Spike Flynn / It's Alright
It's Alright Spielzeit: 44:59
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 09.12.2010


Markus Kerren
Dem Rezensenten kommen beim Debüt-Album des Australiers Spike Flynn immer wieder Jack Kerouac und dessen wohl bekanntestes Buch 'On The Road' (deutscher Titel: 'Unterwegs') in den Sinn. Aber erstmal zu dem Protagonisten selbst. Der macht eigentlich schon sehr viele Jahre Musik, war aber in jungen Jahren wohl immer zu umtriebig, zu rastlos um lange genug an ein und demselben Ort zu verweilen, damit es zu den Aufnahmen für ein Album reichte. Mittlerweile scheint Flynn aber seinen inneren Frieden gefunden zu haben und prompt legte er im Frühling diesen Jahres dann "It's Alright" auch in Europa vor.
Und wenn ich eben von einem 'On The Road'-Gefühl sprach, dann breitet sich eben dieses umgehend beim eröffnenden Titelsong aus. Spike Flynn ist ein hervorragender Beobachter und Geschichten-Erzähler, was er bereits in diesen ersten, gut acht Minuten klar macht. Man wird in die Nachtstunden irgendeiner Großstadt versetzt, fühlt durch den jazzigen Rhythmus geradezu das ganze Gewusel um sich, während uns der Musiker auf die kleinen Szenen in den Häuserecken und den übersehenen Straßenwinkeln einer Metropole aufmerksam macht, die ansonsten weitgehend im Verborgenen verweilen. Die Seele des Songs sind dabei das perfekt eingebrachte Saxophon (Micky Young) und das nicht weniger prägende Piano von Graeme Molloy.
Atmosphärisch sehr dicht und einnehmend vergehen die acht Minuten wie im Fluge. Um mal einen Vergleich anzuführen: Wenn man die Augen schließt und sich eine andere Stimme vorstellt, hätte der Track auch ganz locker auf einem Tom Waits-Album der Phase zwischen "Small Change" (1976) und "Blue Valentine" (1978) stehen können. Spikes Stimme dagegen ist lange nicht so angegriffen wie die des Vorgenannten, verfügt aber über die angenehme Eigenschaft, durch ihre Schwingungen und Betonungen erzählerisch an solche Größen wie den bereits erwähnten Waits oder auch
Guy Clark anzuknüpfen. Bei "Falling Rain Blues" fallen die jazzigen Anteile fast gänzlich weg, der Protagonist scheint sich hier eher auf dem Land zu befinden und klagt seinen Blues weniger anhand eines Zwölftakters, sondern vielmehr durch einen getriebenen, rat- und rastlosen Groove.
Für "Silver Nitrate Serenade" sind das Saxophon und der Jazz zurückgekehrt, der Perkussionist Ian Hefferman hat die Drumsticks gegen ein Paar Besen ausgetauscht und wir kehren in die Schwüle der Großstadt-Nacht mit all den Glücklichen, Verzweifelten, Betrunkenen, Spielern, Prostituierten und Klein-Kriminellen zurück. Das ist ganz vorzüglich gespielt und in Szene gesetzt, sogar so sehr, dass ich beim Blick ins Booklet eher enttäuscht feststellen musste, dass dies bereits der letzte Saxophon-Einsatz auf dem Album war. Aber mit den starken Songs ist deshalb noch lange nicht Schluss.
Egal ob es das positiv beschwingte, vom Country angehauchte "Falling Into Love (Out Of Self Defense)", das mit Ecken und Kanten versehene, balladenhafte "Hard Times" oder das wieder flottere "Runaway Train" ist, Spike Flynn hat nicht nur superstarke Songs am Start, auch die Einspielungen und der sehr angenehm warme Sound wissen jederzeit zu überzeugen. In dem vom australischen Outback-Sand und der dort extremen Hitze geprägten "The Penny Whistle Lament" erinnert mich der Gesang und ganze Feeling der Nummer extrem an den Country-Outlaw Steve Dobson. Sehr angenehm, wohlgemerkt.
Sehr cool auch der an die Musik von Guy Clark erinnernde Country-, Singer/Songwriter-Titel "That's The Way It Goes". Für den Schluss hat sich der Australier mit "Hold On" dann noch eine letzte Perle aufgehoben. Gesegnet (wie auch alle anderen Texte) mit viel erlangter Lebens-Weisheit und vor allem wohl auch geprägt durch persönliche Erfahrungen stellt die Nummer einen optimalen Abschluss dieser Scheibe dar. In meiner Anlage rotiert dieses Teil seit Tagen pausenlos.
Spike Flynn ist mit seinem Debüt "It's Alright" ein sowohl cool-relaxtes wie auch mitreißendes Album gelungen. Während man sich von der Musik verwöhnen lässt, sollte man auch unbedingt einen Blick auf die im Booklet abgedruckten Texte werfen, um sich einen noch besseren Einblick in den Flynn-Kosmos zu verschaffen. Der gute Spike arbeitet zurzeit übrigens bereits am Nachfolger, der wohl in den ersten Monaten des nächsten Jahres erscheinen soll. Ich freu' mich schon drauf. Ganz dicker Tipp!
Line-up:
Spike Flynn (vocals, acoustic guitars)
Ian Hefferman (percussions)
Brian O'Rourke (bass)
Graeme Molloy (piano, organ, synthesizer)
Jim Rush (flatpick guitar - #4,8,9)
Steve Shirvington (harmonica - #2,3)
Dave Fitzgerald (electric guitar - #2,6, mandolin - #6)
Steven Gahan (piano - 3,7)
Tim Foster (electric rhythm guitar - #4)
Micky Young (saxophone - #1,3)
Patrick Molloy (bass - #8)
Tracklist
01:It's Alright
02:Falling Rain Blues
03:Silver Nitrate Serenade
04:Falling Into Love (Out Of Self Defense)
05:Hard Times
06:Runaway Train
07:The Penny Whistle Lament
08:That's The Way It Goes
09:Hold On
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