Ein Autounfall öffnete Brantley Gilbert die Augen.
Das Leben ist wichtig und so soll man sich auch jeden Tag bewusst machen. Gilbert spielte in Clubs akustische Gitarre und sang dazu. Er stellte fest, dass sich unter den Zuschauern so etwas wie eine Fangemeinde bildete... klein, aber fein. Mit dem richtigen Gespür für das, was die Leute hören wollten, nahm er Abstand von der akustischen Musik und ganz in der Nähe von Athens wohnend, war es wohl auch keine schwere Aufgabe, die richtigen Musiker für einen Gruppe zu finden. Gesagt, getan, eine Band wurde gegründet und damit gab man dem Country den nötigen Tritt in den Allerwertesten, um zu rocken.
Mit seinem Album steht er an der Schwelle zu etwas größerem, als in Kneipen zu spielen.
Nach "Modern Day Prodigal Son" macht er nun mit "Halfway To Heaven" die Welle und mit einem Engagement, das bemerkenswert ist. Neben krachenden Rockern wird man plötzlich mit "Saving Amy" konfrontiert. Ja, sind wir denn hier im Mutantenstadel? Das ist natürlich etwas überspitzt, aber wenn die Saiten der E-Gitarren gegen die der Violinen oder besser Streichinstrumente allgemein eingetauscht werden, ist das schon eine Kehrtwendung hin zu nicht nur ruhigerer Musik. Worauf der Protagonist wohl nie verzichtet, ist seine akustische Gitarre. "Saving Amy" ist einfühlsam und vor dem geistigen Auge hat sich Gilbert eben schnell in der Garderobe umgezogen. Die staubige Lederjacke, die ausgetretenen Stiefel und die abgewetzte Jeans wurden durch ein gebügeltes weißes Hemd, Businessschuhe und Bügelfaltenhose getauscht. Für die Powerballade mit vielen Streichern (klingt ab und an wie ein ganzes Orchester) kann man sich bei einem zweiten oder dritten Durchgang begeistern.
Gilberts flotte Nummern atmen mit viel E-Gitarren sowie dem Einsatz des Bottleneck den Southern-Geist, nicht nur durch den Opener "Hell On Wheels" belegt. Ein ganz außergewöhnliches Stück Roots Music befindet sich ganz am Ende der CD. Mit dem Titel "Dirt Road Anthem (Revisted)" bringt Gilbert Colt Ford in den Fokus der Aktion. Ford ist ein Meister des gesprochenen Wortes, das er in ein Rap-Format transformiert. Zu gut instrumentierter Musik, bei der auch einige Loops zum Einsatz kommen, kontaktiert man den Country auf vorsichtige, aber erfolgreiche Art und Weise mit für dieses Genre ungewöhnlichen Stilen. In meinen Ohren eine gelungene Angelegenheit, die man ja bereits im Blues erfolgreich gepaart hat.
Bei "Kick It In The Sticks" sollte der Hörer gewarnt sein, denn Gilbert mischt jetzt einen ganz anderen Cocktail. Mit fetten Gitarren im Einsatz werden die Countrykrümel so ziemlich vom Tisch gefegt und der Blues Rock des Protagonisten kann sich gepflegt eine Scheibe bei AC/DC abschneiden. Dann mag man es wieder gemächlicher und stellt im Titeltrack das Melodische mehr in den Vordergrund. Obwohl sich in seinem Stammquartett kein Tastenmann befindet, laufen einem recht häufig Piano- beziehungsweise Orgelklänge über den Weg und die wurden bestens arrangiert. So zum Beispiel in "Country Must Be Country Wide". Es rockt wieder einmal mit Schmackes und die sphärigen Keyboards passen so gut zu den E-Gitarren. Man hat die CD obendrein auch noch sehr gut produziert. Der Protagonist sowie die Atom Brothers ( Tom Lewis/ Newton Carter) sorgten für einen transparenten Klang, in dem sich die akustische Gitarre immer wiederfindet. Die 'atomaren Brüder' waren mit ihren Sechssaitern und Keyboards auch im Aufnahmeraum und haben ebenfalls im Chor gesungen.
Brantley Gilbert hat viele echt hörenswerte Schmankerl in seinen Kompositionen untergebracht und eine dynamische Rocknummer wie "Take It Outside" macht den Kohl erst richtig fett. An einer Slidegitarre kann ich mich ja nicht satthören und die ist auf "Halfway To Heaven" oft genug vertreten. Die Balladen sind ebenfalls kraftvoll und insgesamt darf man sich Brantley Gilbert mit einem ruhigen Gewissen in seiner Einkaufsliste notieren. Mit seinem zweiten Album veröffentlicht er eine ganz feine Platte, die sehr ausgewogen ist und einfach Spaß macht. Das ist ja bekanntlich mit das Wichtigste, was unter dem Strich stehen soll.
Line-up:
Brantley Gilbert (lead vocals, acoustic guitar)
Jess Franklin (rhythm guitar, lead guitar, slide guitar, Dobro, keyboards, backing vocals)
John Merlino (rhythm guitar, lead guitar)
Jonathan Waggoner (bass, backing vocals)
Ben Sims (drums)
With:
A.J. Adams (pedal steel)
John Keane (pedal steel)
The Atom Brothers (electric guitar, acoustic guitar, keyboards, backing vocals)
Randell Bramlett (piano, organ)
Andy Carison violin, viola)
Davis Causey (electric guitar)
Jane Van Voorthis (cello)
Colt Ford (vocals - #12)
Rachel Farley (backing vocals - #5)
Brandon Hicks (backing vocals)
Tom Ryan (backing vocals)
Matt McDonald (loops)
Ken Fulghum (stomp)
Tracklist |
01:Hell On Wheels (4:17)
02:Bending The Rules And Breaking The Law (3:32)
03:Back In The Day (4:01)
04:My Kind Of Crazy (3:42)
05:Kick It In The Sticks (3:49)
06:Halfway To Heaven (3:16)
07:Saving Amy (5:29)
08:Country Must Be Country Wide (3:39)
09:Take It Outside (4:22)
10:Them Boys (4:05)
11:Fall Into Me (4:02)
12:Dirt Road Anthem (Revisted) [feat. Colt Ford] (4:41)
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