Brandon Giles / 17.04.2010, ABC-Keller, Kamp-Lintfort
ABC-Keller Brandon Giles
ABC-Keller, Kamp-Lintfort
17. April 2010
Konzertbericht
Stil: Rock'n'Roll, Blues

Video: Helmut Tautges

Artikel vom 21.04.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Brandon GilesSein Instrument ist das Piano und er hat es sich als Autodidakt beigebracht.
Jerry Lee Lewis, die Rolling Stones, Professor Longhair beziehungsweise Elvis nennt er als seine Einflüsse. Hoch lebe der Rock'n'Roll!
Brandon Giles kommt aus Huntsville und hat im Jahr 2002 "You Can't Beat It" veröffentlicht. Inaktiv ist der Mann allerdings nicht. Alleine für die Frühjahrstour 2010 stehen ganze 23 Auftritte in seinem Terminkalender. Er hat bereits im Vorprogramm von einigen Größen des Showgeschäftes auf der Bühne gestanden und spielte die Rolle des Jerry Lee Lewis im Broadway Musical "Million Dollar Quartet".
Die aktuelle Tour bestreitet er mit dem Gitarristen Steve Schuffert und dem Bassisten Pete Tomarakos (Steve Schuffert Band) sowie Thumper an der Drums. Letzterer steht im Guinness Buch als schnellster Trommler der Welt.
Brandon GilesUm 20:10 Uhr war es soweit. Was sich in den nächsten zwei Stunden auf der Bühne ereignete, war gigantisch. Ein Mann, eine Band, eine Show, eine Musik... alles vom Feinsten und der ABC-Keller in Kamp-Lintfort war genau das passende Umfeld für die schweißtreibende Performance eines Brandon Giles. Während des Gigs sagte er in dem fast viertelstündigen "Hadacohl Boogie/Dirty Bookie": »I got 88 keys and ten fingers with brain in it.« Welch eine treffende Umschreibung für sein Talent in Sachen Musik sowie Show und es stank überhaupt nicht nach Eigenlob, wie sich heraus stellen sollte.
Brandon GilesZusammen mit seiner Band bot der Protagonist ein höchst emotionales Konzert der Extraklasse aus Rock'n'Roll, Blues, Boogie Woogie und Country Rock. Selbst wenn man alle Showeinlagen in Abzug brachte, blieb unter dem Strich immer noch ein Auftritt der besonderen Art stehen. Allerdings machte genau die Mixtur aus Show und Musik das Besondere seines Konzertes aus. Energetisch bis zum Anschlag und stets emotional war sein Auftreten. Die anderen Musiker auf der Bühne machten dabei volle Lotte mit und der einzige ruhende Pol in der gesamten Chose war der Bassist Pete Tomarakos. Nichtsdestotrotz war die Bedienungsanleitung für seinen Bass exorbitant lang. Es passierte so viel auf der Bühne des ABC-Kellers, dass man manchmal nicht wusste, wohin man zuerst schauen sollte. Zauberte Schuffert ein angetörntes Solo aus dem Ärmel seines später durchgeschwitzten T-Shirts, trieb Giles ihn zu immer weiteren Fingerfahrten auf dem Griffbrett und beide verknüpften ihr Spiel sehr ideenreich.
Wie weit die Orbitale seiner Interpretationen gingen, zeigte er mehr als deutlich durch den
Marshall Tucker-Song "Can't You See". Hier legte der Mann am Klavier mit seiner Combo ein Speed-Finish erster Kajüte hin. Für Brandon Giles schien es keine musikalischen Schranken zu geben.
Brandon GilesEs war so simpel wie logisch... durch eine solche Darbietung packten BG & Co. die Zuschauer bei ihren Endorphinen. So, wie der Amerikaner den Rock'n'Roll beziehungsweise Boogie Woogie auslegte, konnte man sich diese Stile sehr gerne gefallen lassen. Völlig unüblich für diese Genres waren die herrlichen Längen der einzelnen Tracks. Auch in der Kombination mit dem Blues haute es hin und schließlich war man ebenfalls im puren 12-Takter mächtig aktiv... "Rebecca" und eine Muddy Waters-Nummer.
