Frost* / Experiments In Mass Appeal
Experiments In Mass Appeal Spielzeit: 56:41
Medium: CD
Label: InsideOut/SPV, 2008
Stil: Neo Prog / Hard Rock

Review vom 15.11.2008


Michelle Karayilan
'Alles Geschmacksache' - sagt der Affe als er in die Seife biss. Wurde doch der Gesang von Frost auf deren Debüt Milliontown bemängelt, haben sie nun auf ihrem Nachfolger "Experiments In Mass Appeal" einen neuen Shouter am Start, zudem unterstützt dieser John Mitchell noch an der Gitarre. Der neue Mann hört auf den Namen Declan Burke. Laut meinem Infozettel, auch liebevoll Waschzettel genannt steht zu lesen, dass Jem Godfrey ihn als kommenden Prog-Megastar sieht. Tja, auf dieses Podest möchte ich ihn allerdings nicht setzten, daher meine zu Anfangs getätigte Aussage, dass alles Geschmacksache ist. Denn sind wir mal ehrlich, gerade im Prog-Bereich gibt es genügend Bands, die - was den Gesang betrifft - nur Mittelmaß erreichen. Als Beispiel sei da Nick Barrett von Pendragon genannt und trotzdem feiert dieser sein 30-jähriges Bandbestehen. Was man allerdings durch die hellere Klangfarbe der Stimme vom Declan geschafft hat, ist, sich ein Stück von dem direkten Vergleich zu Kino zu entfernen. Und wenn dass das Anliegen von Jem war, so hat er zumindest diesbezüglich schon mal einen Pluspunkt verdient.
Ansonsten hat sich die Musik zu dem Erstlingswerk nicht viel verändert. Auch bei "Experiments In Mass Appeal" werden zumeist Elemente aus dem Hard Rock gekonnt mit Neo Prog vermischt. Dies bekommen wir schon sehr eindrucksvoll bei dem Titeltrack "Experiments In Mass Appeal" auf die Ohren gedrückt. Dieser fängt total ruhig an und in dem Moment, als ich völlig entspannt lausche und sanfte Gitarren- und Pianosounds zu dem zarten Gesang vernehme, setzen urplötzlich die harten E-Gitarren ein, so dass ich einen Satz von meinem Stuhl mache. Das Solo scheint nicht von John Mitchell gespielt zu sein, denn es trägt so gar nicht seine Handschrift. Die ruhigen sowie die heavy Passagen wechseln sich bis zum Schluss stetig ab und für mich ist das schon fast das Highlight dieses Werkes.
Auch "Welcome To Nowhere" und "Pocket Sun" sind mit gedämpften Momenten und donnerartigen Soundgewitter konzipiert. Mit "Saline" hat man eine balladeske Nummer eingebaut, bei der mich der Satzgesang am Ende fasziniert. Technoartige Klanggebilde leiten in "Dear Dead Days" ein und die Tasten werden phasenweise richtig bombastisch (à la Rick Wakeman) und das ganze Stück erklingt ordentlich spritzig. Pop-rockig kommt "Toys" daher. Der letzte Song bringt es auf eine fragwürdige Gesamtspielzeit von knapp 16 Minuten. Da wird nun so mancher rätseln, was an der Spielzeit fragwürdig sein soll? Ganz einfach zu erklären: Da sind etwa ab der fünften Minute nur noch elektronische Klanggebilde zu hören und das etwa ganze zwei Minuten. Nun wundere ich mich natürlich darüber, was das soll, denn diese seltsamen zwei Minuten passen absolut nicht ins Konzept. Die letzten drei Minuten sind ebenfalls äußerst seltsam mit irgendwelchen Soundschnipseln aufgebaut. Sorry, so lässt mich "Wounderland" nur mit dem Kopf schütteln, das war wohl nix.
Dass Jem Godrey ein Studiofuchs ist, merkt man dem Rundling an, denn der Klang erschallt ohne Fehl und Tadel aus den Lautsprechern. Bis auf den einen erwähnten Makel macht die Musik richtig Spaß. Hingegen konnte er sein Versprechen, Alben zu komponieren, die sich nicht gleichen, nicht so ganz einlösen.
Line-up:
Jem Godfrey (keyboards)
John Jowitt (bass)
Andy Edwards (drums)
Declan Burke (vocals, guitar)
John Mitchell (guitar)
Tracklist
01:Experiments In Mass Appeal (08:00)
02:Welcome To Nowhere (05:31)
03:Pocket Sun (04:28)
04:Saline (06:06)
05:Dear Dead Days (06:50)
06:Falling Down (05:49)
07:You/I (01:06)
08:Toys (03:03)
09:Wounderland (15:48)
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