Es ist schon irgendwie beachtlich, wie vier gestandene englische Provinzmusiker sich ihres Bauchladens voller musikalischer Jugendsünden entledigen, und dieses leicht angestaubte Sammelsurium mit eigenen instrumentalen Intarsien aufzublähen versuchen.
Die Ipswicher Herrenrunde mit ihrer recht kühn gewählten Namensgebung initiiert auf dem aktuellen tönenden Auswurf mit sehr viel Pathos und in rein instrumentaler Vertonung latentes Fernweh auf Raten, verübt andererseits aber auch das Beweihräuchern selbstgefälliger Rock-Attitüden.
'Die zukünftigen Könige' schälen auf ihrem mittlerweile dritten Werk leicht konsumierbare bzw. vertraute Prog-Elemente aus der verknarzten 70er Musik-Borke, um das mit diversen elektronischen Stimulanzien versehene Extrakt letztendlich in einer konzeptionellen Seifenoper zu verwursten.
Dabei verdichten sie ihre Floyd'schen Vorkenntnisse um einige Post Rock-Modernitäten, versuchen einen bewährten melodiösen Rhythmusteppich über die reichhaltig geschichteten Tastenschwälle zu streuen und mit ständigem Aufblitzen der elektrischen Gitarren das arg gebeutelte Arrangement-Geflecht halbwegs zu kitten. Mit Ausnahme von zwei kürzeren Intermezzos holpern die langatmigen Kompositionen über eine von Referenzen gezeichnete Buckelpiste glorifizierter Prog-Götzen und vermögen in wenigen, vom Hauch an Psychedelica getragenen Momenten, etwas an innervierender Essenz zu gewinnen.
Die eingebundene, hochemotionale Gedankenreise eines altersmüden Mannes, welcher von einem traumatisierenden und von familiären Erinnerungen geprägten Aussichtspunkt resümierend über den ausgedehnten Ozean blickt, lässt den Intensivkonsumenten in die perfekte Wehmuts-Falle tappen und salbt diesen mit musikalisch naiver Ambitioniertheit. Billigste Synthesizergewüchse pinseln verkitschte Klangfarben an hypnotisierende Saitenwände und erschließen auch nach näherem Hineinhören keinen wirklichen Tiefgang, preisen dagegen ihre Wirkungsweise eher als marginal feinsinniges Lauschkino, aber mit repetierender Ödnis feil.
Die wohltuend raue und autarke Tonmischung hält den agierenden Helden etwas Boden unter den Füßen und verleiht dem bedingt synthetischen Treiben die für ein Rockalbum nötige Energie.Trotz allem dionysischen Bemühen der Protagonisten bewegt sich die technisch sauber ausgeküngelte Weltschmerz-Schmonzette nicht allzu weit über den musikalischen Tellerrand hinaus - sprich, einen gepflegten Garten voller musikalischer Imaginationen erwartet man hier vergeblichst.
Alle guten Vorsätze werden innerhalb einer Dreiviertelstunde im musikalischen Breitwandkleister und drolliger Elektronik versenkt, gestalten sich allenthalben zum verschwenderischen Ausverkauf peinlich ambitionierter Prog-Mucker-Repetitionen. Auch wenn dieses mit Wehmut und großen Gesten bespickte Werk der Briten bisheriges Schaffen in den Schatten zu stellen vermag, werden diese sich mit ihren nett verpackten Stilblüten vom Nimbus der frühen Siebziger Kunstrock-Epigonen vorläufig nicht emanzipieren können.
Line-up:
Ian Fitch (guitar, auto harp, dulcimer, mandolin, xylophone, singing)
Karl Mallett (bass, guitar, auto harp, banjo, keyboards, singing)
Simon Green (drums, percussion, whispering)
Additional:
Steve Mann (keyboards)
Tracklist |
01:Go…
02:Sea Saw
03:The Cold Hard Truth
04:Time Flies Like An arrow
05:Rain Later, Good
06:The Viewing Point
|
|
Externe Links:
|