Igor Flach & Lausitzblues
Live Im Real Music Club 2007
Live Im Real Music Club 2007 Spielzeit: 72:25
Medium: CD
Label: Real Music, 2009
Stil: Acoustic Blues and More


Review vom 14.01.2010


Jürgen Bauerochse
»Großartiges Live-Album zu einem traurigen Anlass« - So könnte man diese CD in ganz knappen Worten beschreiben und hätte dabei schon mal die wichtigsten Fakten erwähnt, die auf diesen Silberling zutreffen.
Als der Sänger und Harmonikaspieler Igor Flach am 8. März 2008 an den Folgen einer schweren Herzoperation auf der Intensivstation des Berliner Herzzentrums verstarb, beschlossen Jörg Kuhla und Sepp Maciuszczyk, besser bekannt unter dem Bandnamen Lausitzblues, spontan, ihren Freund und Kollegen mit einer Gedenk-CD zu ehren.
Flach wurde am 12. März 1966 in Jena geboren und galt als einer der besten und vielseitigsten Harpspieler Deutschlands. Anfangs natürlich vom reinen Blues beeinflusst, entwickelte er sich aber schnell weiter und spielte mit vielen Acts der Rock-, Folk- und Country-Szene zusammen. Dabei eignete er sich eine ganz spezielle Technik beim Ein- und Ausatmen an, die ihn von fast allen anderen Harpplayern unterschied und zu seinem Markenzeichen wurde.
1984 trat Igor Flach der Jonathan Blues Band bei und lernte in Ost-Berlin Hans die Geige kennen, mit dessen Unterstützung er deutschsprachige Bluessongs komponierte. Ende der Achtziger wurde er Mitglied bei Passat und spielte außerdem mit der Band Pankow und der Tino Standhaft Band mehrere Alben ein.
Als Solist folgten Anfang der neunziger Jahre mehrere Tourneen durch die USA, Frankreich und Russland. Dabei trat er unter anderem mit Stefan Diestelmann, den Yardbirds, Louisiana Red und Abi Wallenstein auf und war auch hier als Gast auf einigen Longplayern vertreten.
Zwischen 1994 und 2004 nahm Igor Flach sechs Solo-CDs auf und arbeitete als Dozent bei verschiedenen Workshops in Sachen Harpspiel. Außerdem gehörte er zu den Förderern des Musikfestivals Mundharmonika Live in Klingenthal. Die deutschsprachige Niel Jang Band und das Duo Igor Flach & Bluesman Rudi waren weitere Stationen in der Karriere des Thüringer Musikers.
Doch kommen wir nun zum Album selbst. 'Gedenk-CD', das ist genau der passende Begriff dieser Scheibe. Schon das Cover ist ganz auf Igor Flach fixiert. Einige Live-Fotos des am 7. April 2007 beim II. Oster-Rock Festival im Real Music Club, Lauchhammer, aufgezeichneten Konzertes, die Trackliste und der Satz »In Gedenken an Igor Flach (12.3.1966 - 8.3.2008)«, das ist auch schon alles. Selbst die Mitmusiker sind nicht erwähnt, um zu zeigen, wer hier die 'Hauptperson' ist.
Das Gleiche gilt auch für die Musik. Die einzelnen Songs stehen im Mittelpunkt. Publikumsreaktionen sind auf ein Minimum beschränkt. Lediglich am Schluss bei der Bandvorstellung ist etwas mehr aus dem Saal zu hören. Hier soll ganz eindeutig das musikalische Können der Protagonisten im Vordergrund stehen. Nichts anderes zählt. Aus meiner Sicht ist das durchaus verständlich und auch sehr gut gelungen.
Weiterhin beeindruckend ist die hervorragende Soundqualität dieses Mitschnittes. Gerade bei den akustischen Parts des Konzertes, die den größten Teil des Sets ausmachen, hat das Yamaha AW 16 G-Aufnahmegerät wirklich ganze Arbeit geleistet. So einen glasklaren Klang würde ich mir bei vielen anderen hoch gelobten Studio-Aufnahmen wünschen.
Bei den fünfzehn Songs steht eindeutig der Zwölftakter im Zentrum des Geschehens, wobei etliche Klassiker, wie die beiden Canned Heat-Überflieger "On The Road Again" und "Going Up The Country", sowie der "Mystery Train" aus der Feder von Junior Parker und Sam Phillips und Muddys "Rollin' And Tumblin'" zu den bekanntesten Titeln zählen. Aber auch Ausflüge in den Country-Bereich ("Dead Flowers" und "Dark Hollow") mit sehr schönem Banjo-Einsatz sind zu hören. Außerdem ist mit "John Barleycorn" auch ein Song in deutscher Sprache dabei.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Zusammenarbeit von Lausitzblues und Igor Flach passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Diese drei hervorragenden Musiker ergänzen sich in allen Bereichen optimal. Außerdem bekam das Konzert durch den ständig wechselnden Leadgesang eine enorme Bandbreite.
Das instrumentale Können der drei Protagonisten steht sowieso vollkommen außer Frage, aber selten hat mir ein Album so viel Spaß gemacht, wie diese CD. Hier ist tatsächlich mal wieder ein 'Tipp' völlig gerechtfertigt.
Die CD kann für 10,- Euro bei Real Music-Veranstaltungen oder bei der Rischke & Mehner Werbeagentur erworben werden, wobei ein Teil des Erlöses an die Familie von Igor Flach geht. - Ein weiterer Grund, sich dieses tolle Vermächtnis zu besorgen!
Line-up:
Igor Flach (harp, vocals)
Jörg 'Kulle' Kuhla (electric guitar, bass, banjo, vocals)
Sepp Maciuszczyk (acoustic and slide guitar, drums, vocals)
Tracklist
01:OnThe Road Again
02:Rats & Roaches
03:Crawfish
04:If This Is Love
05:Dead Flowers
06:Angel Of Mercy
07:Mojo Boogie
08:Cajon Moon
09:Dark Hollow
10:John Barleycorn
11:One Step Ahead Of The Blues
12:Going Up The Country
13:Hard To Be
14:Mystery Train
15:Rollin' And Tumblin'
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