»Wenn jetzt noch "Oh Well" und "The Green Manalishi" folgen würden, hätte ich ohne zu zögern die 'Tipp'-Grafik gezogen« war mein Kommentar bei der Besprechung der Audio-Ausgabe des Konzertes der Mick Fleetwood Blues Band vom 8. Februar 2008 in St. Louis, Missouri. Nun, zumindest der erst genannte Song ist bei dem gleichnamigen DVD-Mitschnitt, der den zweiten Auftritt der Band während ihrer England-Tour des gleichen Jahres enthält (leider fehlen Angaben zum genauen Datum und Ort des Gigs), mit dabei. Gleich nach dem "Fleetwood Boogie" hauen die Jungs den Green-Klassiker sofort als zweiten Titel in einer zwar recht kurzen aber dafür richtig knackigen Version aus den Boxen. Klasse, wie authentisch Rick Vito das Gitarrenspiel des Altmeisters übernommen hat, aber auch das knochentrockene Schlagzeug von Mick Fleetwood hat absolut nichts von seiner Faszination verloren, die der Song schon vor über vierzig Jahren ausstrahlte. Selbst die Integration der Orgel passt, obwohl sie in diesem Stück natürlich nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Im Gegensatz zu der CD-Veröffentlichung wurde die Reihenfolge der Titel bei diesem Set erheblich durcheinander gewürfelt und auch von elf auf achtzehn Songs erweitert, sodass nun auf der DVD das komplette Konzert zu sehen ist. Allein schon deshalb lohnt sich die Anschaffung beider Tonträger für alle Fans dieser Musikrichtung. Außerdem sind in den zusätzlichen Songs noch einige wahre Perlen versteckt, auf die man eigentlich nicht verzichten sollte.
So gibt es mit "Eyesight To The Blind" einen rollenden Boogie auf die Ohren, bei dem Keyboarder Mark Johnston nicht nur den Leadgesang beisteuert, sondern auch mit seinem Piano ganz klar den Ton angibt. Auch die Platzierung dieses Titels ist hervorragend ausgewählt, denn es folgt unmittelbar nach dem Power-Stück mit "Love That Burns" der beste Slow Blues des ganzen Konzertes. So wird die große Vielseitigkeit der Band innerhalb weniger Minuten deutlich.
Sofort danach läuft mit "Red Hot Gal" ein weiterer Boogie aus der Anlage, der das wohl schönste Slide-Gitarrenspiel des Abends enthält. Und wer jetzt immer noch nicht so richtig bei der Sache ist, dem wird mit dem "Rattlesnake Shake" und "Black Magic Woman" noch weiter richtig Feuer unterm A… gemacht.
Inzwischen ist dem guten Rick wohl auch so richtig warm geworden, denn der feine Nadelstreifen-Zwirn ist längst verschwunden, und hemdsärmlig geht es nun weiter. Kein Wunder bei diesen Sounds…!
Diese Slide bringt aber auch jeden Zuhörer ins Schwitzen, vor allem wenn der Gitarrist sich mal so richtig in Rage gespielt hat wie im Schlussteil des "Rattlesnake Shake". Dagegen wirkt Herr Vito bei "Black Magic Woman" fast relaxt, obwohl er sich auch hier auf allerhöchstem Niveau der Gitarrenspielkunst bewegt. Großartig bei diesem Song ist auch das 'Zwiegespräch' zwischen Gitarre und Orgel im Mittelteil. Diese Band ist wirklich super aufeinander abgestimmt!
Zu den stärksten Stücken dieses Konzertes gehören für mich der Acoustic-Blues "The World Keeps On Turning", sowie mit "Black Crow" ein ganz aktueller Song aus der Feder von Rick Vito, bei dem Mark Johnston an der Harmonika zu hören ist. Auch dieser akustische Teil des Gigs, zu dem noch "When We Knew The Lucky Devil" gehört, zeigt, was für tolle Musiker hier auf der Bühne stehen.
Doch dann wird es wieder elektrisch. "Shake Your Money Maker", "Albatross" und "Stop Messin' Round" dürfen natürlich als frühe Fleetwood Mac-Standards nicht fehlen und werden in erfrischender Weise gespielt und vom Publikum begeistert abgefeiert. Noch stärker aber ist für mich das Medley aus "Passage East" und "World Turning", bei dem Rick Vito erneut das Metallröhrchen zum Glühen bringt, und bei dem sich gleich noch ein prima Schlagzeugsolo von Mick Fleetwood anschließt. Beide Musiker zusammen sorgen dann auch für ein 'psychedelisches Zwischenspiel' in diesem Song, bevor erneut das Bottleneck über die Saiten der Klampfe gleitet. Es ist mir absolut schleierhaft, wo dieser Drummer seine Power hernimmt, denn am Ende des Konzertes ist er kaum gezeichnet, nicht einmal ein paar Schweißtropfen sind zu sehen - und das mit immerhin 63 Jahren.
Nachdem der Ray Charles-Klassiker "Homework" mit einem tollen Leadgitarren-Solo sehr dynamisch gebracht wurde und so der ersten Zugabe, dem doch recht ruhigen "Albatross" folgte, verabschiedet sich die Gruppe mit "Stop Messin' Round" von ihrem Publikum, das die Musiker sehr herzlich verabschiedet.
Diese DVD enthält einen wirklich guten Konzertmitschnitt mit einer tollen Kameraführung und auch klangmäßig gibt es absolut nichts zu bemängeln. Daumen nach oben für die Mick Fleetwood Blues Band! Stark, wenn man in der Pause seiner Stammband so eine 'Hobby-Truppe' aus dem Ärmel schütteln kann
Line-up:
Mick Fleetwood (drums)
Rick Vito (guitar, vocals)
Mark Johnstone (keyboards, backing vocals, harp)
Lenny Castellanos (bass, backing vocals)
Tracklist |
01:Fleetwood Boogie
02:Oh Well
03:Streamliner Blues
04:Looking For Somebody
05:Medley - Rollin' Man/Bayou Queen
06:Eyesight To The Blind
07:Love That Burns
08:Red Hot Gal
09:Rattlesnake Shake
10:Black Magic Woman
11:The World Keeps On Turning
12:Black Crow
13:When We Do The Lucky Devil
14:Medley - Passage East/World Turning
15:Shake Your Moneymaker
16:Albatross
17:Homework
18:Stop Messin' Round
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