Brandon GilesSitzend die Tasten mit dem Absatz seiner tigerdesignten Stiefel zu spielen war am Ende noch etwas fast Normales. Was hatte Giles auf diesem Sektor denn noch zu bieten? Das E-Piano wurde mit dem Fuß des Mikrofonständers bearbeitet, er spielte in der Art eines Karatkämpfers mit den Handkanten, er turnte auf dem Instrument herum und traktierte die Tasten mit den Stiefeln. Giles hockte auf dem von Gebrauchsspuren mächtig gezeichneten Piano und spielte somit seitenverkehrt, er verband sich die Augen mit einem Stirnband und fand blind auch so immer den richtigen Ton. Sein Mikrofon schien ihm aus Sicht eines Laien doch oft genug im Weg zu sein... er spielte um das Mikro herum. Wenn er seinen Hocker wegpfefferte, war Aktion angesagt. Brandon setze ein gefülltes Glas auf die Tasten und es kippte genauso wenig um, als er es auf seinem Kopf platzierte und dann noch, während des Spielens, aufstand. Giles' Instrument hatte viel auszuhalten, wenn er es mit beiden Händen und einem Fuß bediente oder eine Art Kosakentanz darauf bot. In "Shakin' At The Highschool Hop" waren seine Finger so schnell, wie die Drumsticks des Schlagzeugers Thumper.Wie sagte RockTimes-Kollege Daniel Daus so schön: »Der Giles macht richtig Alarm!«
Brandon GilesWährend einer recht kurzen Pause konnten alle durchatmen.
Danach stand Steve Schuffert mit Drummer sowie Bassist im Fokus der Aktion. Nun war vom Blues durchtränkte Musik angesagt und das zweite von drei Stücken war ein leckerer Boogie ohne Woogie. Rundum eine tolle Einlage in Sachen Eigenwerbung.
Irgendwie hatte Giles plötzlich auch noch eine Bluesharp in der Hand und stand auf seinem eigentlichen Arbeitsgerät, als er sie spielte. Bei der ersten Deutschlandtour von Eric Sardinas war man Zeuge, als der eine seiner Dobros anzündete. Jetzt war der Tastenmann an der Reihe und es machte ordentlich Eindruck, wenn auch solche Elemente in die Show einflossen. Giles ist der Inbegriff von infizierender Musik und Performance.
Brandon GilesIn einem Moment war hochoktaniger Rock'n'Roll angesagt und im nächsten Augenblick intonierte er eine herzzerreißende Ballade. Nach fast zwei Stunden war man am Ende der Setlist angekommen und frenetisch wurde vom zahlreich erschienen Publikum eine Zugabe gefordert. Als das Quartett wieder auf der Bühne war, kündigte Giles kurz und knapp »The national anthem of Boogie Woogie« an... "Great Balls Of Fire". Seine Version war, wie könnte es anders sein, exorbitant lang. Trotz der fordernden Zuschauer, die nicht genug von ihm bekommen konnten, gab es keine zweite Zugabe. Es war allerdings auch verständlich, denn alle Männer hatten alles gegeben.
Das Fazit des denkwürdigen und begeisternden Konzertes ist viel kürzer als die Songs: Über seine Musik weiß der Mann zu begeistern und als Sahnehäubchen bekommt man auch noch eine super Show geboten. Brandon Giles muss man live gehört sowie gesehen haben... atemberaubend!
Wir bedanken uns bei Uli op de Hipt vom ABC-Keller sowie Thomas Bauer von Fortune Records für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Brandon Giles (vocals, piano)
Steve Schuffert (lead guitar, vocals, backing vocals)
Pete Tomarakos (bass)
Thumper (drums)
Bilder vom Konzert
Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles
Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles
Brandon Giles Brandon Giles Brandon Giles
Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles
Brandon Giles     Brandon Giles     Brandon Giles
Externe Links: