Ken Foust / Same
Same Spielzeit: 35:14
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2015
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 04.02.2015


Steve Braun
Ken who? Unglaublich, dass man selbst die hierzulande unbekanntesten Namen in unserem Index finden kann. Auffällig wurde Ken Foust allerdings im Jam-Kontext, der bei seinem ersten Soloalbum - schlicht "Ken Foust" betitelt - allerdings nicht eine Sekunde eine Rolle spielt.
Er macht sich rar im Weltweiten Web, der augenscheinlich im besten Mannesalter befindliche Mann aus North Carolina. Die elf Stücke von "Ken Foust" sind stattdessen lupenrein in dem Genre verwurzelt, das man 'neudeutsch' Americana nennt.
Der Naturbursche aus den Appalachen präsentiert sich hier tief von der dort ansässigen Folk- und Countryszene infiziert, erzählt Singer/Songwriter-Stories vom Leben abseits hektischer Metropolen, vom einfachen Leben und den wirklich wichtigen Werten. Diese Geschichten trägt Ken Foust mit einer angenehmen Stimme - mal sonor, mal kehlig - vor, während er dazu stilecht die Akustische wahlweise schlägt oder zupft. Für die Farbtupfer sorgt er mit einer kratzig-depressiven Fiddle oder einem fröhlich hüpfenden Banjo. Der Multiinstrumentalist hat die Aufnahmen - in einer Zeitspanne von dreißig Jahren entstanden - nahezu im Alleingang bestritten, überlässt lediglich die sparsamen Schlagwerk- und Basseinlagen zwei befreundeten Musikern. Richtig schön kommen der zweitstimmige Gesang mit Marc Teachey, einem Singer/Songwriter aus Wilmington/NC, und (vor allem) Tim Gordons Saxofon daher, der sich bei zwei Stücken sehr apart in dieses für ein Saxofon eher untypisches Genre 'einfühlt'.
Sehr häufig ziehen Reminiszenzen an Musiker wie Dan Fogelberg, James Taylor oder John Denver auf. Fousts Fingerpicking ist elegant wie das eines Klaus Weiland und immer dann, wenn die Fiddle besonders herzzerreißend schmachtet, erinnert man sich gerne an Jackson Brownes frühe Jahre... ihr wisst schon: wegen David Lindley!!
Dieses muntere Namedropping soll allerdings keinesfalls verschleiern, dass wir es hier mit einem begnadeten Sänger mit 'Botschaft' zu tun haben. Ken Foust steht vielmehr in der Tradition der genannten Musiker und führt deren Vermächtnis (so mancher ist ja nicht mehr unter uns) überaus wertkonservativ weiter. "Ken Foust" ist ein Album, zu dem man sich wunderbar zunächst fallen- und dann treibenlassen kann - eines, das in seiner ehrlich-einfachen, direkten Art sofort gefangen nimmt.
Anspieltipps? Gibt es reichlich... hier mal nur die Peaks: natürlich die beiden eröffnenden Nummern, wobei "I Aim To Walk Down To The River" frappierend an den Troubadour aus LA erinnert und "The Musician's Exchange" durch ein distinguiertes Sax-Solo glänzt. Dem flott-fröhlichen "Waiting On The Coutside" wird von Fousts weicher Hammond eine unglaublich dichte Wärme verliehen und diese Hook bekommt auch so schnell keiner mehr aus dem Ohr. "Take It To Ride" ist eines der wenigen Stücke, die etwas aufwändiger arrangiert wurden und zudem das Tempo deutlich forcieren. Dem gegenüber stehen zumeist stille Songs, wie das bezaubernde Instrumental "Winter's Blues". Dass Ken Foust allerdings so richtig rocken kann, beweist das abschließende "The Nest" derart entspannt und lässig, wie man das eigentlich von der anderen US-Küste, 4500 km westwärts, gewohnt ist. Zeitgemäßer kann man Westcoast Rock wohl kaum interpretieren...
Ken Foust legt hier ein fantastisches Americana-Album vor, dem erfreulicherweise die Weinerlichkeit vieler Genre-Kollegen völlig abgeht. Obwohl ich eher ein Freund prall gefüllter Tonträger bin, muss ich feststellen, dass diese gut halbstündige Reise durch den Südosten, mit Abstechern nach Südwest, genau richtig bemessen ist. Die elf Songs sind perfekt aufeinander abgestimmt, verzichten auf jegliches unnötige Stretching und sind somit ein - mal besinnlicher, mal unterhaltsamer - Genuss der hohen Schule des Singer/Songwriter-Genres.
Line-up:
Ken Foust (lead vocals, guitars, fiddle, banjo, bass, Hammond - #4)
Jamie Hoover (bass, acoustic guitar, background vocals)
Jim Brock (drums, percussion)
Tim Gordon (saxophone - #2,11)
Marc Teachey (vocals - #6, resonator guitar, bass, vocals - #10)
Tracklist
01:I Aim To Walk Down The River (2:52)
02:The Musician's Exchange (2:31)
03:Strenght In Numbers (2:00)
04:Waiting On The Outside (3:36)
05:I Penned This Tale On The Donkey (4:35)
06:The Thimble (4:08)
07:The Foot (2:54)
08:Take It To Ride (3:16)
09:Winter's Blues (3:09)
10:Take Me Back (3:10)
11:The Nest (2:33)
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