Der aus Wisconsin stammende Marty Finkel entschied sich aus unterschiedlichen, für den geneigten Hörer nur am Rande wichtigen Gründen dazu, seine neue Scheibe in dem schönen, immer etwas im Schatten seines Nachbarn Kalifornien stehenden US-Bundesstaat Oregon aufzunehmen, der über jenes Phänomen verfügt, dass man nur unglaublich kurze Strecken zurücklegen muss, um vom Sonnenbaden am Meer seinen Weg auf die nächste Ski-Piste zu finden. Und wie so viele andere seiner Leidensgenossen ohne Unterstützung einer Plattenfirma hat auch Finkel sich aufgemacht, seine Musik eben selbst unters Volk zu bringen. Herausgekommen dabei ist sein mittlerweile drittes vollwertiges Album "The Good Life", bei dem er auf eine Mischung aus Country, Singer/Songwriter und rockigen Elementen zurückgreift.
Ganze vierzehn Tracks sind es geworden, die bis auf Harry Nilssons "Gotta Get Up" allesamt eigen komponiert sind. Das lässt sich alles auch ganz gut und angenehm an, aber irgendwie fehlt ein bisschen der letzte Kick, die letzte Raffinesse und Originalität. Dass man oft denkt, die hier gebotenen Arrangements und Ideen schon mal anderweitig vernommen zu haben, ist ja nicht unbedingt der größte Nachteil, denn da gibt es massenhaft Veröffentlichungen, bei denen es dem Hörer ähnlich geht. Leider gelingt es Finkel aber meistens nicht, den Funken überspringen zu lassen. Dazu kommt, dass er auch nicht unbedingt der beste und/oder ausdrucksstärkste Sänger ist, was dieser Geschichte hier ebenso sicherlich nicht weiter hilft.
Dies gesagt, muss aber auch festgestellt werden, dass "The Good Life" als locker-leichte Unterhaltung und Hintergrund-Musik nicht wirklich zu verachten ist. Sicherlich kein Satz, den der Protagonist mit Freude lesen wird, aber zu mehr reicht es bei diesem Album leider noch nicht. Denn dafür wirkt hier alles noch zu gewollt, zu sehr auf Sicherheit gespielt… sprich, man merkt Finkel die Unerfahrenheit (die man ihm natürlich nicht vorwerfen kann) noch viel zu sehr an. Und an diesem Punkt würde dann das Eingreifen eines erfahrenen Produzenten den großen Unterschied ausmachen, da der genau diese Problemzone erkennen, ansprechen und in die richtigen Bahnen lenken kann. Leider waren Finkel und seine Truppe hier auf sich selbst gestellt.
Es gibt durchaus gute Momente auf "The Good Life", zum Beispiel bei dem kräftig rockenden "Annabelle Gentry", wo man die Zügel auch mal locker schleifen lässt und somit ein As aus dem Ärmel schüttelt. Harry Nilsson's "Gotta Get Up" geht gut ins Ohr, kommt aber an das Original nicht heran. "Love Is Blind" ist ganz nett und weist ein paar Gram Parsons-Referenzen auf, lässt dann aber leider auch den letzten Kniff vermissen, der den Track zu einem richtig guten machen würde. Was dem Album definitiv zu Gute kommt, ist die instrumentelle (wenn auch Genre-spezifische) Vielfalt, die neben vielen Saiten-Geräten auch Streicher-Elemente und Tasten sowie Percussions auffahren kann.
Im Gegensatz dazu stehen gesangliche Unzulänglichkeiten wie zum Beispiel bei "Lately I've Been Worrying" (bei dem selbst die Background Vocals von Krystal Nord nichts mehr rausreißen können) und einigen weiteren Tracks. Marty Finkel scheint sich noch deutlich in dem Entwicklungsprozess zu befinden, der ihn einmal dahin führen wird, wo er auch hin möchte. Auf diesem Album pendelt er zwischen verschiedenen Stil-Elementen hin und her, die man kombiniert eigentlich als Americana bezeichnen kann. Allerdings taucht dieser Begriff beim Genuss von "The Good Life" irgendwie nie vor dem geistigen Auge auf. Das ist hier eher noch so was wie ein 'mixed bag of everything that doesn't fit together', wie der gemeine Amerikaner gerne mal sagt.
Was bleibt abschließend zu sagen? Bei den meiner Meinung nach besten Songs, die ich hier auch als Anspieltipps nennen möchte, handelt es sich um "Your Heart Is Breaking", das bereits erwähnte "Annabelle Gentry", "Never Gonna Let You Go" und "Gotta Get Up". Wem diese Tracks nicht zusagen, der sollte am besten gleich die Finger von diesem Album lassen. Ich will Marty Finkel ein gewisses Potenzial ja gar nicht absprechen, aber hier ist ganz sicher noch viel Luft nach oben vorhanden. Wünschen wir ihm, dass er sich weiterhin positiv entwickelt und mit dem nächsten Album einen deutlichen Schritt nach vorne macht. Zur Zeit hält er sich eher noch in der 3.Liga auf!
Line-up:
Marty Finkel (vocals, guitars, dobro, mandolin, harmonica, glockenspiel, accordion, chord organ, triangle, tambourine, ukulele, percussion, broom, stomps, claps)
Adam Pike (bass, upright bass, tambourine, banjo, jaw harp, stomps, claps, background vocals)
Ryan McPhaill (drums)
mit:
Ross Faulkenburg (banjo - #4, piano - #5,7)
Brent Greiwe (cello - #7,13)
Claudia Ramsey (violin - #9,11)
Krystal Nord (background vocals - #11,12)
Tracklist |
01:The Good Life
02:Your Heart Is Breaking
03:Never Gonna Let You Go
04:Oh My Little Darling
05:Gotta Get Up
06:Under The City Lights
07:Time Is For Me
08:Annabelle Gentry
09:I Wanna Be
10:Love Is Blind
11:What You're Doing To Your Man
12:Lately I've Been Worrying
13:Our Last Dance
14:Got To Get You Off Of My Mind
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Externe Links:
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