powerballade "I Did Not Know" (ein echter Ohrwurm Marke Simply Red, nur deutlich E-Gitarren-lastiger dazu kommt ein tolles, an Bruce Hornsby angelehntes Piano) angesiedelt.
Das einzige, was mich bei diesem Werk ein wenig stört (aber auch nur marginal), dass hier versucht wurde, etwas zuviel an unterschiedlich Einflüssen ( Deep Purple, Whitesnake, Doc Holliday, Slade, REM, U2, The Hooters, Bruce Springsteen, Simply Red) und Stilen (Rock, Pop, AOR, Classic Rock, Southern Rock, Country, Heartland, Blues, Folk, Punk Rock) in die Songs reinzupacken und auch das teilweise damit verbundene, abrupte Wechseln von amerikanischen zu britisch angehauchten Klängen. Insgesamt ist "Far Beyond Words" von Float (Line-Up übrigens: Markus Tautz, Steffen Sturm, Marcel Hug, Wolfram Herz, Nic Ahl und Timo Berger) aber eine gelungene Sache. Fast jeder Song ist für sich selbst genommen absolut hörenswert. Dazu kommt eine satte, klare Produktion, ein ausführliches Booklet, das alle (durchaus lesenswerte) Texte beinhaltet. Sympathische Rock-Musik mit merklich investiertem Herzblut. Let it Float!
| Tracklist |
01:What If?
02:Heart Days
03:Don't Cry Me A River
04:I For One
05:Symbolic
06:All These Lovers
07:Fall
08:Milk Of Love
09:I'd Like To Hold You In My Arms
10:Time To Deliver
11:Far Beyond Words
12:Heaven Can Wait
13:Hate, Rage & Rock 'N' Roll
14:I Did Not Know
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