Freebass / It's A Beautiful Life
It's a Beautiful Life Spielzeit: 45:05
Medium: CD
Label: Haçienda Records, 2010
Stil: Indie Rock, Pop

Review vom 09.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Unverhofft kommt oft. So auch bei der britischen Band mit dem spannenden Namen Freebass. Nomen est omen, denn hinter dem Namen steckt verdammt viel musikalisches Potential. Drei Bassisten haben sich zusammengetan:
Peter Hook (Joy Divison/New Order),
Gary Mounfield (The Stone Roses/Primal Fear) und
Andy Rourke (The Smiths)
Damit gibt es eine weitere tolle Band aus Manchester.
Kaum zu glauben, aber Musik funktioniert auch mit drei Tieftönern. Okay, das Freebass-Debüt-Album offenbart nun nicht ausschließlich die reine Lehre vom Bass. Zu hören gibt es auch Gitarren sowie Drums und Samples hat man auch ein wenig. Als Vorgängerplatte hat man eine EP mit dem Titel "Two Worlds Collide" veröffentlicht. Gary Briggs, ehemals in der Band Haven aktiv, muss sich gefühlt haben, als wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, als er vom Trio gefragt wurde, ob er singen wolle. Er singt auf "It's A Beautiful Life".
Irgendwie bekommt der schöne Plattentitel einen bitter-ironischen Beigeschmack, denn Rourke hatte sich in Richtung New York aus der Band verabschiedet. Die Folgen davon wurden am 09.09.2010 in einer News auf der Homepage gepostet. Unter dem Titel »Freebass - (and so we face…) The Final Curtain« wurde vermeldet, dass man es für sinnvoller erachtet, die Band aufzulösen, statt sie auf Eis zu legen. Schade, kann ich da nur schreiben, denn das, was vorliegende CD zu bieten hat, wäre ein solider Baustein in der Karriere der Band gewesen. Aber nun ist Freebass bereits Vergangenheit und es mutet schon etwas seltsam an, über ein neues Album zu schreiben, wenn die Gruppe schon nicht mehr zusammen ist. Das ist anders, als bei Gruppen, die lange von der Bildfläche verschwunden sind.
"It's A Beautiful Life" ist eine gute Platte mit vielen Höhen aber auch dem einen oder anderen Durchhänger. Man darf nicht davon ausgehen, hier etwas aus der Schublade Joy Division/New Order, The Stone Roses oder gar The Smiths zu erwarten. Klar ist, dass bei einigen Tracks vielleicht besonders Joy Divison als Chiffon durchschimmert, aber das Bassgezupfte von Peter Hook ist nun einmal sehr prägnant und immer wieder gerne gehört. Seinen Sound hat man einfach noch im Ohr und man wird ihn auch hier wiedererkennen. Das Fundament der Basslinien wurde partnerschaftlich aufgeteilt. Mounfield zupft ganz tief im Keller, Rourke im Parterre und Hook ist für die hohen Töne zuständig.
Aus meiner Sicht ist der Opener "It's Not Too Late" schon einer der erwähnten Durchhänger. Musikalisch ordentlich, sind Briggs Vocals zu süß, zu klebrig. Nach dem Uptempo-Song setzt Freebass die Stimmung auf eine etwas besinnlichere Schiene. Allerdings nur für eine Einleitung. Dann blubbern die Bässe herrlich aus allen Lagen und der Gesang erweist sich als nicht mehr so enttäuschend. Klasse Indie Rock mit einer besonderen Note ist das schon.
Aber der Bass-Dreier kann noch ganz anders aufspielen. "Lady Violence" ist ein krachend-düsteres Stück Musik, bei dem sich die Nackenhaare aufrichten und nur die Briggs-Stimme, umringt von Backing Vocals lässt einige wenige Lichtstrahlen in der Finsternis zu. Dazu gibt es eine richtig aufgekratzte Gitarre auf die Lauscher. Coolness, die Wärme ausstrahlt! Ganz geschickt wird der Indie Rock mit Funk aufgeladen, wenn "World Won't Wait" mit einem hymnischen verhallten Refrain aufläuft.
Keine 180°-Drehung machen Hook, Mounfield und Rourke, wenn sie sich plötzlich in Reggae-Andeutungen von "Kill Switch Pt Ph" wiederfinden und die Masche dieses Genres nehmen sie abermals für "Stalingrad" auf. Allerdings wird der Jamaika-Rhythmus erhabener, denn man hat die Dub-Variante gewählt. Freebass' Verspieltheit wird plötzlich ganz groß geschrieben. Hinhörer!
"Secrets And Lies" ist ein Zwitter, denn Briggs pendelt zwischen rauer Stimme und dann wieder diesen süßlichen Höhen, die nicht mein Geschmack sind. Ansonsten gefällt auch dieser Track und der trägt wohl am meisten Joy Divison/New Order-Erbgut in sich. Irgendwo muss irgendwann irgendjemand im Zusammenhang mit der Gruppe was von Kraut Rock geschrieben haben. Das geht ja gar nicht zusammen, oder ich habe etwas in dem Genre verpasst.
Vielleicht gibt es ja noch Hoffung für eine Neuformierung von Freebass, denn am Schluss zieht die Band den "Plan B" aus dem Köcher. Das, was hier von drei Koryphäen am Bass abliefern, ist zum mit der Zunge schnalzen. Musikalisch insgesamt nicht immer am Limit des Hörvergnügens ist "It's A Beautiful Life" eine gute Platte geworden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Schade, dass es mit Freebass nicht weiter gehen wird.
Tracklist
01:It's Not To Late (3:39)
02:The Only Ones Alone (5:39)
03:Lady Violence (4:43)
04:World Won't Wait (4:50)
05:Kill Switch Pt Ph (4:21)
06:Stalingrad (4:16)
07:Secrets And Lies (4:08)
08:She Said (3:49)
09:The God Machine (4:28)
10:Plan B (5:19)
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