Bereits vor nunmehr vier Jahren ist unter dem Titel "Frozen Rain" das Debüt der gleichnamigen Band aus Belgien erschienen. Es war/ist ein Album, das stark unter dem Einfluss der klassischen AOR-Schiene der achtziger Jahre stand und mit eingängigen Hooks, wechselnden Gitarren- und Keyboardparts sowie ausdrucksstarkem Gesang aufwarten konnte. Einzig die Band war gar keine, sondern eher eine Art Projekt. Der belgische Meister vieler Instrumente
Kurt Vereecke hatte seinerzeit einige Musiker für quasi jenes erste Album um sich geschart, ohne zu wissen, ob es jemals ein zweites geben würde. Nach dem ermutigenden Erfolg allerdings wurden Pläne für einen Nachfolger gemacht. Diese Pläne beinhalteten auch diverse Änderungen in der Vorgehensweise. Als wichtigstes Merkmal ist da auf jeden Fall die Zusammenstellung des Line-ups zu nennen, das mittlerweile schon viel mehr die Bezeichnung einer Band verdient. Sämtliche Mitspieler haben sämtliche Songs gemeinsam eingefahren, ohne wiederum auf eine Vielzahl von weiteren Musikern zurückzugreifen. Gab es beim ersten Longplayer noch sage und schreibe fünf Vokalisten für den Lead-Gesang, so haben wir es aktuell lediglich mit einem Shouter zu tun, nämlich
Carsten 'Lizard' Schulz, den wir brandaktuell auf gleich mehreren Scheiben präsentieren konnten:
Help! For Japan,
Vintage Love, oder
Grow. Keyboarder
Jurgen Vitrier und Bassmann
Vincent De Laat konnten sich schon beim ersten Mal verewigen und als weitere Neulinge kamen nun
Kurts Bruder
Hans Vereecke an den Drums sowie für nahezu alle Gitarrenparts
Rik Priem hinzu. Als einziger 'externer' Gast zeichnet der englische Singer/Songwriter
Chris Swinney für Co-Songwriting bei vier Tracks und einige Backing Vocals verantwortlich.
Mit "Ahead Of Time" kommt nun eine Scheibe auf den Markt, deren Ausrichtung wiederum ganz klar der Melodic Rock ist. Elf feine Stücke, die wohl etwas härter und druckvoller klingen als es die des Vorgängers noch waren. Bereits der Opener "Believe It Or Not" gibt uns alle Elemente, die wir bei diesem Genre finden möchten. Ein melodiöses Intro geht in den obligatorischen Gitarrenriff über, bevor dann der Gesang zugeschaltet wird. Unterlagert wird das Ganze von einem Keyboard-Teppich. Schema F, aber nicht langweilig. Gespickt kommen dann an passenden Stellen noch kleine Soli auf der Sechssaitigen hinzu, die durchaus für gewisse Akzente sorgen - das geschieht übrigens bei so gut wie alle Songs. In dieselbe Kerbe schlägt auch "Forever" direkt an zweiter Stelle auf dem Album. Keyboards, Gitarre und Gesang sind ebenfalls die markantesten Merkmale, Schulz macht einen prima Job und Priem lässt es auf der Klampfe durchaus brennen. "Breakin' Out" wird dann ein wenig seichter, obwohl die Komponenten alle stimmen. Die Hookline passt, der Refrain ist eingängig, die Gitarre erfüllt ihr Soll und auch an den Fellen passiert etwas. Dagegen wird "We're Gonna Rock" sehr viel Gitarren-orientierter, ein Riff jagt dem anderen hinterher und Schulz macht dem Titel des Songs alle Ehre. Hier befinden wir uns auf jeden Fall auf der etwas härteren Schiene des Albums, ebenso wie bei "Turn It On" oder "The Last Dance Ain't Over". Besonders diese drei Stücke geben der Scheibe einen Touch, der etwas weg vom oft ja weichgespülten Sound des AOR/Melodic Rock liegt.
Kein AOR-Album ohne Ballade, und ich hätte eigentlich noch mehr davon erwartet, es bleibt aber bei dieser einen, "Too Late" genannt. Geschrieben wurde das schöne Stück von
Joke Vereecke, der Tochter des Masterminds von
Frozen Rain. Mit dem Rausschmeißer "Voodoo Party" bekommen wir sogar noch ein (fast) Instrumental, das einmal mehr die durchweg vorhandenen spielerischen Qualitäten der Band zeigt. Einzig die verfälschte Stimme
Chris Swinneys bringt zu Beginn ein paar 'Vocals' dazu. Markenzeichen dieses Tracks ist sicherlich das Zusammenspiel von Saiten- und Tasteninstrumenten. Unterm Strich bleibt ein gut gemachtes Melodic Rock-Album, eingespielt von handwerklich wirklich überzeugenden Musikern. Abgemischt wurde die Scheibe von
Alessandro Del Vecchio, der auch schon u. a. bei
Edge Of Forever,
Shining Line Lionville für den Mix verantwortlich zeichnete, während das Mastering von
Dennis Ward (u. a.
Sunstorm,
Pink Cream 69) durchgezogen wurde. Ein guter Griff
Vereeckes war sicherlich auch die Wahl eines einzelnen Sängers, was dem Gesamtwerk einen runderen Anstrich verpasst. Vielleicht hätten noch eine oder zwei Spitzen dem Album ganz gut getan, um es noch interessanter zu machen. Aber wer diesem Genre zugetan ist, der kann es sich trotzdem bedenkenlos zulegen.