Lita Ford / Wicked Wonderland
Wicked Wonderland Spielzeit: 65:33
Medium: CD
Label: earMUSIC/edel, 2009
Stil: Hard Rock


Review vom 09.11.2009


Moritz Alves
Eins gleich vorweg: Bei Lita Ford ist anno 2009 nicht nur das Coverartwork schlecht…
Aber mal der Reihe nach.
Fakt ist, dass sich Madame Ford, in den Achtzigern der feuchte Traum vieler Hair Metaller und Poser, für ihr Comeback-Album "Wicked Wonderland" musikalisch etwas, ähem, umorientiert hat. Dabei verleugnet sie zwar nicht durchgängig ihre Wurzeln, fügt ihrem Sound allerdings völlig uninspirierte, pseudomoderne 'Industrial'-Klänge hinzu, ja, lässt das Album davon stellenweise gar dominieren. Es wäre pure Schönrederei, hier von 'anreichern' zu sprechen, denn die blonde Sängerin tut sich mit dieser Aktion wahrhaftig keinen Gefallen.
Ich verstehe diese Musiker nicht, die (wie in diesem Fall) 14 Jahre von der Bildfläche verschwinden, nur um dann aus dem Nichts mit einer Scheibe zurückzukehren, die alte Fans ganz derbe vor den Kopf haut. Denn es sind doch letztendlich diese Anhänger aus den Achtzigern, die der Dame heutzutage die Stange halten würden - hätte sie denn gute Musik aufzunehmen gewusst. Junge Rockfans nämlich werden sicherlich nicht irgendeiner 'Oma' lauschen, die vor zwanzig Jahren vielleicht mal angesagt war und zudem noch nicht mal völlig am Puls der Zeit agiert…
Dennoch wagt Frau Ford mit "Wicked Wonderland" eine äußerst zweifelhafte Rückkehr. Weiß der Henker, was sie geritten hat, diesen Schrott unters Volk zu bringen! Nun, vielleicht war es Ehemann Jim Gillette, der sich auch gleich mal für einige richtig schlechte und gewollt (aber kaum gekonnt) böse Gastvocals hergegeben hat. Längst vorbei die Zeiten, als er die (Hair Metal-) Welt mit seiner Band Nitro (deren Alben "O.F.R." und "H.W.D.W.S." erschienen 1989 bzw. 1991) und recht virtuosen Gesangsleistungen beeindruckte…
"Wicked Wonderland" ist insgesamt ein ziemlicher Griff ins Klo geworden, von einem klanglichen Wunderland kann hierbei nur äußerst selten die Rede sein. Lita Ford hat hier 65 Minuten Mist auf Silberscheibe gebannt, den sie besser auf irgendwelchen Festplatten hätte vergammeln lassen sollen. Gewollt brachialer, uninspirierter Rock à la "Crave", "Piece (Hell Yeah)" oder der Titeltrack reihen sich an seltsame Balladennummern wie "Sacred" (zugegeben einer der besseren Songs) - die 15 Stücke (darunter zwei Bonustracks) klingen dermaßen substanzlos, langweilig und schwach, dass sie den Weg von Ohr zu Ohr ohne Zwischenstopp hinter sich bringen.
Qualitätskost wie "What Do Ya Know About Love" oder "Kiss Me Deadly" findet sich hier nicht mal in Ansätzen, und auch auf 'hämmernde Rhythmen' bzw. 'unvergleichliche Gitarrenriffs', wie es einem der Promozettel weismachen will, wartet man vergebens. Für jeden Achtziger-Fan wird es eine Qual sein, Lita Ford auf diese Weise erleben zu müssen. Sorry, aber das war nichts, Madame…
Anmerkung: Dem Schlagzeuger war seine Mitarbeit auf diesem Album offenbar dermaßen peinlich, dass er seinen Namen lieber nicht im Line-up lesen wollte.
Line-up:
Lita Ford (lead guitar and vocals)
Jim Gillette (vocals)
Greg Hampton (bass, synth, and rhythm guitar)
Tracklist
01:Crave (3:46)
02:Piece (Hell Yeah) (3:41)
03:Patriotic SOB (4:33)
04:Scream 4 Me (3:58)
05:Inside (4:12)
06:Wicked Wonderland (3:50)
07:Indulge (4:43)
08:Love (5:31)
09:Betrayal (3:59)
10:Sacred (4:34)
11:Truth (3:56)
12:Everything (3:35)
13:Bed (6:52)
14:Garden [Bonus Track] (4:06)
15:Push [Bonus Track] (4:17)
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