Bei Fluttr Effect handelt es sich um ein Quintett, das im Nordosten der USA, in Boston, Massachusetts, beheimatet ist und mit "Marking Time" nun sein zweites vollwertiges Album vorlegt.
Kommt einem beim Studieren des Booklets schon die Instrumentierung (neben Gesang, Gitarre und Schlagzeug sind ansonsten MIDI Marimba und elektrisches Cello am Start) ungewöhnlich vor, so sollte man sich vor dem Anhören dieser CD auf eine musikalische Achterbahnfahrt gefasst machen.
Fluttr Effect kennen keine Grenzen. Hier wird nicht nur während der gesamten Laufzeit dieses Rundlings Prog, Jazz, Pop, Metal, Gothic, Trip Hop und gar Klassik miteinander verschmolzen, die Band liebt es sogar, verschiedene der genannten Stile innerhalb eines einzelnen Songs miteinander zu verbinden und zelebriert diese Kunstform, ohne auch nur einen Blick in den Rückspiegel zu verschwenden.
Selbst der alteingesessene Walzer taucht auf und hier und da kann man Referenzen an so unterschiedliche Musiker wie Tom Waits oder Frank Zappa ausmachen. Puuh, keine leichte Kost, aber dennoch wahnsinnig spannend. Und eine einzigartige Atmosphäre wird erzeugt. Immer wieder lassen die Bostoner durch ihre Klangbilder Szenarien vor dem geistigen Auge aufblitzen.
Hier ist vor allem das Electric Cello (das von Valerie Thompson sowohl als Bass, als auch als Streichinstrument eingesetzt wird) verantwortlich, kongenial von der Tasten-Frau Vessela Stoyanova unterstützt. Wenn man sich aber in einem solchen märchenhaften Szenarium eingefunden hat und gerade beginnt, sich dort wohlzufühlen, haut Troy Kidwell nur kurze Zeit später wie die Axt im Walde mit einem Metal-Gitarren-Riff dazwischen, das es einem fast die Zipfelmütze vom Kopf bläst.
Die Szenerie zerspringt wie ein berstender Spiegel und man hat das Gefühl, sich auf dem Dach eines fliegenden Düsenjets in 15 000 Metern Höhe zu befinden, verzweifelt versuchend, sich irgendwo festzukrallen, da man aus diesem Trip nicht so ohne weiteres aussteigen will.
Es ist wie in einem Traum, die Situationen, die Stimmungen wechseln fließend und ständig. Die Vokalistin Kara Trott klingt sehr eigenständig, gibt sich hin und wieder aber der Muße hin, mal wie Kate Bush, oder auch mal wie Patti Smith zu klingen. Und J. Marchionna an den Drums gelingt das Kunststück, dieses fast wahnwitzige Sounderlebnis irgendwie zusammen zu halten.
Dennoch wird aber klar, dass Fluttr Effect ganz genau wissen, was sie tun. So rasant es gefühlsmäßig hier auch rauf und runter geht, so gewiss wird einem auch (erstmal wieder in der Wirklichkeit angekommen), dass die Songwriter (außer einem Song von Valerie Thompson wurden alle Stücke von Kara Trott und Troy Kidwell verfasst) bei weitem keine Anfänger sein können, sondern vielmehr sehr gut geschult sind.
Und effektiv sind sie. Kopflastig? Vielleicht, aber dennoch schaffen sie es spielend, einen auf eine Abenteuerreise mitzunehmen, auf der es viel zu entdecken gibt. Diese zwölf Songs schreien förmlich danach, so oft (und das bedeutet SEHR oft) angehört zu werden, bis sie schließlich vollständig erkundet sind.
"Marking Time" ist ein Höllenritt und ein Märchen, gruselig und unfassbar schön, 'The Beauty And The' Beast. Ein Kurzurlaub, selbst wenn man die eigenen vier Wände nicht verlässt. Ein Erlebnis erster 'Kajüte'.
Line-up:
Troy Kidwell (Electric Guitar, Vocals)
Vessela Stoyanova (MIDI Marimba)
Kara Trott (Lead Vocals)
Valerie Thompson (Electric Cello)
J. Marchionna (Drums, Percussion)
Tracklist |
01:Like This (4:03)
02:Talk To Me (3:51)
03:Awake (3:33)
04 + 05:Hollywood Is Porn (11:53)
06:February First 1896 (3:39)
07:Lucky Glove (4:33)
08:Don't Know What You're Living For (7:22)
09:Venus Loves Hades (4:02)
10:Nowhere (6:05)
11:Marking Time (4:59)
12:Hidden Track: Transmission (J's Dreamy Remix) (3:49)
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Externe Links:
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