Michael Fracasso / Saint Monday
Saint Monday Spielzeit: 33:02
Medium: CD
Label: Little Fuji Records, 2011
Stil: Americana, Singer/Songwriter

Review vom 22.01.2012


Markus Kerren
Michael Fracasso wuchs im US-Bundesstaat Ohio auf, wo es ihn aber - erstmal alt genug - nicht sehr lange hielt. Er ging nach New York City, um dort sein Songwriting auf eine neue, höhere Ebene zu bringen. Erste Aufnahmen (für Compilation-Albums) folgten, ebenso wie die feste Verwurzelung in der Folk-Szene von Greenwich Village. Einige Jahre später folgte eine weiterer Umzug nach Austin, Texas, wo er sein erstes Album aufnahm und bis heute ansässig ist. Fünf weitere Scheiben (u. a. in Zusammenarbeit mit Charlie Sexton) sollten folgen und auch in Austin etablierte er sich sehr bald in der dortigen Szene und machte sich einen Namen.
Für sein siebtes Album, das hier vorliegende "Saint Monday", wählte er eine ganz neue Herangehensweise. Waren die Werke davor vor allem konventionell gehalten, umgab er sich für die zehn neuen Songs mit einer festen Band, wodurch die Arrangements insgesamt rockiger wurden. Und dies bekommt dem neuen Silberling mehr als gut. Gerade mal zwei Durchläufe benötigte "Saint Monday", um mich mit seiner starken Singer/Songwriter- und Americana-Kost zu überzeugen! Fracasso versteht es sehr gut, sehr eingängige Nummern zum Besten zu geben, ohne dabei auch nur ansatzweise anbiedernd oder aufgesetzt zu wirken.
So wie etwa bei dem sogar etwas poppigen "Eloise", das aber sehr beschwingt und kraftvoll durch die Boxen strömt. Das Schlagzeug schiebt mit viel Druck von hinten an und die Gesangsmelodien wie ein schönes Gitarren-Solo tun ihr Übriges. Oder der Titelsong, bei dem der Sohn italienischer Einwanderer ein melancholisches Winter-Feeling einfließen lässt. Auch dieser Song geht runter wie Öl, wohlgemerkt weiterhin ohne irgendwie klebrig zu wirken. "Gypsy Moth" hat ein angenehmes Frühsiebziger-Feeling, während die elektrische Gitarre im Hintergrund country-rockig ihr Unwesen treibt.
"Elizabeth Lee" ist ein stampfender Groover mit einer ziemlich düsteren Geschichte über Liebe, Betrug und Mord. Das ist musikalisch zwar nichts Neues, wird von Fracasso und Band aber blitzsauber und überzeugend in Szene gesetzt. Einer meiner Favoriten ist "Little Lover", der mit einem Byrds-Touch aus deren Spätphase aufwarten kann. Auch hier glänzen wieder die Gesangslinien und der bodenständige, aus dem Leben gegriffene Text. "Broken Souvenirs" ist eine weitere feine Ballade und für "Ada, OK" war Patty Griffin als Duett-Partnerin vor dem Mikro zu Gast. Hätte Fracasso eine Plattenfirma im Rücken, wäre dies höchstwahrscheinlich die Single-Auskopplung geworden.
Mit "Working Class Hero" hat der Amerikaner eine interessante John Lennon-Coverversion am Start. Aufgemacht als Dub-Reggae-Version klingt das schon ziemlich anders als das Original, deshalb aber nicht unbedingt schlechter. Die Gesangslinien bleiben natürlich die gleichen, aber Jim Lewis bringt hier ein Gitarren-Solo, das auf den eigentlich brutal offenen Text passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Respekt! Leider bereits am Ende angelangt sind wir mit "Another Million", einer ganz starken Piano-Ballade, die von der Thematik und dem Arrangement auch dem Tom Waits der frühen siebziger Jahre hervorragend zu Gesicht gestanden hätte.
Michael Fracasso hat mit "Saint Monday" ein sehr starkes, organisches und eingängiges Album vorgelegt, das ich den Freunden guter Americana- und Singer/Songwriter-Mucke nur ans Herz legen kann. Als Anspieltipps würde ich den starken Opener "While The Night Is Young", "Little Lover", "Elizabeth Lee" oder auch den Coversong "Working Class Hero" empfehlen. Ein weiterer ganz starker Musiker aus dem scheinbar einen unerschöpflichen Fundus zu habenden Austin, TX also. Klasse Songs, feines Teil, leider etwas kurz geraten!
Line-up:
Michael Fracasso (vocals, acoustic & electric guitars, piano, percussion, mandolin - #6)
Jim Lewis (electric guitars, piano, additional vocals - #10)
George Reiff (bass, percussion - #5,7,9)
Mark Patterson (drums, percussion - #8)

With:
Patty Griffin (vocals & whistling - #6)
Jimmy Smith (bass - #4)
Whit Williams (electric guitar - #8)
Steve Bellons (percussion - #8)
Matt The Electrician (trumpet - #8)
Kevin Russell (mandolin - #9)
Tracklist
01:While The Night Is Young
02:Eloise
03:Little Lover
04:Elizabeth Lee
05:Saint Monday
06:Ada, OK
07:Broken Souvenirs
08:Gypsy Moth
09:Working Class Hero
10:Another Million
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