Henrik Freischlader / Night Train To Budapest
Night Train To  Budapest Spielzeit: 63:23
Medium: CD
Label: Cable Car Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 05.12.2013


Mike Kempf
Es ist noch gar nicht so lange her, dass mein Kollege Joe Brookes Henrik Freischladers Viererpack Live In Concerts rezensierte. Nun, pünktlich zur Adventszeit, präsentiert Deutschlands Edel-Blueser mit "Night Train To Budapest" nicht nur eine mit über einer Stunde Spielzeit perfekt ausgereizte Tonkonserve, sondern für den Musikfreund zur Weihnachtszeit eine tolle Geschenkalternative.
Budapest, warum ausgerechnet Budapest? Sicher, wer sich vorab in der Medienlandschaft informiert hat, der wird festgestellt haben, dass es ihm Ungarns Hauptstadt besonders angetan hat, beziehungsweise extrem gut gefällt. Überhaupt sucht sich Freischlader gerne Fixpunkte für seine Songs. Ist es in diesem Fall eine Stadt, stehen aber oftmals auch Personen wie zum Beispiel Martin Meinschäfer im Mittelpunkt seiner Texte oder bei der Betitelung seiner Alben. In diesem Fall widmet er "Night Train To Budpest" den mir völlig unbekannten Antonius Bernardus Maria Hogema
Ob DVD- oder CD-Besprechungen, Interviews oder Konzertberichte, bereits weit über dreißig Freischlader-Artikel schmücken unseren Index. Dass dabei Begriffe der Superlative wie: Gitarren-Champion, Blues Rock-Ass, Edelgitarrist oder Top-Blueser, um nur einige zu nennen, so oft gefallen sind, wie er pro Jahr zahlreiche Konzerte spielt, ist anhand seines außergewöhnlich guten Verständnisses für Musik nicht sonderlich verwunderlich. Auch eine weitere Auflistung der namenhaften Musiker, mit denen er schon die Bühne teilte, halte ich für wenig sinnvoll, weil diese Thematik schon tausendfach in der Medienlandschaft abgedruckt wurde. Sei es wie es sei, ob als Instrumentalist, Songschmied, Sänger oder als Förderer von BerufskollegInnen, Henrik Freischlader arbeitet weiter daran, sich auf Dauer ein Denkmal in der Geschichte deutscher englischsprachiger Rockmusik zu setzen.
Auch wenn allein sein Name für exzellente Qualität bürgt, ist er bei "Night Train To Budapest" nicht nur fürs Gitarrenspiel und Gesangseinlagen verantwortlich, sondern auch für die Bassline und das Schlagzeug, welche er komplett alleine eingespielt hat. Für sein aktuelles Werk hat er nur seinen Tastenspezialisten und langjährigen musikalischen Begleiter Moritz Fuhrhop mit ins Boot geholt. Allein die Tatsache, dass der Wuppertaler alle Tracks selbst entworfen hat, ist allemal eine Berichterstattung wert.
Die Eröffnungsteile "Point Of View" und "Everything Is Gone" unterstreichen gleich mal fett, welche Attribute ihn in der Vergangenheit bis zum heutigen Tag so erfolgreich werden ließen: Sein extrem gefühlvolles Saitengezupfe, gepaart mit seinen unverwechselbaren Stimmbändern. Diese Fähigkeiten ermöglichen es ihm, neben sehr rockigen Songs auch wundervolle Balladen zu kreieren. An erster Stelle möchte ich "My Woman" erwähnen, dessen gehaltvoller Textinhalt (Ein Auszug auf Deutsch: »Mein Herz ist für Abenteuer, meine Seele für Sicherheit«) vielleicht einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt widerspiegeln könnte.
Nachdem ich das Album einmal komplett auf mich habe einwirken lassen, überkommt mich ein eigenartiges Gefühl. Denn ich frage mich, wer ist der eigentliche 'Star' des aktuellen Albums? Erst nach weiteren Hördurchgängen, kommt mir ein Gedanke in den Sinn. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass sich eine Katze ihren Besitzer selbst aussucht. Kann es bei "Night Train To Budapest" so sein, dass seine im Booklet abgebildete 'Gibson Les Paul 59 RI Makeover by Florian Jäger' ihn mehr oder weniger durchs Album führt? Es mag sein, dass ich hier rein gefühlsmäßig zu weit aushole, doch es scheint mir, dass die von irgendwem hinten signierte Gibson eine Menge zu erzählen hat. Welche Geschichte die Klampfe bei der wunderschönen Ballade "Thinking About You" zu berichten weiß, ist einfach nur sagenhaft. Selten habe ich so herzzerreißende Klänge einer Gitarre gehört, wie bei diesem Teil.
Doch damit nicht genug. Was die beiden, er und seine Gitarre, beim längsten Stück des Albums "My Woman" zum Besten geben, ist so feinfühlig, dass ich das Lied zum weltweiten Frauentag-Song 2014 erkläre. Neben dem Lied eignen sich noch "Thinking About You", "Down The Road", "Gimme All You Got" als Hörproben, wobei es sich hier nur um eine Momentaufnahme handelt, denn im Prinzip zeigt die Platte keinerlei Schwächen. Zum Finale wird mit "Shame" und "Your Loving Was So Good" nochmal so richtig gerockt und ein gewohnt sehr abwechslungsreiches, gefühlvolles und erstklassig abgemischtes Album beendet. Ob er nun außer seiner Gibson Les Paul noch andere Gitarren zum Einsatz brachte, entzieht sich meiner Kenntnis. Im Prinzip auch nicht so entscheidend, Henrik Freischlader hat wieder erstklassige Songs gestrickt, indem diesmal für mich seine Klampfe/n die wahren 'Stars' sind. Ohne Wenn und Aber: "Night Train To Budapest" gehört in jedes anspruchsvolle Plattenregal!
Line-up:
Henrik Freischlader (guitar, bass, drums, vocals )
Moritz Fuhrhop (Hammond organ, keyboards)
Tracklist
01:Point Of View (4:11)
02:Everything Is Gone (5:55)
03:Caroline (4:33)
04:A Better Man (5:23)
05:Thinking About You (7:18)
06:Down The Road (6:28)
07:Gimme All You Got (4:26)
08:If This Ain't Love (4:25)
09:My Woman (10:02)
10:Shame (4:26)
11:Your Loving Was So Good (5:56)
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