Iain Ashley Hersey kennen wohl nur Eingeweihte, trotz seiner bis dato drei erschienenen Alben, die zwischen 1999 und 2008 auf den Markt gekommen sind. Dazu haben wir nun Nummer 4, die sich als "Vintage Love - The Best" einen Namen machen soll. Hersey greift hierfür auf namhafte Vokalisten zurück, die sich als Gastsänger die vorliegenden 15 Songs - ungleich - aufteilen. Der Meister aus Neuengland bedient neben der Sechssaitigen selber auch den Bass und die Hammond-Orgel und sorgt unverkennbar für den Sound, den er wohl favorisiert und der ihn am meisten beeinflusst hat. Schon beim ersten Durchlauf dieses Albums werden Erinnerungen an die alten Purple, Rainbow, Whitesnake und u. a. auch Led Zep wach.
Jedes seiner drei Alben wird mit vier bzw. fünf remasterten Fassungen bedacht und obendrein gibt es auch noch einen bislang unveröffentlichten Song als fünfzehnten und neu eingespielten Track. Streng getrennt nach Chronologie werden wir zu Anfang mit Material seines Debüts "Fallen Angel" bedacht, wobei Dante Marchi die beiden ersten Songs einsingt, stark melodiös an den Hard Rock der Achtziger erinnernd. Bei der dritten Nummer kommt dann ein etwas härterer Touch zum Tragen und Paul Shortino (u. a. Quiet Riot) gibt uns den rauen Shouter. Immer wieder ist Platz, wie z. B. bei "Hold On", für Soloeinlagen auf den sechs elektrifizierten Saiten. Der vierte, bluesig-sphärische Track ist etwas Besonderes, gab es "The Outcasts" bisher doch nur als Bonus auf der Japan-Fassung des Albums von 1999. Mike Stone, ehemaliger Gitarrist von Queensrÿche ist hierfür am Mikro und bislang kann konstatiert werden, dass die wechselnden Sänger durchaus für eine schöne Mischung sorgen.
"The Holy Grail" stammt aus dem Jahre 2005 und bietet uns neben David Montgomery bei "Blood Of Kings" auch den früheren Shouter von Rainbow und der MSG, Graham Bonnet, bei "Walking The Talk" und dem Titelsong des damaligen Albums "The Holy Grail". Ich gebe zu, nie ein großer Fan Bonnets gewesen zu sein, trotzdem kommt er bei dem erstgenannten Song gut und derbe rüber. Auch der zweitgenannte Track trägt eindeutig seine Handschrift. Bei "Calling For The Moon" tritt dann Carsten 'Lizard' Schulz aufs Parkett und beginnt mit dem ersten von insgesamt sechs Songs, die er für Hersey eingespielt/gesungen hat. Neben seinen diversen Soloalben und Gastauftritten haben wir ihn erst kürzlich ebenfalls als Gast auf Grow hören können. Die allgegenwärtige Dominanz jedoch hat auch hier wieder Hersey mit seinem Gitarrenspiel, der uns aber auch am Bass erfreut und, wie eingangs erwähnt, die Hammond zum Einsatz bringt. Die Songs sind durchweg eingängig, haben eine gute Hookline, man merkt, dass der studierte Musiker weiß, was er tut. Melodiös getragen bietet uns zwischendurch Randy Williams auf "Blink Of An Eye" seine Sangeskunst feil. Ruhig und fein modelliert ist dieser Song, fällt ein wenig aus dem Rahmen, aber wahrlich nicht unangenehm auf.
Gerade mal drei Jahre ist "Nomad" alt, das dritte Album Herseys, und wir bekommen nun die volle Carsten Schulz-Packung. Die Zusammenarbeit von Hersey und Schulz ist nicht nur auf dem vorliegenden Album verewigt, schon einige andere Produkte tragen beider Siegel. Vorab möchte ich anmerken, dass ich wegen des Ziehharmonika-Intros bei "Voodoo Spirits" kurz davor war, meinen Kaffee zu verschütten, wähnte ich mich doch für einige Sekunden auf einer Platte von Ernst Mosch und seinen Egerländern. Glücklicherweise unterbrechen einige Akkorde auf der E-Gitarre diesen Ausflug und ich werde ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Diese Gitarre und natürlich auch die gute alte Orgel sind wieder einmal die stimmigen Komponenten für handfesten Classic Rock - der letzte Teil dieses Albums gefällt mir persönlich am besten. Schulz erweist sich als durchweg passender Counterpart für Hersey, alle Songs haben die richtigen Attribute für bleibende Werte. "Sacrifice The Sun" ist ein weiterer Tipp zum Antesten dieses Silberlings, hartes Riff, feine Solo-Gitarre und schleppend-hämmernde Rhythmus-Fraktion. Dazu kommt dann die ubiquitäre Hammond und schon sind wir im Jahre 1981 - aber nicht plump kopiert, sondern mit ausreichend eigenen Elementen. Ungeduldige aber aufmerksame Leser der Tracklist weiter unten werden über "L.A. Connection" gestolpert sein. Keine Frage, das ist Rainbow - und hier singt ausnahmsweise nicht Schulz sondern Doogie White, der ja auch selber in seinen Projekten die Affinität zur Musik of days gone by nicht verhehlen kann. Passend, mit feinst modellierter Stimme intoniert er hier seinen ehemaligen Arbeitgeber. Und ich verhehle meine Verehrung dieses kleinen Schotten wieder einmal mit keinem Wort.
Der Rausschmeißer "Red Head Rampage" greift noch ein letztes Mal in die alles Gute enthaltene Rock-Kiste. Geiles Riff, geile Hookline, eingängige Melodie, feiner Gesang mit klasse Backing Vocals, und immer wieder die Orgel. Ein ganz klarer Anspieltipp, keine Frage!
Ein Kauf dieser Scheibe schadet dem Liebhaber des Classic Rock, mit einem gewissen modernen Touch, wirklich nicht. Wir haben es mit einem ehrlichen und sauber produzierten Album zu tun, das nicht in allen einzelnen Teilen subjektive Full Marks erhält, aber in Summe eine prima Anschaffung ist. Besonders für Neueinsteiger in Sachen Hersey ist die frische "Vintage Love - The Best" wohl the best choice.
Line-up:
Iain Ashley Hersey (guitars, bass, Hammond)
Dante Marchi (lead vocals - #1, 2)
Paul Shortino (lead vocals - #3)
Mike Stone (lead vocals - #4)
David Montgomery (lead vocals - # 5)
Graham Bonnet (lead vocals - #6, 9)
Carsten Schulz (lead vocals - #7, 10, 11, 13-15)
Doogie White (lead vocals - #12)
Randy Williams (lead vocals - #8)
Paul Logue, Jochen Mayer, Marvin Sperling, Dave Sutton (bass)
Steffen Seeger (guitar)
Jim Austin, Alessandro Del Vecchio, Pat Regan, Holger Seeger, Harlan Spector (keys)
Sam Aliano, Jimmy Griego, Bernd Herrmann, Frank Kraus, Tony Medeiros (drums)
Philip Wolfe (orchestration)
Tracklist |
01:Goin' Down And Dirty
02:Distant Memories
03:Hold On
04:The Outcasts
05:Blood Of Kings
06:Walking The Talk
07:Calling For The Moon
08:Blink Of An Eye
09:The Holy Grail
10:Voodoo Spirits
11:Sacrifice The Sun
12:L.A. Connection
13:Vintage Love
14:When Will My Love Fade
15:Red Head Rampage
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