Fuzzbee / Dreams And Other Living Things
Dreams And Other Living Things Spielzeit: 52:01
Medium: CD
Label: Fuzzbee Music, 2014
Stil: Pop/Rock

Review vom 05.04.2015


Markus Kerren
Bei dem Gitarristen, Sänger und Produzenten Fuzzbee Morse handelt es sich einmal mehr um einen Mann, der bereits seit vielen, vielen Jahren in der Szene aktiv ist, sich dabei jedoch fast ausschließlich in der 'zweiten Reihe' bewegte. Wenn es aber um Referenzen geht, dann dürfte die folgende Liste wohl mehr als beeindruckend sein, denn der Amerikaner spielte u. a. bereits mit Frank Zappa, Joe Zawinul, Jaco Pastorius, Lou Reed, Richie Havens, Bono, Peter Gabriel, Aaron Neville, Ric Ocasek, The Chambers Brothers, The Soul Survivors, Derek Trucks,
Dave Grohl, Third World, Karla Bonoff, Daniel Lanois und vielen mehr.
Mit "Dreams And Other Living Things" legte er bereits im letzten Jahr 2014 sein erstes Soloalbum vor. Und für diese Aufnahmen konnte er niemand Geringere als den Bassisten Tony Levin, den Schlagzeuger Jerry Marotta (beide u. a. Ex-Peter Gabriel) und den Keyboarder David Sancious (u. a. Ex-Bruce Springsteen, Ex-Eric Clapton, Ex-Peter Gabriel) gewinnen, was alleine schon eine hohe Erwartungshaltung aufbaut. Wenn dann noch dazu kommt, dass der Gitarrist von Leuten wie Zappa und Zawinul in den höchsten Tönen gelobt wird, steigt die Spannung natürlich mehr und mehr.
Umso überraschter war ich dann von den ersten drei Tracks der Scheibe, die nur untergeordnet durch die gitarristischen Fähigkeiten Fuzzbees auffallen und vielmehr poppig-soulige, zunächst alles andere als knallige, sondern eher unscheinbare Kost darstellen. "Voodoo Child (Slight Return)" ist das erste von zwei Hendrix-Covers, bei dem man allerdings zunächst auch nicht so richtig weiß, wo man es hinstecken soll. Vor allem versucht der Protagonist in weiser Voraussicht gar nicht erst einen auf Jimi zu machen, sondern geht die Sache wesentlich subtiler an, agiert mit seinen ganz eigenen Sounds und Spiel. Da lohnt ein Testdurchlauf zweifellos, selbst wenn ich meine Lieblingsversion dieser Nummer woanders finde.
Was Fuzzbee Morse auf der Gitarre drauf hat, zeigte er dann aber spätestens mit dem darauffolgenden Instrumental "Zonga!", bei dem er den Sechssaiter mal so richtig abheben lässt. Wie bei allen anderen mimt er dann auch hier nicht den Flitzefinger, sondern überzeugt auf voller Linie mit sehr starken Melodien und batzenweise Feeling. Ein weiteres Highlight ist das bluesig-soulige "Brother Ray", das er direkt hinterher schiebt. Gesanglich der stärkste Titel der Scheibe und selbst nach mehreren Durchläufen kann man sich dem Eindruck nicht verwehren, dass diese Platte nach hinten raus immer besser wird.
Womit ich so ein bisschen meine Probleme habe, ist der zweite Hendrix-Song, nämlich "Angel". Auch hier glänzen alle Beteiligten auf ihren Instrumenten, aber der im Chor gesungene Refrain (die Strophen werden ausgelassen) erinnert dann doch ein bisschen an Kaufhaus-Musik, die lediglich sanft im Hintergrund die Kundschaft in eine gute Stimmung versetzen soll. Das soulig-gospelige "Underground Railroad" entschädigt dann aber wieder, u. a. durch die Mitwirkung der Chambers Brothers.
Auf der einen Seite ist "Dreams And Other Living Things" ein Album mit musikalisch hochklassigen Leistungen geworden, ein relaxtes Album, dessen Beiträge aller Musiker allererste Sahne sind. Auf der anderen könnte es dem geneigten Fan hier und da vielleicht ein bisschen zu sehr relaxt sein, zu wenig zupackend. Höhepunkte kann man hier massenhaft finden - erschließen wollen sich diese aber erst nach einer Zeit des interessierten Hinhörens. Also eher keine Scheibe, die man schnell mal einwirft, sofort restlos begeistert ist und beim dritten Durchgang auswendig kennt.
Vielmehr sollte man in die Musik von Fuzzbee eintauchen, sich von ihr verzaubern und auf sanften Flügeln mitnehmen lassen - wohin man will.
Line-up:
Fuzzbee Morse (guitars, keyboards, omnichord, horns, vibes, electric piano, percussion, lead vocals)
Tony Levin (bass)
Jerry Marotta (drums, Taos drums, bongos, roadcase, shakers, percussion, omnichord, ocarina, rainstick)
David Sancious (piano, Hammond organ, synthesizers, keybards, strings)

With:
Daya Rawat (vocals - #1,3)
Lisa Frazier (vocals - #2,6,8,10)
Willie Chambers (vocals - #10)
Joe Chambers (vocals - #10)
Tyra Juliette (vocals - #10)
Tracklist
01:Long As The Wind Blows
02:It's Time To Go!
03:Oooh Baby
04:Voodoo Child (Slight Return)
05:Zonga!
06:Brother Ray
07:Onward
08:Livin' In A Land Of The Free
09:Angel
10:Underground Railroad
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