Nun könnte ich ja mal versuchen, das Album Antonello Gilibertos zu besprechen, ohne dabei den Namen Yngwie Malmsteen zu erwähnen.
Nun gut, das kann ich dann jetzt knicken. Zum Glück, denn das wäre auch nicht so einfach ...
Antonello Giliberto ist zwar unter der heißen Sonne Siziliens groß geworden, aber der schwedische Gitarren-Großkopferte hat es ihm halt sehr angetan. Außerdem war und ist er ein großer Fan diverser klassischer Spielarten und ein noch größerer von Barock-Hero Bach. Um so mehr schließt sich der Kreis zu Yngwie.
Und tatsächlich würde sich manch ein Experte (hier und da) die Zähne ausbeißen an der Frage: 'Ist das der echte oder isser es nicht?' Er ist es nicht. Aber ganz oft kommt er dem großen Idol erstaunlich nahe - in Sachen Technik (auch wenn es nicht die ganz großen Unglaublichkeiten aus dessen bester Zeit sind), in Sachen Stil und in Sachen Klang. Streckenweise klingt Gilibertos Album sogar etwas besser als manches Malmsteen'sche Spätwerk. Der Italiener schafft es mit seinem Debüt "The Mansion Of Lost Souls", diese gewisse Magie durchblitzen zu lassen.
Allerdings ist das vorliegende Werk rein instrumental. Antonello Giliberto lässt allein die Instrumente die musikalischen Aussagen tätigen, und das ganz allein: »All guitars, bass and drum programming.« Drum programming? Richtig, einziges weiteres 'Bandmitglied' ist ein Schlagzeugcomputer. Dafür gibt es einen Minuspunkt. Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass die Computer inzwischen richtig gut sind - verschieden starker Anschlag wird nicht mehr einfach nur unterschiedlich laut wiedergegeben, sondern auch schon in endlosen Varianten von einem echten Trommler eingespielt ... Dennoch - auch wenn es zumeist gut klingt; hier und da fehlt es etwas an organischer Dynamik. Manchmal merkt man das, beispielsweise in einer Passage von "Lotus Effekt", wo kurz geknüppelt wird.
Dafür steckt in Antonello Gilibertos Saitenarbeit aber viel Blut und Schweiß. So wenig innovativ oder 'anders' Stil und Kompositionen auf der einen Seite auch klingen mögen, so authentisch sind sie auf der anderen. "The Mansion Of Lost Souls" strotzt nur so vor klassisch motivierten Hymnen im mittleren Tempo und barocken Modulationen rauf und runter im erwartet eiligen Schnelldurchlauf. In wohligen Aha-Momenten passiert beides in zwei Spuren übereinander. Die Grundlage der Melodieexzesse ist Power Metal mit hochenergetischen Riffs und heftigst polternder Rhythmusabteilung, über der Giliberto seine Funken fliegen lässt.
Besonders "The Power Of The Whip" hat einen Affenzahn drauf. "Flight Of The Sleeper" bleibt dagegen eher im mittleren Tempo. Und "Dream Of The Dead Tree" findet auf einem komplett reduzierten Energielevel statt. Hier bedient Giliberto die Akustische im Konzertgitarren-Stil, mit viel Hall und dabei durchaus nicht balladenhaft, sondern mit dramatischem Anstrich - sehr hörenswert. Gar wehmütig und nostalgisch wird es bei "Sorrow". Es klingt wie in den schmachtfetzigsten Momenten Yngwie Malmsteens - und war da nicht was? ... Richtig, ein Stück namens "Sorrow" hatte der auch mal - auf "The Seventh Sign". Da passt es ja, dass Antonello Giliberto dieses Album als sein liebstes von Yngwie bezeichnet. Das orientalisch angehauchte "Lotus Effect" mit seinen monumentalen Riff-Wänden könnte zudem durchaus als Hommage an "Pyramid Of Cheops" durchgehen.
"The Mansion Of Lost Souls" ist ein Album, das seine Momente hat ... es hält sich nicht durchgängig auf höchstem Level, bietet aber einige Highlights. Anspieltipp ist gleich der Opener, "Equinox", der mit akustischem Rahmen, viel Metal, noch mehr Neo-Barock und sogar einem kleinen Fusion-Einschub so ziemlich alle Atmosphären der knapp 50 Minuten durchexerziert. Neue Ideen darf auf diesem Album freilich keiner ewarten. Nichtsdestrotrotz ist es für stilistisch 'Vorgeschädigte' feine Unterhaltung.
Line-up:
Antonello Giliberto (guitar, bass, drum programming)
Tracklist |
01:Equinox (6:31)
02:Lotus Effect (4:57)
03:The Mansion Of Lost Souls (4:55)
04:Sorrow (3:19)
05:Flight Of The Sleeper (5:47)
06:Entr'act (0:46)
07:The Power Of The Whip (4:07)
08:Dream Of The Dead Tree (3:45)
09:Rise Of The Titans (5:32)
10:Ballade No.3 (4:31)
11:The Ride (4:14)
12:Commiato (1:17)
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