Forlorn / The Rotting
The Rotting Spielzeit: 42:16
Medium: CD
Label: Rising Records /Cargo, 2010
Stil: Death/Thrash Metal

Review vom 23.07.2010


Andrea Groh
Forlorn wurden 2006 in Birmingham gegründet, sind also Nachwuchs aus jener legendären britischen Stadt, die schon etliche Bands hervorgebracht hat, u. a. aus dem Stilrichtungen Heavy Metal, Doom Metal, Thrash Metal und Grindcore, viele davon wegweisend und/oder eigenständig. Na, das ist doch schon mal viel versprechend …
Wenn dann noch das Info adressiert ist an »Verehrte Freunde tonnenschwerer Tonkunst« (ja, da fühle ich mich angesprochen) und etwas verspricht von »massive Zeitlupen Heaviness oder durchgedrücktes Gaspedal«, sind meine Erwartungen hoch.
Vor dem Debüt bei Rising Records gab es bereits zwei EPs, "Hearts Of War" und "The Forlorn Hope", welche wohl die Aufmerksamkeit des Labels erregten und zu einem Deal führten. Nun, 2010, erscheint dann "The Rotting".
Der erste Track, der auch Titelsong ist, beginnt herrlich tonnenschwer und kriechend, aber so doomig, wie man es nach dem Bandnamen und dem Anfang erwarten könnte, bleibt es nicht. Nach eineinhalb Minuten wird die Geschwindigkeit angezogen, die Stimme setzt ein und der Song bewegt sich in, durch Breaks und langsamere Parts aufgelockertem Midtempo.
So geht es dann auch weiter, recht melodische Gitarren treffen auf die angekeifte Stimme von James. Wenn dieser Pause macht, herrschen rohe Riffs. Es wird mehr auf Schwere und Brutalität gesetzt denn auf Hochgeschwindigkeits-Ambitionen. Die Leads sorgen dafür, dass die Musik sich nicht in dumpfen Gekloppe verliert.
"Vulcans Flame" kombiniert dann relativ flotte, mit Doublebass unterlegte Parts mit dem bisher vorherrschenden Midtempo. Hier wird die Musik dann thrashiger, während ich sie bis dahin deathiger fand.
Interessanterweise werden Forlorn häufig als Thrash Metal eingestuft, was ich nicht immer ganz zutreffend finde, zumindest wenn man bei diesem Begriff an den US Thrash z. B. aus der Bay Area denkt. Dafür ist "The Rotting" nicht straight genug, sondern hat etwas Chaotisches. Ich würde die Band daher eher Richtung Death Metal ansiedeln, teilweise erinnern sie mich an Obituary oder auch an Cerebral Fix.
Daneben scheint man alle der in Birmingham vorkommen Stilarten zumindest verarbeitet zu haben, also von Heavy Metal, Doom Metal, Thrash Metal bis Grindcore ist etwas dabei.
Nun kommt der Haken: Mit der Zeit verliert sich die Spannung bei "The Rotting". Nach einem tollen Anfang lässt sie leider im Mittelteil nach. Wirklich schlecht wird es nie, aber am Songwriting müssten die Jungs noch etwas arbeiten.
Gegen Ende ist wieder eine leichte Steigerung zu verzeichnen, angefangen beim sehr rifflastigen "Battle Scarred" und beim mit über sieben Minuten längsten Track "Crimson Star", der schöne harmonische Stellen aufweist. Zum Abschluss ("The Wicked Sin") wird noch mal ordentlich draufgehauen, da hatten sie wohl nicht mehr viel Zeit …
Forlorn sind am besten, wenn sie mit viel Tempowechsel arbeiten und vor allem, wenn sie doomige Parts oder melodische Gitarren einstreuen, diese Stärke sollten sie ausbauen. Wenn sie nur immer so gut wären wie bei "The Rotting" und "Crimson Star" - dort zeigen sie, was sie können. Mehr davon bitte beim nächsten Mal.
Man sollte allerdings nicht vergessen, dass es sich hiermit erst um ein Debüt handelt, welches immerhin Potential zeigt und Eindruck hinterlässt, auch wenn (noch) Schwächen vorhanden sind.
Die versprochene »brilliante Walze« ist es vielleicht nicht, aber allemal beeindruckender als die x-te Kopie einer in den 80ern erfolgreichen Band. Schön zu hören, dass nicht alle jungen Musiker diesem Trend hinterherlaufen oder auf Metalcore aufspringen. Forlorn versuchen einen anderen Weg und über mangelnde Heaviness kann man sich dabei sicher nicht beklagen.
Line-up:
James Shaw (vocals, lead guitar)
Daniel Brown (rhythm guitar)
James Morley (bass, backing vocals)
Ross Edgington (drums)
Tracklist
01:The Rotting
02:Worlds End
03:Doomed
04:Vulcans Flame
05:Ferality
06:Floods Of Martyrdom
07:Victims Of Revenge
08:Battle Scarred
09:Crimson Star
10:This Wicked Sin
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