Wenn man Peter Fahey darum bittet, über sich selbst zu erzählen, dann bekommt man gewöhnlich die Antwort »Ich bin ein Niemand, ich habe keine Ziele. Und es hat verdammt lange gedauert, um dort anzukommen, wo ich jetzt bin.« Diese Aussage kommt auch nicht von ungefähr. Aufgewachsen im New Yorker Stadtteil Long Island, verschlug es den Rastlosen irgendwann nach Florida, wo er in einem Baumhaus wohnte und wie im Fieber Songs komponierte. Aber auch dort hielt es ihn lediglich einen Winter lang, er zog weiter nach San Francisco und schließlich nach Los Angeles.
Vorausgesetzt, dass ich noch des Zählens mächtig bin handelt es sich bei "Under The Sun" um das vierte Album des Wahl-Kaliforniers. Darauf enthalten sind ein Dutzend Tracks, die in einem Mix aus Singer/Songwriter, Pop und Souligem präsentiert werden. Auf den ersten Höreindruck ist das alles ziemlich leicht zu genießendes Material, aber der Teufel liegt mal wieder - wie so oft - im Detail. Im Falle von Peter Fahey zunächst bei den Texten, aber wenn man die Fährte erstmal aufgenommen hat, stellt man auch fest, dass hier ganz fein und filigran sowie mitunter gar jazzig zu Werke gegangen wurde.
Der Amerikaner musste vor einigen Jahren einen schweren persönlichen Schicksalsschlag hinnehmen. Und zwar einen von dem Ausmaß, dass er den betroffenen Menschen entweder bricht oder aber für den Rest seines Lebens stärker macht. Im Falle Faheys war offensichtlich das Zweite der Fall, da er immer noch aktiv und kreativ ist. Spuren blieben jedoch ganz deutlich zurück, wie auch dieses Album unter Beweis stellt. Und in der Tiefe der hier versammelten zwölf Tracks liegt auch die Stärke dieser Scheibe. Dabei wirken die einzelnen Songs nicht grüblerisch oder gar depressiv, sondern vielmehr wohldurchdacht sowie profund.
Die Kombination der locker-flockig eingespielten Instrumente und der Texte mit Tiefgang führt dann schließlich zu dem Ergebnis, dass man "Under The Sun" sowohl versunken und gedankenverloren als auch frisch, fröhlich und frei als Hintergrund-Musik genießen kann. "Sweet Oblivion" erinnert in etwas verquerer Weise ein bisschen an den Gershwin-Klassiker "Summertime" (u.a. von Janis Joplin bzw. Big Brother & The Holding Company interpretiert), wobei diese Aussage sich vor allem auf das allgemeine Feeling des Tracks bezieht. Eine gewisse Leichtigkeit schwingt da mit, aber das ist eine Leichtigkeit, die nur aus einer davor alles umfassenden Schwärze heraus geboren werden konnte.
Auch "Easy To Love" sprüht nicht gerade vor Lebensfreude. Vielmehr begleitet hier eine angenehm jazzige Gitarre den äußerst nachdenklichen Gesang des Amerikaners. Bei "Harmony" bläst trotz des vordergründig locker-flockigen Rhythmus im Hintergrund eine Slide-Gitarre mächtig Trübsal und auch das Harmonika-Solo des Protagonisten verbreitet nicht unbedingt eine Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre.
Und "Blue Sky"? Ein weit offener, schier endloser Highway taucht vor dem geistigen Auge des Hörers auf, während sich Fahey unterwegs bloß mal in einem zweitklassigen Diner für Eier mit Speck und ein paar Tassen Kaffee ausgeruht und die Zeit gefunden haben mag, seine Gedanken in Form der Lyrics zu diesem Song auf Papier zu bringen.
Dabei schallt "Under The Sun" lange nicht so melancholisch aus den Boxen, wie sich so einiges in diesem Review angelesen hat. Die Tiefgründig- und Ernsthaftigkeit erschließt sich dem Hörer vielmehr erst, wenn er sich intensiver mit dem Album beschäftigt. Und genau dieser Punkt macht die Scheibe zu einer richtig guten, da sie letzten Endes sehr gehaltvoll und es wert ist, sich eindringlicher mit ihr zu beschäftigen.
Line-up:
Peter Fahey (lead vocals, guitars, banjo, vibes, harmonica, melodica, Glockenspiel, toy piano)
Steve Mugallan (drums)
Bobby Tsukamoto (bass)
Blake Mills (guitars)
Mit:
Miranda Richards (background vocals)
Rick Parker (slide guitars, piano - #3,10)
Tracklist |
01:Everything's Changing Now
02:Blue Sky
03:Sweet Oblivion
04:Closer
05:Harmony
06:Wiggly World
07:Sing My Song
08:Finnegan
09:I Miss You
10:Let The Teardrops Fall
11:Easy To Love
12:Under The Sun
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