Elf Jahre ist es her, als Rochus Honold (Gitarre) und seine Mitstreiter das Album "The Raven's Cry" eingespielt hatten. Und doch muss man sagen 'erst 11 Jahre', denn wir hören hier einen Sound, der noch wesentlich weiter zurück geht. Die Münchner Formation, die sich 1993 gründete und 1999 endgültig auflöste, macht einen musikalischen Trip in die Hippie-Zeit, vermischt psychedelische Sounds mit klaren Rock-Rhythmen und ein paar Blues-Fill-Ins. Das Ganze harmoniert wunderbar, kommen doch in den einzelnen Songs, wie zum Beispiel bei "The Highland Song", sogar ostasiatische Tonfrequenzen hinzu.
Honold bedient seine Klampfe sehr oft clean und drückt hin und wieder für eher leichten Crunch die Schalter. Sängerin Anja Fritzsche macht sich recht kühl und sachlich bemerkbar und ist für den versprühten Charme dieser Musik mit verantwortlich. Das knapp achtminütige "Bring Back The Light" hat dazu seine stärksten Momente, wenn Basslinien von emotionalen Gitarren fast ruckartig unterstützt werden und Schlagzeuger Tobias Teschner überwiegend die Toms bedient.
Die Band war damals recht erfolgreich und hatte eigentlich das Potenzial, mehr aus ihrer Situation zu machen. Und es ist schade, dass im Jahr 1997 Tobias Teschner ausstieg und so eigentlich das Ende der Crew einläutete. Denn die entstandenen personellen Löcher konnten Honold und Fritzsche niemals mehr richtig schließen.
Man kann bei der Musik von Fuckin Wild entspannen, insbesondere bei einem Track wie "City Of Love", welcher recht sanft und anschmiegsam ins Ohr geht. Die gewählten Harmonien sind klar strukturiert und erneut hat man beim genauen Hören den Eindruck, dass das alles eine Art Hommage an die zügellose Flower-Power-Bewegung ist. In "You And Me" meine ich, dass die Gitarren von Effekten wie z.B. kräftigem Phasing gespickt wurden und die Sängerin wird in diesem Song von den männlichen Begleitern unterstützt.
"Time Of Sleeping" kommt dagegen sehr kopflastig daher, scheint ein Bild von gesteigerten Emotionen zu sein, wobei hier ganz entscheidend die Instrumente malträtiert werden. Das sollte man dann auch nicht nur nebenbei hören, denn das könnte den einen oder anderen Nerv überstrapazieren. Überraschungen sind in der Tat inbegriffen, denn Fuckin Wild wechseln innerhalb dieses Songs mehrmals die Stimmung und greifen zu den verschiedensten Techniken auf den Saiteninstrumenten.
Mein persönlicher Favorit ist "Castle Of Dreams", welches stark im typischen Blues verankert ist. Das machen die Dame und die Herren sehr professionell, kommen sie dabei für meine Begriffe geradezu famos rüber. Rochus Honold besticht hier mit gekonnten Soli. Und so kann man als Fazit feststellen, dass die Band damals ein sehr abwechslungsreiches Album eingespielt hatte, welches sich in den verschiedensten Stilrichtungen wieder findet und vielleicht gerade deswegen in Prog-Kreisen Anerkennung gefunden hatte. Die Scheibe war damals per Mailorder, auf Konzerten der Band sowie in wirklich gut sortierten Plattenläden zu erwerben. Das ist auch ein Stück Musikgeschichte. Anja Fritzsche spielte nach der Auflösung wohl noch zwei Solo-Alben ein, die mir allerdings nicht bekannt sind. Rochus Honold hat die Website von Fuckin Wild wieder online gestellt und vielleicht ist es dem einen oder anderen möglich, ein Exemplar dieses Silberlings zu erwerben. Eine Punktwertung nehme ich hier nicht vor, der geneigte Fan müsste auch so neugierig geworden sein.
Line-up:
Anja Fritzsche (vocals, acoustic guitars, djembe, darabouka, flutes)
Rochus Honold (electric guitars, acoustic guitars, mandolin, backing vocals, percussion)
Frank Daiminger (bass, bongos, zither, backing vocals, percussion)
Tobias Teschner (drums, percussion)
Tracklist |
01:The Highland Song (4:43)
02:Bring Back The Light (7:56)
03:City Of Love (7:28)
04:You & Me (4:55)
05:Time Of Sleeping (8:26)
06:Out On My Way (5:43)
07:Castle Of Dreams (8:10)
08:Shaman's Dance (6:16)
09:Reprise Of Love (2:39)
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