Dave King ist Dubliner. Und Dave King ist (zu meiner großen Überraschung) auch höchstpersönlich derselbe Dave King, der mit dem 1982 bei Motörhead ausgeschiedenen Gitarristen 'Fast' Eddie Clarke und dem UFO-Bassisten Pete Way (der in seiner ganz eigenen Art unmittelbar nach Gründung des neuen Projektes umgehend wieder ausstieg) vor ca. 25 Jahren die Band Fastway gründete und dort für die Vocals der ersten beiden Alben zuständig war. Irgendwann in den Neunzigern wanderte er in die USA aus und gründete dort Flogging Molly, um schon sehr bald mit einer wilden Mischung aus traditioneller irischer Musik und Punk Rock Furore zu machen.
Im neuen Jahrtausend erschienen die Alben "Swagger" (2000) sowie "Drunken Lullabies" (2002), bevor der Band mit "Within A Mile From Home" etwas gelang, das selbst den Pogues zu ihren besten Zeiten in den Achtzigern nicht vergönnt war: Sie knackten den amerikanischen Markt und konnten ihr drittes Album auf Platz 20 der US-Billboard-Charts platzieren. Zwischendurch erschien noch die DVD "Whiskey On A Sunday" und jetzt liegt nach vier Jahren das neue Studioalbum "Float" vor.
Sehr überraschend startet das neue Werk mit der einzigen Ballade des Longplayers, "The Story So Far". Getragen, fast im Walzertakt und mit den bestimmenden Instrumenten Akkordeon und Fiddle sowie dem starken, eingängigen Gesang wird also erstmal ein Blick auf das bisher Erlebte zurückgeworfen. Komisch, wäre eigentlich ein optimaler Track gewesen, um die Scheibe zu beenden. Danach ist aber sehr schnell Schluss mit lustig, denn mit "Paddy's Lament" oder "You Won't Make A Fool Out Of Me" wird ganz kräftig in der Irish Folk/Punk-Kiste gerührt.
Dave King hätte kein irisches Blut mehr in seinem Körper pulsieren, wenn er nicht zu jedem der Uptempo-Nummern eine treffsichere und mitreissende Gesangsmelodie in petto hätte. Aber auch in den ruhigeren Momenten wissen die Mollys zu überzeugen. In dem bereits erwähnten "The Story So Far", wie auch im Titelsong, "On The Back Of A Broken Dream" oder "Man With No Country" geht es (zumindest textlich) ziemlich nachdenklich zur Sache. Eingepackt wurden sämtliche Lyrics in eine Musik, die runtergeht wie das erste Huppendorfer meines geschätzten Kollegen Norbert nach Ende der Fastenzeit.
Es wird an der von den Pogues eingeführten Instrumentierung mit akustischer Gitarre, Mandoline, Banjo, Tin Whistle, Akkordeon, Bass und Schlagzeug festgehalten, angereichert durch elektrische Gitarre und Fiddle. "Requiem For A Dying Song", "Lightning Storm" oder "Punch Drunk Grinning Soul", man kann die Tracklist rauf und runter gehen, hier wird gute Laune verbreitet. Das passende Material, um jede Party ihrem Höhepunkt entgegentaumeln zu lassen.
Zu bemängeln gibt es insgesamt wenig und songmäßig schon mal gar nichts. Was mir persönlich ein bisschen auf den Senkel geht, ist die zu glatte Produktion, die den Tracks doch so einiges ihrer ursprünglichen Power nimmt. Die (Power) ist zwar immer noch vorhanden, aber diese so charismatische Rauheit (nicht zu verwechseln mit Härte), die sowohl die Pogues innehab(tt)en und über die auch The Tossers verfügen, kommt hier dann doch abhanden. Da kann mir jeder erzählen was er will, aber dabei handelt es sich um nichts anderes als ein ganz übles Attentat, jetzt auch diese Stilart zu verwässern, bzw. so massenkompatibel wie möglich zu machen. Oder zumindest will man wieder so gut abschneiden, wie es das Vorgängeralbum tat. Zwar musikalisch bedauerlich, aber wer will es dem Septett verdenken, soviel Erfolg wie möglich haben zu wollen?
Trotzdem ist "Float" ein sehr geiles Album mit viel Power und sehr starken Songs geworden. Ich wage mal zu orakeln, dass der Erfolg so gut wie vorprogrammiert ist und auch von RockTimes gibt es wegen quantitativ zu hohem Guinness-Verzehrs nicht mehr richtig tickende 8 von 10 RockTimes-Uhren.
PS: Die unten aufgeführte Tracklist ist die offizielle, die mit der Reihenfolge auf dem mir vorliegenden Promo-Exemplar allerdings nicht übereinstimmt.
Line-up:
Dave King (vocals, acoustic guitar)
Bridget Regan (tin whistle, fiddle)
Dennis Casey (electric guitar)
Matt Hensley (accordion)
Nathen Maxwell (bass)
Bob Schmidt (mandolin, banjo)
George Schwindt (drums)
Tracklist |
01:Requiem For A Dying Song
02:Paddy's Lament
03:Float
04:You Won't Make A Fool Out Of Me
05:Lightning Storm
06:Punch Drunk Grinning Soul
07:Us Of Lesser Gods
08:Between A Man And A Woman
09:On The Back Of A Broken Dream
10:Man With No Country
11:The Story So Far
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