Es ist so eine Art akustischer Impressionismus, mit dem die Hannoveraner Frames durch ihr Debütalbum Spuren hinterlassen. Denn "Mosaik" spricht vor allem das Gefühlszentrum an. Frames sind eine Prog-Band und machen rein instrumentale Musik. Aber sie gehören nicht zu jenen Akrobatik-Exhibitionisten, die der Welt ihre fantastischen Fingerfertigkeiten vorführen wollen. Nein, Frames sind Atmosphärenkünstler, Emotionsarchitekten, Landschaftsmaler an Musikinstrumenten. In einem eine Stunde langen Crescendo und Decrescendo aus psychedelischen Ambient-Ansätzen, sich monumental aufbauenden Gitarren-Riffs und traurig-verträumter Zerbrechlichkeit erzeugen Frames aus zahlreichen Fragmenten ein zusammenhängendes Gesamtbild, das sich im ständigen Fluss befindet.
Fast 'natürlich' wirkt das, was "Mosaik" skizziert. Ähnlich wie Smetanas "Moldau" könnte "Mosaik" einen Fluss - im wahren Wortsinne - beschreiben, der sich durch die Landschaft schlängelt, der hier und da auch mal Geschwindigkeit aufnimmt und sich dann wieder in den Breiten einer beschaulichen Aue verteilt, an dessen Ufer sich gigantische Berge fast bedrohlich erheben, der sich stets seinen Weg durch die Unwegsamkeiten der Natur bahnt, der dazu unbändige Kraft aufwänden und sich im nächsten Abschnitt wieder erholen muss. Allerdings gibt es auf "Mosaik" keine Tendenz zu überschwänglicher Majestätik in Dur-Tonarten. Eine latente Melancholie schwingt meist mit - oder sagen wir, eine Ernsthaftigkeit - unterstrichen durch ein wehmutvolles Cello in introvertierten und durch opulente Heavy-Riffs in dramatischen Momenten.
Faszinierend, wie ansatzlos beide Extreme ineinander übergehen, wie Frames es hinbekommen, dass sich Monumentales binnen Sekunden auflöst und zersetzt, und wie das so unaufdringlich, ungekünstelt und natürlich wirkt. Genau so weiß man bei nachdenklichen Piano-Passagen auch nie wirklich, welche Wendung das Stück noch nehmen wird. Diese Sprunghaftigkeit - im positiven Sinne - bringt das Frames-Werk doch wieder ein Stück weit weg vom "Moldau"-Vergleich. Vielleicht ist "Mosaik" eher die Studie einer abstrakteren Gedankenwelt. Es fällt relativ leicht, das ganze Werk ohne Pause zu hören und zu staunen, wie dabei eine Vielzahl von Bildern unterschiedlich schnell vor dem inneren Auge vorbeizieht. Das 'Fehlen' des Gesangs unterstützt dabei sogar die Wirkung der Musik, da man unweigerlich eigene Ideen und Gedanken in "Mosaik" hinein interpretiert.
Die oft übergangslosen Verbindungen, die geschmeidige Art, wie die Stücke ineinandergreifen, unterstützt die Tendenz, das Album als Ganzes zu sehen. Und auch, wenn kein durchgängiges bzw. wiederkehrendes Thema auszumachen ist - möglicherweise eine Anregung für das nächste Mal? - so ist "Mosaik" dennoch längst nicht frei von markanten Melodien. Im Gegenteil: Die Hard Rock-Hookline von "Agenda" oder das Thema des großartigen "Insomnia" mit seiner hypnotischen Wirkung - um nur ein paar Beispiele zu nennen - sind Fragmente, die deutlich aus dem Gesamtwerk herausstechen und länger wirken, als der Hördurchgang dauert. "Mosaik" sei jedem Prog-Fan ans Herz gelegt, vorausgesetzt er ist in Stimmung für kontemplativ-emotionale, wehmütige bis aufrüttelnde musikalische Gedankenspiele, für intensive Momente in extensiven Klanglandschaften.
Line-up:
Jonas Meyer (guitar, keyboard)
Manuel Schönfeld (keyboard)
Julian 'Moses' Hoffmann (bass)
Kiryll Kulakowski (drums)
Tracklist |
01:Intro
02:The Beginning
03:Agenda
04:Transition
05:ISP
06:Insomnia
07:Driving Head
08:Intermission
09:Horizon
10:Audacy
11:M
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