Geschmmmeeeiiidig...
Sofort hatte ich das vielstrapazierte Modewort im Sinn, als die ersten Takte von Peter Framptons neuer CD "Fingerprints" aus den Boxen glitten. "… Comes Alive" - genau, 1976, sechsfach Platin, das meistverkaufte Live-Album der Rock-Geschichte vom Schönling mit der Talkbox…
Lange war nichts mehr von ihm zu hören, ein schwerer Unfall warf seine Karriere weit zurück, solo ging kaum mehr was. Deshalb war er später mit Ringo Starr's Allstars auf Tour und verstärkte Grand Funk Railroad. Eigene Studioproduktionen erschienen alle paar Jahre mal ("Now", 2003, war die letzte, immerhin Grammy-nominiert), mit kaum nennenswertem Verkaufserfolg. Die Goldlocken sind schon lange ab, behalten hat er aber seine Goldtop Gibson Les Paul, deren abgenutztes Griffbrett das Cover ziert.
"Fingerprints" ist ein reines Instrumental-Album, aber was für eins! Frampton war schon immer ein Anhänger des schönen Klangs, kein Fastfinger, kein Oberriffer oder Feedback-Freak. Einer der in allen Stilen zuhause ist, wie er auf den 14 Tracks eindrucksvoll demonstriert. Aber auch kein unterkühlter Techniker wie Al Di Meola auf seiner ebenfalls dieser Tage erscheinenden neuen CD (das schon mal als kleiner Ausblick), sondern ein hervorragender Gitarrist, der sein Können ganz in den Dienst der Melodien stellt.
Dass der Mann entweder über eine leistungsstarke Plattenfirma mit entsprechendem Budget, oder noch immer über eine große Reputation verfügen muss, wird aus der illustren Gästeliste klar. Ich hoffe für den Künstler zwar auch auf ersteres, vermute aber eher das Zweite. Die 'Specials' verhalfen Frampton zu einer Produktion, die allererste Sahne ist und die ich allen Gitarrenfans nur nachdrücklich als Lehrstück unter's Schlagbrett klemmen kann. Aber der Reihe nach:
"Boot It Up" ist ein elektrisierender Fusion-Track, bei dem der britische Jazz-Saxer Courtney Pine mit dem Meister einen hochprozentigen Mix kreiert, der in der Machart an Jeff Beck erinnert, aber wesentlich mehr Feeling aufweist. Auch die nachfolgende akustische Rumba (mit sich selbst im Duett/Trio?) lässt meine Glieder weiter mitzappeln. Mit den beiden Pearl Jam-mern Matt Cameron und Mike McCready an der Seite nimmt er dem Soundgarden-Cover "Black Hole Sun" die Düsternis und lässt den Himmelskörper strahlen. Neben dem Wah Wah kommt dann auch die Talkbox zum Einsatz. Von dieser ausufernden 'Ballade' mit ihrer psychedelischen Orgel werden sicher auch die Fans härterer Ansprüche verklärte Blicke bekommen. Die gleiche Besetzung tritt später noch einmal mit "Blowin' Smoke" an, bei der es kräftig proggt. Mit Co-Produzent Gordon Kennedy legt Frampton dann ein herzergreifendes Duett ("Float") an den beiden E-Gitarren hin, wie ich es seit " 'Cause We've Ended Up As Lovers" von Clapton/ Beck nicht mehr gehört habe.
Remember The Shadows? Die erste englische Band, die in den Sixties den Stratocaster-Sound mit viel Hall populär machte. Ihre beiden Mitglieder Hank Marvin und Brian Bennett begleiten den Solisten auf "My Cup Of Tea", das sich nahtlos an den vorherigen Titel anschließt: Ein schöner Schattenwurf! "Shewango Way" - so würde ich mir Al Di Meola anno 2006 wünschen! Der linke Kanal gehört dann dem Meister der Heavy Slide, Warren Haynes, der einen Slow-Shuffle der Kategorie I abfackelt. Von rechts gießt Frampton kannenweise Benzin dazu. Junge, die Hütte brennt bei "Blooze" gewaltig!
Wann waren Charlie Watts und Bill Wyman letztmals gemeinsam auf einer Produktion zu hören? Keine Ahnung, aber hier sind die beiden Ur- The Rolling Stones (= "Cornerstones") wieder gemeinsam am Werk und bieten Frampton ein sattes Fundament für einen Midtempo-Rocker, bei dem der mal sein Effektbrett aus den achziger Jahren auffährt. "Grab A Chicken" könnte auch von Joe Satriani stammen, während "Double Nickels" ein klares Tribut an Peter Green (aus seiner "In The Skies"-Zeit) mit einigen Wishbone Ash-Double Leads ist, Duopartner ist hier jedoch Nashville-As Paul Franklin an der Pedal Steel. Leicht jazzig wird's mit "Smoky", bei dem eine groovige Hammond den Kontext liefert (leider sind auf meiner Promo-CD keine Angaben zu den Begleitmusikern). "Oh, When….." auf der Akustischen ist das sensible Intro für "Souvenirs De Nos Pères", mit dem Frampton und sein amerikanischer Kollege John Jorgenson Django Reinhardt und dem Hot Club de France ihre swingende Referenz erweisen.
Wer auch immer in der Session-Mannschaft mitwirkte, hat einen erstklassigen Job gemacht. Der Sound ist für dieses exquisite und zeitlose Gitarren-Album absolut angemessen. Damit meldet sich Peter Frampton mehr als eindrucksvoll zurück. "... Comes Alive" war damals ein absoluter Hype. Ich wünsche ihm aber für "Fingerprints" wenigstens einen Bruchteil seines damaligen Erfolgs!
Tracklist |
01:Boot It Up- featuring Courtney Pine
02:Ida Y Vuelta (Out And Back)
03:Black Hole Sun- featuring Matt Cameron & Mike McCready (of Pearl Jam)
04:Float- featuring Gordon Kennedy
05:My Cup Of Tea- featuring Hank Marvin and Brian Bennett (of The Shadows)
06:Shewango Way
07:Blooze- featuring Warren Haynes (of The Allman Bros. / Govt Mule)
08:Cornerstones- featuring Charlie Watts & Bill Wyman (of The Rolling Stones)
09:Grab A Chicken (Put It Back)
10:Double Nickels- featuring Paul Franklin
11:Smoky
12:Blowin' Smoke- featuring Matt Cameron & Mike McCready
13:Oh, When......
14:Souvenirs De Nos Pères- featuring John Jorgenson
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