Andy Gunn / Miracle Of Healing
Miracle Of Healing Spielzeit: 50:12
Medium: CD
Label: Market Square Records, 2015
Stil: Blues

Review vom 30.01.2016


Joachim 'Joe' Brookes
Andy Gunn kommt gebürtig aus der schottischen Stadt Inverness. Er war von Geburt an Bluter und so machte diese Krankheit bereits seine Kindheit zu einem Problem für ihn. Spielen und herumtollen wie andere Jungs in seinem Alter war kaum möglich. Selbst der Sport barg Gefahren.
Als sein Vater eine Gitarre mit ins Haus brachte, war dieses Instrument die Rettung für den jungen Andy Gunn. Hier konnte er sich ohne Verletzungsgefahr verwirklichen. So lässt sich "Miracle Of Healing", der Titel des vorliegenden Albums nachvollziehen, denn es folgten noch unzählige Krankenhausaufenthalte. Seine Mutter hatte jede Menge Platten, in denen er stöbern konnte und dann packte ihn der Blues, speziell der von Lightnin' Hopkins beziehungsweise Muddy Waters.
Bereits mit seiner Schulband Jumpin' The Gunn hatte der Künstler einen Plattenvertrag bei Pointblank und 1993 veröffentlichte man "Shades Of Blue". Andy Gunn weilte in der Musik-Metropole Memphis und hatte dort Kontakt zu Al Greens Rhythmusabteilung sowie Pops Staples. Die Plattenfirma kündigte seinen Vertrag, obwohl das gerade erwähnte Album gut ankam.
Zurück in Schottland gab es dann bessere Zeiten für Andy Gunn, denn er spielte mit Bands wie The Sensational Alex Harvey Band oder dem britischen Harper Errol Linton. Verästelungen seines Werdegangs führten ihn auch zu Mitgliedern von Gary Moores Midnight Blues Band sowie
Martin Stephenson. Mit ihm schließt sich für Andy Gunn auch der musikalische Kreis, denn Martin Stephenson hat "Miracle Of Healing" produziert und spielt akustische Gitarre beziehungsweise Percussion.
Bei Behandlungen im Krankenhaus wurde er durch Blutkonserven auch noch mit »Hep C and HIV Aids and other impurities« infiziert. Trotzdem veröffentlichte er "Flip Flop Kinetics", "Bonar Bridge Sessions" und "Regional Variations" als Eigenproduktionen. An "Miracle Of Healing" sind auch Mitglieder von Martin Stephensons Band The Daintees beteiligt.
Andy Gunns Gitarrenspiel hat magnetische Wirkung. Die elf Eigenkompositionen des Schotten haben Qualität. Der Blues ist das Fundament, auf dem der Protagonist ein musikalisches Haus aus Soul, Country und gemäßigtem 12-Takter-Rock baut.
Das Album verfügt über eine relativ relaxte Atmosphäre, so als sei das Wunder der Heilung ein sehr entspannendes, entlastendes Gefühl. Andere würden vielleicht die Sau rauslassen, aber Andy Gunn ist da eher der Vertreter der ruhigeren Gangart, die aber nicht minder dynamisch oder anziehend wirkt.
In einem melodisch deutlich bezogenen Bett blitzt hier und da der Rock im Blues auf. An anderer Stelle trifft der 12-Takter auf geschickte Art und Weise auf den Folk. Stets versteht es der Protagonist, mit Erfolg auf Eingängigkeit zu setzen. So kommen die Songs ohne viel Ecken und Kanten beim Hörer durchaus an.
Nicht nur Martin Stephenson ist ein toller Musiker. Nein, alle reihen sich in das Können von Andy Gunn ein.
"Miracle Of Healing" ist ein relaxtes Album, das in gewisser Weise durch eine ausgelebte Unbeschwertheit punktet. Musik für fast jede Stunde, die einen Dank ihrer Qualität irgendwo auch von den Auswirkungen eines beruflichen Palmen-Tages heilen kann. "Brighter Days" eben.
Line-up:
Andy Gunn (electric lead guitar, rhythm guitar, lead vocals)
Neil Harland (electric bass guitar)
Kate Stephenson (drums)
John Steel (keyboards)
Jo Hamilton (backing vocals)
Susanna Wolfe (backing vocals)
Miriam Campbell (backing vocals)
Martin Stephenson (acoustic guitar, percussion)
Stevie Smith (harmonica)
Jim Hornsby (Dobro)
Malcolm McMaster (pedal steel)
Tracklist
01:Are You Thru?
02:Black Heart
03:Beyond The Open Door
04:Brighter Days
05:Freedom Reality
06:Harmony Of One
07:Hold On
08:Planting The Seeds
09:Miracle Of Healing
10:Trouble Women
11:Road That Leads Back Home
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