Big Chris Gates & Gatesville / Ain't It Grand...
Ain't It Grand Spielzeit: 63:12
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Blues Rock

Review vom 15.08.2007


Markus Kerren
Okay, "Ain't It Grand…" ist zwar sein Solo-Debüt, aber ein Frischling ist Big Chris Gates deshalb noch lange nicht. Seit 1978 ist der Mann bereits aktiv, damals bei der legendären Texanischen Punk-Band The Big Boys, denen er bis 1983 angehörte. Interessanterweise verknüpften The Big Boys ihren Punk mit Funk-Musik, eine Mischung, die sich für mich sehr…abenteuerlich anhört. Aber gut…
In den Jahren 1983 bis 1985 war er mit Poison 13, einer Garage-Punk/Blues-Explosion-Truppe aktiv, die offenbar nachhaltigen Eindruck in der Grunge-Metropole Seattle hinterlassen hatte. Dummerweise war man aber hoffnungslos zwischen den Stühlen gelandet, denn den Punks waren Poison 13 zu bluesig und den Bluesern waren sie viel zu punkig.
Nachdem auch dieses Kapitel Geschichte war, ging Big Chris nach Los Angeles, um dort die Band Junkyard zu gründen. Eine bluesige Hardrock-Truppe, die sich wie eine Mischung aus AC/DC,
ZZ Top und Lynyrd Skynyrd anhörten. Aber wie dem auch sei, mit dem Song "Hollywood" konnte man einen kleineren Hit verbuchen und nach 18 Monaten auf Tour hatte sich das Debüt-Album ca. eine halbe Million Mal verkauft. Dennoch reichte es nur noch für ein weiteres Album, "Sixes, Sevens And Nines", bevor Gates den Weg zurück nach Texas antrat.
Nicht jedoch, ohne kurz davor Freundschaft mit Steve Earle geschlossen zu haben. O-Ton Chris Gates: »Ich habe wahnsinnig viel von Steve Earle gelernt. Er war der erste Songwriter, mit dem ich mich freiwillig zu 'ner Unterrichtsstunde in Sachen Songwriting in die Schulbank gesetzt habe!« Und das hat sich, obwohl zwischen dieser Zeit und 2007 noch Jahre in mehreren anderen Bands folgten, offensichtlich auf "Ain't It Grand…" niedergeschlagen, denn Big Chris Gates & Gatesville präsentieren hier ein starkes Blues Rock-Album mit allen Trademarks dieser Gattung und dazu noch ein paar nette Überraschungen.
"How The Hell" ist ein starker Opener, der eine typische Blues Rock-Nummer darstellt. Kräftiger, rockiger Rhythmus, Gates' angeraute und authentische Stimme, sowie eine atemberaubende Solo-Gitarre von Tony Redman lassen umgehend aufhorchen und setzen Akzente. Beim zweiten Song sorgt Chris bei mir für einen dicken Grinser, da hier Country-Rock, mit starker Betonung auf Country geboten wird. Gerade, wenn man Big Chris' Vorgeschichte betrachtet, ist eine Richtungsänderung dieser Art aber wohl unausweichlich, da sich der Mann einfach nicht auf einen Musikstil festlegen kann und offensichtlich auch nicht will. Kein Problem für mich, zumal der Track wieder klasse komponiert und eingespielt wurde.
Auch das rockige "Around & Around" und das langsamere, bluesige "Wondering" überzeugen durch die bereits genannten Stärken dieser Combo und die Leichtigkeit der Performance. Und so geht es unaufhaltsam weiter, während sich Big Chris Gates und seine Jungs zielsicher ins Langzeitgedächtnis der Zuhörer spielen. Egal, ob es weitere Rocker wie "Independance Day" oder "Southern Man", Country-infiziertes bei "Signs Of Life" und "Kisses On The Sly", oder stark Blues-verwurzeltes der Marke "One Last Chance", sowie "Fade Away" sind, dieses Album lässt kaum Schwachstellen erkennen.
Im Vergleich zu der vor nicht allzulanger Zeit in RockTimes vorgestellten neuen CD von
Jean-Paul Rena & Terrawheel fällt auf, dass die Darbietung des Texaners im Vergleich zu dem Holländer dann doch irgendwie leichtfüßiger und natürlicher erscheint. Absolut nichts gegen Jean-Paul Rena, aber Big Chris hat natürlich den Vorteil, nahe des Ursprungsortes des Blues aufgewachsen zu sein, woraus einem gewisse Dinge einfach in die Wiege gelegt zu sein scheinen. Oder, um es anders zu sagen: Sowas kann man nicht lernen!
Es bleibt festzustellen, dass wir hier eine gute Stunde klasse gemachten, eingängigen und songorientierten Blues Rock geboten bekommen, der sich gerne auch mal in Country (Rock)-Gefilden aufhält. Sämtliche Bandmusiker (Tony Redman und Bobby Daniel haben Gatesville bereits wieder verlassen) liefern starke Arbeit, wobei besonders die Solo-Gitarre von Tony Redman zu erwähnen ist.
Außerdem haben, um 'Unfälle' jeglicher Art zu vermeiden, noch weitere Gäste ausgeholfen, von denen vor allem der glänzende Dave Biller an der Pedal Steel herauszuheben ist. Ein sehr starkes Blues Rock-Album, das so manche Sammlung aufwerten wird.
Line-up:
Big Chris Gates (vocals, guitar)
Tony Redman (lead guitar)
Bobby Daniel (bass)
Rick Lyon (drums)

Guests:
Dave Biller (pedal steel - #3, 6, 9 12, 14)
Patrick Barker-Benfield (organ - #4, 5, 10, 11, 12, 13)
Lenny Sanchez (drums - #2, 3, 8, 9)
Erin Jaimes (backing vocals - #3, 5, 14)
Tracklist
01:How The Hell
02:Then There's You
03:Round & Round
04:Wondering
05:This Town
06:Signs Of Life
07:Holdin' On
08:Independance Day
09:Kisses On The Sly
10:One Last Chance
11:Southern Man
12:Quiet Love
13:Reason To Believe
14:Fade Away
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